Skurrile Wirtschafts-News:Wenn Geistliche Geschäfte machen

Wie drei Pfarrer zu Kreditunternehmern wurden und wo es tragbare Toiletten für den Katastrophenfall gibt: Skurrile Wirtschafts-News aus dem Netz.

Johannes Kuhn

Die Klingelbeutel-Kreditunternehmer

Wenn drei Priester gemeinsam ein Kreditunternehmen gründen, werden Diözesen meist hellhörig. So geschehen im US-Bundesstaat Florida, wo drei irische Pfarrer nach Angaben des Independent unter Verdacht stehen, über Jahrzehnte Kirchengelder in einer Gesamthöhe von 8,6 Millionen Dollar unterschlagen zu haben.

Die drei Priester Skehan, Hickey und Guinan (inzwischen 80, 71 und 64 Jahre alt) riefen 1984 die Kreditfirma Shag Inc. ins Leben. Bereits Anfang der neunziger Jahre regte sich erstes Misstrauen, als sich der Firmenname auf der Gläubigerliste eines Immobilienbetrügers fand - und als Adresse eine Kirche in Florida angegeben war. Man darf davon ausgehen, dass auch die ungewöhnliche Namenswahl der Gottesmänner Verdacht erregte - to shag heißt - zumindest in Großbritannien - soviel wie "vögeln".

Weil Gottes Mühlen jedoch langsam mahlen, kam der Stein erst im Jahr 2003 ins Rollen, als eine Routineprüfung der Kirchenfinanzen in Pfarrer Guinans Gemeinde einen äußerst hohen Fehlbetrag ergab. Die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein und hat nun gegen zwei der drei Pfarrer Anklage erhoben. Der Vorwurf: Über 40 Jahre hätten die Gottesdiener Geld in Millionenhöhe unterschlagen, um sich Freundinnen zu leisten, Grundstücke zu kaufen oder Reisen in Glücksspielparadiese und ins Ausland zu unternehmen.

Ihr Kreditunternehmen brachte den Gottesdienern freilich wenig Glück und wurde bereits Mitte der 90-er Jahre aufgelöst. Sollten die beiden Priester neue Geschäftsideen haben, müssen sie sich beeilen. Werden sie bei dem im Februar beginnenden Prozess verurteilt, drohen ihnen bis zu 30 Jahre Haft.

Feste Platten statt Festplatte

Wer seinen Kunden schlechte Ware verkauft, findet sich im Internet-Zeitalter schnell auf einem Konsumenten-Blog wieder. Wer sich sogar weigert, die Ware wieder zurückzunehmen, hat es schnell mit einem PR-Gau zu tun.

So ging es kürzlich der amerikanischen Elektronikkette Best Buy. Ein Kunde hatte in einer Filiale im Bundesstaat New York eine neue Festplatte gekauft. Als er diese daheim auspackte, wunderte er sich nicht schlecht: Statt dem versprochenen 1-Terabyte-Speicherplatz fand er nur Teile von Badfliesen vor, eingepackt in eine amerikanischen Tageszeitung.

Weil Best Buy sich jedoch weigerte, die Keramikplatten gegen eine reale Festplatte umzutauschen, wandte sich der Kunde an die Macher der US-Seite Consumerist, die den Fall publik machten. Der Gesetzmäßigkeit des Internets folgend wurde der Artikel schnell zum Besuchermagneten - und in zahlreichen Kommentaren dürfen die Best Buy-Verantwortlichen nun nachlesen, wie sich Dutzende von Kunden über mangelnde Qualität und fehlenden Kundenservice der Elektronikkette auslassen.

Die Sucht nach Existenzgründung

Was macht ein junger Unternehmensgründer, wenn er seine Firma für viele Millionen Dollar verkauft hat? Er weiß nichts mit sich anzufangen und gründet ein neues Unternehmen.

Dies ist zumindest bei Max Levchin der Fall, den die New York Times jüngst porträtiert hat und als Musterbeispiel für Entrepreneure unter 30 bezeichnete. Levchin gründete 1998 den Bezahlservice PayPal und verkaufte ihn im Jahr 2002 an Ebay.

Doch dreistellige Millionenbeträge auf dem Konto machten den damals 27-Jährigen nicht glücklich. Auf der Suche nach dem Sinn fand Levchin heraus, dass er nur für eine Sache lebt: "Wenn ich keine Unternehmen gründen könnte, würde ich nicht wissen, was ich tun sollte", erklärt der Jungmillionär. "Wahrscheinlich würde ich darüber nachdenken, mir die Pulsadern aufzuschneiden."

