Smartphone Oneplus 6:9/10 iPhone, 1/2 Preis

Ja, es gibt bessere Handys als das Oneplus 6. Aber die kosten fast das Doppelte. Der chinesische Hersteller hat vor allem dort nachgebessert, wo es beim Vorgänger noch Kritik gab. Ein nicht ganz unwichtiges Versprechen, bleibt er allerdings schuldig.

Von Simon Hurtz

Zwei Dinge kann Oneplus wirklich gut. Das erste: Werbung in eigener Sache machen. Das chinesische Unternehmen vermarktet seine Smartphones aggressiv als "Flaggschiff-Killer". Das zweite: Die Hardware hält meist mit dem Werbeversprechen mit. Oneplus baut Smartphones, die kaum schlechter sind als aktuelle Spitzengeräte, aber teils nur die Hälfte kosten. Für 520 Euro bekommt man im Mai 2018 kein besseres Smartphone als das Oneplus 6.

Das Display ist solide. Der 6,3-Zoll-Bildschirm mit Oled-Technologie lässt sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos ablesen. Die Farben wirken natürlich und verändern sich bei schrägen Blinkwinkeln nicht. Die Rückseite des Oneplus 6 besteht aus Gorilla-Glas. Das mag fünffach gehärtet sein - am Ende bleibt es Glas, und das kann splittern. Dementsprechend empfiehlt sich eine Hülle. Praktisch ist der Schieberegler an der Seite, mit der sich das Smartphone stummschalten lässt. Für Badewannenleser eignet sich das Gerät dagegen nicht. Es ist nicht wasserdicht, nur wasserabweisend.

Wie lange ein Smartphone durchhält, hängt von der individuellen Nutzung ab. Genaue Zeitangaben erübrigen sich, Messwerte helfen nur eingeschränkt. Der Akku des Oneplus 6 reicht auf jeden Fall, um durch den Tag zu kommen. Dank Schnellladetechnik lädt das Smartphone in einer halben Stunde um mehr als die Hälfte. Das funktioniert aber nur mit dem mitgelieferten Ladegerät. Für die Geschwindigkeit gilt dasselbe wie für die Akkulaufzeit: Entscheidender als Laborwerte ist das Zusammenspiel aus Hardware und Betriebssystem. Beim Oneplus 6 stimmt beides. Auf dem Papier hängt das Smartphone die Konkurrenz ab, auch in der Praxis treten keine Geschwindigkeitseinbußen auf. Apps starten schnell, das Scrollen wirkt flüssig, der Touchscreen reagiert ohne Verzögerung.

Bei der Kamera holt das Oneplus 6 deutlich auf

Die angenehme Bedienung liegt zu einem großen Teil am Betriebssystem. Oneplus bietet ein nahezu unverändertes Android 8.1 ohne optische und funktionale Verschlimmbesserungen. Allerdings gibt Oneplus keine Update-Garantie. Nutzer können also nicht sicher sein, wie lange Sicherheits- und Funktions-Updates erscheinen. Frühere Smartphones des Unternehmens erhielten neue Android-Versionen schneller als die meisten Geräte der Konkurrenz, mit Googles eigenen Geräten kann Oneplus aber nicht mithalten.

Der größte Kritikpunkt am Oneplus 5T war die Kamera - nicht schlecht, aber auch nicht auf Top-Niveau. Das Oneplus 6 holt deutlich auf. Wenn Bildqualität das entscheidende Kriterium ist, gibt es aber nach wie vor bessere Alternativen. Die Doppelkamera auf der Rückseite ermöglicht Aufnahmen mit Bokeh-Effekt. Insbesondere Portrait-Fotos profitieren von der Tiefenschärfe. Selfies mit weichgezeichnetem Hintergrund sind aktuell nicht möglich. Oneplus will die Funktion für die Frontkamera mit einem Software-Update nachliefern. Bei guten Lichtverhältnissen schießt das Oneplus 6 tolle Fotos: scharf, mit natürlichen Farben und wenig Rauschen. Wenn es dämmrig oder dunkel wird, bekommt die Kamera Probleme. Manchmal fokussiert den Sensor nicht richtig, Farben wirken künstlich übersättigt, oder das Auslösen dauert länger als üblich.

Das Oneplus 6 hat kein echtes Alleinstellungsmerkmal. Es ist ein rundum solides Smartphone ohne größere Schwächen. Entscheidend ist der Preis: Apple, Samsung und Google verlangen für ihre Spitzengeräte um die 1000 Euro, das Huawei P20 Pro ist kaum günstiger. Das Oneplus 6 kostet rund die Hälfte und kann in fast allen Belangen mithalten. Wer auf iOS schwört oder Wert auf Statussymbole legt, greift zum iPhone. Wer größten Wert auf gute Fotos legt, wird mit dem Google Pixel 2 glücklich. Alle anderen sollten sich das Oneplus 6 zumindest ansehen.

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