Sneaker in den USA:Der Superstar unter den Turnschuhen

Street Style in Barcelona

Sneaker sind ein riesiges Geschäft. Im vergangenen Jahr dominierte mit dem Adidas "Superstar" ein Modell den Markt, das mehr als 40 Jahre alt ist.

(Foto: Getty Images)
  • Erstmals seit zehn Jahren ist der meistverkaufte Sneaker in den USA ein deutsches Modell: der "Superstar" von Adidas.
  • Das Modell ist eigentlich schon mehr als 40 Jahre alt und war ursprünglich ein Basketballschuh. Im Jahr 2014 wurde es dann überarbeitet und ist heute vor allem ein Lifestyleschuh.

Von Anna Dreher

Natürlich dieser Schuh - welches Modell käme sonst dafür infrage, das zu schaffen, was keinem anderen in zehn Jahren gelungen ist. Dieser schlichte Sneaker, der vor 48 Jahren erfunden, jahrelang begeistert getragen, dann von vielen nicht weiter beachtet und vor zwei Jahren wiederbelebt wurde: der "Superstar" von Adidas.

Nach Berechnungen von Mitarbeitern des amerikanischen Marktforschungsinstituts NPD Group wurde der bestverkaufte Sneaker in den USA, dem weltweit größten Markt in dieser Sparte, 2016 erstmals in zehn Jahren nicht von Nike produziert, sondern von Adidas. Kein Modell hat sich dort im vergangenen Jahr besser verkauft als der Superstar. Wie groß die Stückzahl ist, gab NPD nicht bekannt. Der zweitplatzierte Jordan XII kostet bei den meisten Händlern mindestens doppelt so viel wie der Superstar, was vermuten lässt, dass der deutsche Sportartikelhersteller 2016 wesentlich mehr Paare seines erfolgreichsten Modells in den USA verkauft hat als sein amerikanischer Konkurrent.

"Dass ein Sneaker, der nicht von Nike ist, an der Spitze steht, zeigt die Schwierigkeiten der Firma im US-Großhandelsgeschäft", sagt Matt Powell, Sportindustrie-Analytiker von NPD. Ein Machtwechsel steht deshalb aber nicht bevor. Nike bleibt mit rund 32 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) Jahresumsatz weiterhin die unangefochtene Nummer eins der Branche, während Adidas einen Umsatz von 19,3 Milliarden Euro verbuchte - immerhin Rekord. Bei den Schuhen liege der Marktanteil für Nike nach wie vor bei mehr als 60 Prozent, wie Powell sagt, während dieser für Adidas etwa 20 Prozent betrage. Auch das zeigt das neue Ranking: Ausschließlich Modelle von Nike oder einer Nike-Tochtergesellschaft wie Jordan oder Converse belegen die Plätze zwei bis zehn.

Adidas aber profitiert von einem allgemeinen Retrotrend, den die Traditionsfirma aus Herzogenaurach mit dem leicht überarbeiteten Klassiker aus den Siebzigerjahren wohl besser bedienen kann als andere. Nachdem 2014 vor allem das Modell Stan Smith, ursprünglich ein Tennisschuh, umjubelt wurde, schwappte diese Begeisterung ein Jahr später auf den Superstar mit seinen typischen Zehenkappen aus Gummi über - ein Turnschuh, entwickelt für Basketballspieler.

1969, als die Beatles ihr letztes gemeinsames Album produzierten, brachte Adidas mit dem Superstar eine Innovation auf den Markt: der erste Basketballschuh, der unter dem Knöchel abschloss und aus Leder und Gummi gefertigt war. Nicht aus Stoff, wie die meisten Basketballschuhe zu dieser Zeit. Er wurde zu einem festen Bestandteil dieser Sportart, drei Viertel aller Spieler stiegen in den ersten Jahren auf den Superstar um. Kareem Abdul-Jabbar, einer der besten Profis in der Geschichte der Basketballliga NBA, war einer der populärsten Superstar-Träger. "Ich dachte: Wow, ein Lederschuh! Das war etwas anderes", sagte er. "Jedes Mal, wenn ich danach Sportschuhe tragen wollte, hatte ich meine Superstars an. Beim Sport habe ich nie wieder andere Schuhe angezogen."

In den Achtzigerjahren dann geriet der Superstar immer mehr vom Sport- zum Lifestyleschuh. Die New Yorker Hip-Hop-Gruppe Run-D.M.C. widmete dem weißen Schuh mit den gezackten drei Streifen sogar einen Song: "My Adidas and me, close as can be, we make a mean team, my Adidas and me." Superstars trugen Superstars, also wollten es die anderen auch.

Das Erfolgsmodell wurde dann jedoch vor allem durch Schuhe von Nike in den USA abgelöst. Adidas schaffte das Comeback erst durch Partnerschaften wie die mit dem Musikproduzenten Pharrell Williams. Da wurde es wieder cool, die gleichen Schuhe zu tragen, die schon die eigenen Eltern anhatten.

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