Smartphone-Flaggschiffe:Welches teure Smartphone hätten Sie denn gern?

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Die eigenen Idole fotografieren, wie es hier Fans der Fußball-Mannschaft Real Madrid versuchen, geht mit jedem Smartphone. Die unterscheiden sich auch sonst nur in Nuancen. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Ob Apple oder Huawei oder HTC oder Samsung oder Google: Hochwertige Smartphones können eigentlich längst alle das Gleiche. Die Kaufentscheidung macht das nicht unbedingt einfacher.

Von Helmut Martin-Jung

Ziemlich verrückt eigentlich: Die Fachpresse, die Spezialisten-Blogs stürzen sich auf neue Smartphones, gieren nach Vorab-Testgeräten, balgen sich bei Präsentationen um die besten Plätze, messen Pixel, Prozessorleistung und andere PS-Werte. Aber in Wahrheit, das Marketing-Blabla mal ausgeblendet, ist schon längere Zeit kaum noch entscheidend, welches Smartphone man kauft. Alles was über - sagen wir - 350, 400 Euro kostet, unterscheidet sich nur noch in solch feinen Nuancen von den erheblich teureren Flaggschiffen, dass die meisten Nutzer es kaum merken würden, wenn sie ein etwas günstigeres Gerät in Händen hielten.

Nun kann man ja nicht sagen, dass sich gar nichts täte. Nein, die Smartphone-Hersteller bemühen sich ganz im Gegenteil nach Kräften, der eigentlich ausentwickelten Gattung weitere Fähigkeiten zu verleihen. Irgendetwas müssen sie schließlich tun, denn schnell oder scharf genug waren eigentlich auch schon die Smartphones von vor drei Jahren.

Der USB-C-Anschluss setzt sich mehr und mehr durch

Also lernen die kleinen Wunderkästchen zum Beispiel Dinge, die eigentlich physikalisch unmöglich sind, die sich mit Hilfe von Doppelkamera und Software allerdings sehr gut simulieren lassen. Nämlich: Porträtfotos mit wunderbar unscharfem Hintergrund zu schießen, wie das eigentlich nur die großen Spiegelreflexkameras können. Und als ob das nicht schwer genug wäre, werden die Geräte dabei auch noch dünner, ihre Bildschirme aber größer. Auch das Ladeproblem haben viele Hersteller einigermaßen im Griff. Einigermaßen deshalb, weil sich zwar die Handys oft sehr schnell aufladen lassen. Das aber nur mit den mitgelieferten Netzteilen der jeweiligen Hersteller. Adieu Standards.

Mehr und mehr setzt sich dabei der neue USB-C-Anschluss durch. Sein großer Vorteil: Man muss nicht mehr darauf achten, den Stecker richtig herum in die Buchse zu stöpseln - der Neue passt in beiden Richtungen. Die meisten Hersteller spendieren ihren Geräten noch eine analoge Kopfhörer-Buchse. Die sie weglassen, zum Beispiel HTC beim U11 und Apple beim iPhone 7, legen immerhin einen kleinen Adapter bei. Was gut ist, denn viele wollen eben ihren eigenen Kopfhörer verwenden oder auch während eines Fluges Musik hören. Über Bluetooth-Funk erlaubt das ja nicht jede Airline.

Das Bewährte

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(Foto: N/A)

Die beiden 7er-iPhones sind die ältesten in dieser Auswahl, das neue iPhone wird wohl erst im September kommen. Mit einem iPhone macht man nichts falsch, außer dass man viel Geld ausgeben muss. Fürs gleiche Geld bekommt man zwar im Android-Lager mehr. Allerdings juckt es die meisten nicht im geringsten, wenn ein Handy in Benchmark-Tests nicht ganz vorne dabei ist. Es muss sich gut bedienen lassen und ein gutes Gesamtpaket darstellen. Und dabei schlägt sich das iPhone einfach gut. Updates sind kein Problem, Kamera, Prozessor- und Grafikleistung meistern alle Herausforderungen des Alltags. Im Design hebt sich das iPhone nicht vom Rest ab, die Unterschiede, die es einst gab, sind verschwunden. Preis: 694 Euro, 840 Euro (7 plus) Preis/Leistungsverhältnis: 2/5

Der Ehrgeizling

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Smartphone-Pionier HTC hatte in jüngerer Zeit nicht viel Glück mit seinen Handys. Die One genannte Reihe konnte sich nicht durchsetzen, was auch an den mäßigen Kamera-Leistungen lag. Mit dem U11 möchte HTC das ändern - was auch gelungen ist. Die Kamera ist die derzeit wohl beste auf dem Markt. Dazu gibt's noch die Quetsch-Funktion: Das Handy kann Aufgaben ausführen, wenn man es an den Seiten zusammendrückt, zum Beispiel die Kamera-App öffnen und auslösen. Praktisch, aber nicht unverzichtbar. Das Design mit schillernden Glasflächen ist ungewöhnlich. Die Klinkenbuchse fehlt, ein Adapter sowie ein Headset mit Geräuschunterdrückung liegen aber bei. Nachteil: Der Akku hält nicht besonders lange durch. Preis: 749 Euro (UVP) Preis/Leistungsverhältnis: 3/5