Anstatt sich ausgedehnten Urlauben an Südseestränden, Selbsterfahrungstrips nach Indien oder der Gründung einer wohltätigen Organisation zu widmen, arbeitet der inzwischen 32-Jährige nun wieder 15 bis 18 Stunden täglich, um sein neues Internetprojekt Slide.com nach vorne zu bringen. So lässt sich sein Ziel für den nächsten Schritt im Leben schlicht in Dollar bemessen: Beim Weiterverkauf möchte Levchin mehr als die 1,54 Milliarden Dollar bekommen, die Ebay für PayPal zahlte. "Denn was", fragt der Unternehmensgründer aus Leidenschaft, "hätte ich denn sonst dazugelernt?"

Kriminelle Berufswünsche

Bei einer Bewerbung können schon kleinste Details über die Einladung zum Vorstellungsgespräch entscheiden. In der Times haben Personaler der englischen Firma Just IT Recruitment nun die ungewöhnlichsten Bewerbungsschreiben aufgelistet.

So legte ein Interessent gleich seine kompletten Finanzdaten offen - anscheinend, um einen vertrauenswürdigen Eindruck zu machen. Eine andere Bewerberin schrieb, sie sei sehr pünktlich, weil sie "montags, mittwochs und freitags" um sechs Uhr aufstehe. Ein anderer legte gar kriminelle Ambitionen an den Tag: Als Lebensziel gab er in seinen Unterlagen "Computerhacker" an.

Auch mancher Leser konnte in den Kommentaren die Liste der verunglückten Bewerbungsschreiben ergänzen. "Ein Kandidat schrieb, er habe 'eine Leidenschaft für Genauigkeit'", gibt eine Frau aus Birmingham zu Protokoll, "leider schaffte er es, nicht nur seine Berufsbezeichnung, sondern auch unseren Firmennamen falsch zu schreiben."

Von dem wohl ausführlichsten Lebenslauf berichtet ein Mann aus dem britischen Surrey: "Ich bekam eine Bewerbung eines Herrn, die acht Seiten lang war und eine Inhaltsangabe aller drei von ihm geschriebenen Bücher beinhaltete (seltsamerweise unveröffentlicht). Es war etwas ungewöhnlich, denn er bewarb sich auf eine Stelle in der Finanzbranche."

Nach Südtirol, der Steuern wegen

Der italienische Skiort Cortina D'Ampezzo gilt allwinterlich als Treffpunkt für die gutbetuchte High Society Europas. Doch der Name, der für Exklusivität und Pulverschnee steht, könnte bald von der italienischen Landkarte verschwinden.

Die Bewohner des Ortes, der auch als "Perle der Dolomiten" bekannt ist, fühlen sich nämlich in Italien unwohl, wie die BBC berichtet. Böse Zungen behaupten: Ihnen sind die italienischen Steuern zu hoch. In einem Referendum stimmte deshalb eine Mehrheit dafür, sich der Region Trentino-Südtirol anzuschließen.

Die liegt auf der anderen Seite des Berges und genießt im Verwaltungsangelegenheiten Autonomie. Dazu gehört auch, dass die Staatshilfen kräftig fließen und die Steuern niedriger als in der Provinz Veneto sind, zu der Cortina momentan gehört.

Weil man sich in Veneto jetzt wohl um die Steueranteile der ertragreichen Skiwinter fürchtet, weigern sich die dortigen Offiziellen jedoch, den Ort freizugeben. Dabei verbindet Trentino-Südtirol und Cortina nicht nur die Freude an niedrigen Steuersätzen: In beiden Orten wird südtirolerisch gesprochen.

Rettung in Zeiten des Superstaus

Ein großes Geschäft mit dem Kleinen möchte das japanische Autozubehör-Unternehmen Kaneko Sangyo machen. Ab 15. November vertreibt es online die erste tragbare Toilette für Autofahrer.

Nach Firmenangaben ist das WC so klein, dass es in einen kleinen Koffer passt. Auch für die Wahrung der Intimsphäre ist gesorgt, da sich um die Toilette ein kleiner Vorhang ziehen lässt.

Während das Mini-Klo hierzulande vor allem in Sommerstaus zum Einsatz kommen könnte, will die Firma in Japan vor allem von Katastrophenfällen profitieren: Sollten Autoinsassen nach einem Erdbeben in ihrem Fahrzeug gefangen sein, könnte das neue Produkt wertvolle Dienste leisten, wirbt das Unternehmen.

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