Siemens:Zwielichtige Geschäfte mit Suharto

Im Schmiergeldskandal bei Siemens tauchen neue Vorwürfe auf: In den 90-er Jahren könnte sich der Konzern die "korrupten Gebräuche des Suharto-Clans" zu Nutze gemacht haben.

In der Schmiergeld-Affäre um den Siemens-Konzern sind neue Vorwürfe in der Kraftwerkssparte aufgetaucht. Nach Darstellung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel besteht der Verdacht, dass auch im Zusammenhang mit einem Kraftwerksbau in Indonesien Schmiergelder in Höhe von fast 20 Millionen Euro über ein geheimes Depot in Liechtenstein geflossen sein könnten.

Die WirtschaftsWoche berichtet, die Hälfte des Siemens-Geschäfts in China soll von Bestechung beeinflusst worden sein. Das hätten die internen Ermittler der mit der Untersuchung des Skandals beauftragten US-Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton festgestellt.

Bei dem Indonesiengeschäft sollte Siemens gemeinsam mit einem britischen und einem indonesischen Partner Ende der 90-er Jahre ein 1200-Megawatt-Kohlekraftwerk unter dem Namen "Paiton II" im Osten der Insel Java bauen und betreiben.

Unterzeichnung im Beisein Suhartos und Kohls

Der Vertrag mit einem Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar war den Spiegel-Angaben zufolge im April 1995 im Beisein des damaligen Kanzlers Helmut Kohl (CDU) und des indonesischen Diktators Suharto unterzeichnet worden.

Ein mit dem Projekt vertrauter hochrangiger indonesischer Strommanager hatte den Kontrakt im Jahr 1998 als "Auswuchs der korrupten Gebräuche des Suharto-Clans" bezeichnet.

Siemens-Manager hätten damals beteuert, bei dem Bau sei alles korrekt gelaufen. Jetzt seien Unterlagen aufgetaucht, die an diesen Aussagen zweifeln lassen.

"Neutrale Zahlung"

Zwischen Februar 1998 und Dezember 1999 sollen aus der Siemens-Kasse rund 19,7 Millionen Euro auf ein Konto in Vaduz mit dem Verwendungszweck "Neutrale Zahlung" geflossen sein. Intern sollen die 15 Überweisungen jedoch unter "Paiton Indonesien" verbucht worden sein.

Für die vermutete Korruption in China sollen laut WirtschaftWoche die mächtigen Chefs der Siemens- Landesgesellschaften verantwortlich sein.

Sie agierten autonom von der Zentrale in München und arbeiten mit zahlreichen selbstständigen Agenten und Vermittlern. Rund 90 Prozent des Geschäftes in China werde über diese Mittelsmänner abgewickelt, habe ein Siemens-Manager dem Blatt gesagt. Die Verträge mit diesen Vermittlern sowie die damit verbundenen nicht verbuchten Bargeldzahlungen stünden im Zentrum der internen Ermittlungen bei Siemens.

Siemens wollte sich mit Blick auf die laufenden Verfahren dazu nicht äußern. Vor knapp einer Woche hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass es in der Siemens-Schmiergeld-Affäre fragwürdige Zahlungen in Höhe von circa einer Milliarde Euro gegeben habe und nicht wie bisher angenommen lediglich rund 420 Millionen Euro.

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