Der Aufsteiger

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Ein Huawei-Handy? Das hätten sich vor einigen Jahren außerhalb Chinas nur die wenigsten vorstellen können. Mittlerweile macht der Hersteller auch in Europa gute Geschäfte. Das Huawei P10, das es wie das iPhone und das S8 von Samsung in zwei Größen gibt, hinterließ auf dem Mobile World Congress, wo es vorgestellt wurde, einen guten Eindruck. Beide Modelle kommen mit einer rückwärtigen Leica-Doppelkamera daher, eine davon macht Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Beim größeren der beiden P10 löst der Bildschirm höher auf. Wichtig wird das aber nur für VR-Brillen. Beim Design hat sich Huawei beim P10 stark an Apple angelehnt, das geht bis zur Android-Oberfläche, die der Hersteller aussehen lässt wie Apples iOS. Preis: 560 Euro, 650 Euro (P10 plus) Preis/Leistungsverhältnis: 4/5

Der Testsieger

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Die Schmach mit den feuergefährlichen Akkus seines Note 7 wird Samsung so schnell nicht mehr los. Das derzeitige Spitzenmodell Galaxy S8 stand daher unter Erfolgsdruck. Und? Mission erfolgreich: Das S8 gefällt mit gutem Design und rekordverdächtigen Leistungswerten. Wer unbedingt ein Smartphone haben muss, das in allen Belangen in der Champions League spielt, kann hier zugreifen. Wie bei Apple und Huawei gibt es auch bei Samsung die Wahl zwischen groß und sehr groß. Da schon einige Wochen auf dem Markt, haben die Preise für Samsungs Flaggschiffe bereits deutlich nachgegeben, so dass man die beiden S8-Modelle billiger bekommt als diejenigen des deutlich älteren iPhone 7. Preis: 630 Euro, 760 Euro (S8 plus) Preis/Leistungsverhältnis: 4/5

Der Preisbrecher

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Was kann ein Newcomer schon tun, um auf einem neuen Markt Fuß zu fassen? Er muss vor allem durch ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis auf sich aufmerksam machen. Der chinesische Anbieter Oneplus hat das in herausragender Weise getan und sich selbst als Flaggschiff-Killer inszeniert. Das neue Oneplus 5 reicht in vielem an die aktuellen Spitzenhandys heran, ist aber auch nicht mehr ganz so superpreisgünstig wie die Vorgänger. Aber immer noch macht Oneplus ein Angebot, das viel fürs Geld verspricht. Was fehlt: Der Bildschirm löst weniger hoch auf als bei der Konkurrenz, was aber im Alltag nicht negativ auffällt. Das Handy ist zudem nicht wasserdicht. Kaufen kann man das Oneplus derzeit nur online. Preis: 499/569 Euro je nach Ausstattung Preis/Leistungsverhältnis: 5/5

Bei Betriebssystemen haben die Kunden bloß noch die Wahl zwischen Apple und Google

Wenn es um Betriebssysteme geht, haben die Kunden schon länger nur noch die Wahl zwischen zwei Herstellern: Apple und Google. Apple ist dabei klar im Vorteil, die Ingenieure des Konzerns können Hard- und Software gut aufeinander abstimmen. Im Android-Lager dagegen versuchen viele Hersteller, dem System, so wie es von Google kommt, eine eigene Note zu verleihen. Manchmal macht das die Software besser, oft aber auch nicht.

Und in jedem Fall gilt: Je mehr der Hersteller am Original-Android herumbastelt, umso mehr Arbeit muss er hinterher investieren, wenn neue Android-Versionen auf den Markt kommen. Und meistens dauert es dann auch umso länger, bis die neue Version bei den Kunden ankommt. Wenn sie das überhaupt tut. Denn den hohen Aufwand treiben die Hersteller meist nur für die teureren Geräte. In der Apple-Welt dagegen finden neue Software-Versionen sehr schnell Verbreitung. Zu Pannen ist es aber auch bei Apple schon gekommen.

Eigentlich wäre es eine gute Idee, Menschen, die ein neues Smartphone brauchen, zu raten, sie sollten sich das aussuchen, dessen Design ihnen am besten gefällt. Doch das Dumme ist: Man muss heute bei den meisten Smartphones schon sehr genau hingucken, um die Unterschiede im Design überhaupt zu erkennen. Nur wenige wie etwa Sony leisten es sich noch, aus der Reihe zu tanzen, ansonsten sorgen höchstens noch ausgefallene Farbenspiele wie bei HTCs U11 für Unterscheidbarkeit.

Es ist wie bei Autos. Nähme man die Logos und Schriftzüge ab, täten sich viele schwer, einen Peugeot von einem Ford oder einem Hyundai zu unterscheiden. Und fahren tun sie alle.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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