Smartphone-Spiel:Pokémon Go, Nintendo No

Smartphone-Spiel: Das Pikachu, eines der Pokémons, analog, nämlich als Maskottchen.

Das Pikachu, eines der Pokémons, analog, nämlich als Maskottchen.

(Foto: Kazuhiro Nogi/AFP)

Der Aktienkurs des Videospiel-Herstellers Nintendo hat sich seit Einführung des Spiels mehr als verdoppelt. Jetzt brach er ein. Denn von dem Smartphone-Hit profitieren vor allem andere.

Von Peter Esser

MünchenGut drei Wochen ist es her, dass Pokémon Go heraus kam. Seitdem bricht das Smartphone-Spiel unentwegt Rekorde. Millionen Spieler sind unterwegs, um die virtuellen Kreaturen zu fangen, die an öffentlichen Plätzen auf der Kamera des Smartphones erscheinen. Vor allem auf den Aktienkurs des Videospiel-Herstellers Nintendo, auf dessen Konsolen die Spieleserie um die sammelbaren Taschenmonster seit 20 Jahren erfolgreich ist, wirkte sich die Einführung des Spiels positiv aus. Der Wert der Aktie hatte sich innerhalb weniger Wochen mehr als verdoppelt. Doch das änderte sich an diesem Montag schlagartig. Die Aktie stürzte zu Handelsbeginn in Japan um 18 Prozent ab, ein Wertverlust von 708 Milliarden Yen, umgerechnet sechs Milliarden Euro.

Grund für den Stimmungswechsel an der Börse dürfte eine Pressemitteilung sein, die der japanische Konzern am Freitagabend herausgab. Das Smartphone-Spiel Pokémon Go, so hieß es darin, werde sich nicht spürbar auf den Jahresgewinn von Nintendo auswirken. Bei den Anlegern führte das wohl zu Verwunderung, schließlich hing der schnelle Aufstieg der Aktie ausgerechnet mit der Pokémon-Go-App zusammen. Die ist zwar extrem erfolgreich und dürfte hohe Einnahmen bringen, doch Nintendo ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das von dem Spiel profitiert. Die Japaner müssen sich die Gewinne mit einer Vielzahl von Firmen teilen.

Nintendo brachte das erste Pokémon-Spiel für den Gameboy zusammen mit dem Spielentwickler Game Freak vor 20 Jahren auf den Markt. An Pokémon Go ist die Firma aber nur geringfügig beteiligt. Entwickelt hat das Spiel die ehemalige Google-Tochter Niantic. Auch den Vertrieb der App erledigt nicht Nintendo, sondern die Pokémon Company. Sowohl an dieser als auch an Niantic hält Nintendo nur Minderheitsanteile.

Außerdem geht von den Einnahmen ein Teil an die Technologiekonzerne Apple und Google. Sie betreiben die App-Stores, aus denen Nutzer das Spiel herunterladen. Wenn Spieler in der App zusätzliche Utensilien für die Jagd nach Pokémon kaufen, verdienen auch Apple und Google. Dieses Geschäft mit sogenannten In-App-Käufen ist im Fall Pokémon besonders lukrativ und rund ein Drittel des Erlöses geht an die Store-Betreiber. Kein Wunder, dass sich die Einführung von Pokémon Go auch bei der Apple-Aktie bemerkbar machte.

Das Armband, passend zur App, gibt es nur für ein Bruchteil der Nutzer

Nintendo versucht nun, durch zusätzliche Produkte mehr am Hype um seine eigene Kreation zu verdienen. So zum Beispiel mit dem Verkauf von Armbändern, genannt "Pokémon Go Plus", eine Erweiterung des Smartphone-Spiels. Diese Armbänder werden ausschließlich von Nintendo vertrieben. Doch zum Teil kommt das Unternehmen mit dem Produkt nicht hinterher. Die Veröffentlichung war auch hierzulande für Ende Juli angekündigt. In Deutschland hat sich der Termin schon nach hinten verschoben: Vorbestellungen im Nintendo-Store sind momentan nicht mehr möglich und als Lieferdatum wird der 31. August genannt. Außerdem hat das Pokémon-Armband einen Nachteil: Vorerst wird es nur mit neueren iPhone-Modellen kompatibel sein, nicht jedoch mit Android-Smartphones. Die Mehrheit der Pokémon-Jäger spielt jedoch mit Geräten, die ein Android-Betriebssystems installiert haben.

Es ist also fraglich, ob das Spiel bei Nintendo zu deutlichen Gewinnsteigerungen führt - das hat nun auch das Unternehmen selbst zugegeben. Die Mitteilung kam am selben Tag, als das Spiel auf dem japanischen Markt erschien. Auch dort ist der Pokémon-Hype groß. Bei Nintendo hat er jetzt einen Dämpfer bekommen. Auch andere Unternehmen, die bislang von der Hysterie um Pokémon Go profitiert haben, müssen inzwischen Kursverluste hinnehmen. Die Aktie von McDonald's brach in Tokio zeitweise um zwölf Prozent ein, der größte Tagesverlust seit 15 Jahren. McDonald's tritt in Japan als Partner für Pokémon Go auf. In den Restaurants können Spieler ihre virtuellen Monster gegeneinander kämpfen lassen. Und wenn es gut für das Unternehmen läuft, essen sie nebenbei noch ein paar Burger.

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