Siemens und Deutsche Bahn:"Wir haben unsere Lektionen gelernt"

Der Münchner Konzern hat sich mit Zug-Lieferungen an die Bahn schon ganz schön blamiert. Diesmal soll alles krisenfrei laufen.

Von Caspar Busse

Lange hat das Bahngeschäft Siemens keine Freude gemacht. Der Konzern konnte vor rund drei Jahren einfach nicht liefern. Es ging um die bestellten und so dringend benötigten 16 Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ ICE 3, also Vorläufer des jetzt vorgestellten Modells. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) verweigert die Zulassung, nichts ging voran, das Chaos war perfekt. Am Ende musste Siemens Zugeständnisse machen, lieferte sogar einen kompletten Zug an die Deutsche Bahn gratis aus. Der Imageschaden war groß, Siemens-Chef Peter Löscher blamiert.

Beim ICE 4 soll nun aber alles ganz anders sein. "Wir haben unsere Lektionen gelernt", heißt es bei Siemens. Schon frühzeitig wurde diesmal mit dem EBA zusammengearbeitet, der Zug wird außerdem nach einem neuen Verfahren zugelassen. Noch einmal kann sich der Konzern aus München eine Schlappe auch nicht leisten. Diesmal ist auch alles im vereinbarten Zeitplan - bis jetzt jedenfalls. Gerade werden die Züge getestet, im Dezember 2017 kommt der Regelbetrieb.

Es geht um viel für Siemens. 5,3 Milliarden Euro lässt sich die Deutsche Bahn die neue Zuggeneration zunächst kosten, noch nie hat es einen so großen Auftrag in der Geschichte des deutschen Personenverkehrs gegeben. Es ist auch die zweitgrößte Order für Siemens - nach einem Energieauftrag aus Ägypten. 130 Züge sind bereits fest geordert, es kann weiter aufgestockt werden. Seit Mai 2011 gibt es eine Option auf insgesamt 300 Einheiten. Irgendwann, so der Plan, könnten bis zu 70 Prozent des Fernverkehrs der Deutschen Bahn mit ICE 4 erfolgen.

Die Bahntechnik ist eine der großen Sparten von Siemens. 2015 machte das Geschäft - auch deswegen wichtig für das Image, weil täglich Millionen Passagiere damit reisen - insgesamt einen Umsatz von 7,5 Milliarden Euro mit rund 26 000 Mitarbeitern. Auch die Ertragslage ist inzwischen gut. Beim ICE 4 kommt etwa 30 Prozent vom Partner Bombardier. Den Rest stellt Siemens selbst her, vor allem am Standort in Krefeld-Uerdingen in Nordrhein-Westfalen. Im kommenden Jahr sollen dort bis zu 600 Waggons ausgeliefert werden. Dort befindet sich in Wildenrath auch ein Teststrecke.

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