Siemens kündigt Stellenabbau an:"Nur" 3000 Arbeitsplätze

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Zu hohe Arbeitskosten, die schlechte Auftragslage, China verlangt eine Produktion im Inland — Siemens führt gleich mehrere Gründe ins Feld, um seine geplanten Stellenstreichungen zu begründen. Die von der IG Metall befürchteten 10.000 Minus-Stellen sind aber fürs erste vom Tisch.

Siemens plant einen Stellenabbau in Deutschland. Wie der Elektronikkonzern am Donnerstag mitteilte, sollen fast 3.000 Arbeitsplätze in Kamp-Lintfort, Bocholt, Bruchsal und Kirchheim/Teck nach Osteuropa und Asien verlagert werden, wenn die Kosten nicht durch längere und flexiblere Arbeitszeiten gesenkt werden. Unabhängig davon stehe aber ein Stellenabbau in Bruchsal, Nürnberg und den Zugfabriken an, weil Aufträge ausbleiben oder weil ausländische Kunden eine Produktion vor Ort fordern.

Die Telefon-Produktion in Kamp-Lintfort ist Siemens zu teuer geworden. (Foto: Foto: AP)

Vier von sieben

Die Produktion von Automatisierungs-Steuerungen in Deutschland werde an drei Standorten konzentriert, vier der bislang sieben Standortorten sollen geschlossen werden. Personalvorstand Jürgen Radomski sagte, Kostensenkungen könnten "nur ein Teil der Lösung zur Sicherung der Arbeitsplätze in Deutschland sein". Ein Teil der Stellen müsse einfach deshalb gestrichen werden, weil sich die Technik völlig geändert habe oder weil die Kunden lokale Fertigung verlangten.

Zum Beispiel verlangten chinesische Kunden, dass Züge teilweise auch in China gefertigt würden, erklärte ein Siemens-Sprecher. Telefonvermittlungsanlagen, wie sie bei Siemens-ICN in Bruchsal fabriziert werden, würden zunehmend durch neue Software-Lösungen ersetzt. Das Transformatorenwerk Nürnberg mit 900 Mitarbeitern sei wegen eines sinkenden Auftragseingangs und eines enormen Preisverfalls unter Druck. Deshalb müssten die Kapazitäten angepasst werden.

Telefon-Fertigung nach Ungarn?

Bei der Fertigung von Mobiltelefonen und schnurlosen Telefonen in Kamp-Linfort und Bocholt dagegen gehe es um eine Verlagerung nach Ungarn, weil die Arbeitskosten dort um zwei Drittel niedriger seien. Die 2.000 Stellen könnten aber durch längere und flexiblere Arbeitszeiten gesichert werden.

Im ICN-Werk Bruchsal stehe die Verlagerung von 600 Stellen in der Fertigung von DSL-Modems nach China an. Im Transformatoren-Werk Kirchheim gehe es um die Verlegung von 250 Stellen. Insgesamt gehe es aber um deutlich weniger als die von der IG Metall genannten 10.000 Stellen, teilte Siemens mit. Arbeitsgruppen mit Mitgliedern aus Unternehmensleitung und Betriebsrat sollen nun in den nächsten Wochen Lösungsvorschläge für jeden betroffenen Bereich erarbeiten.

Die IG Metall hat für 15.30 Uhr in München zu einer Pressekonferenz eingeladen. Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer hat eine Pressekonferenz bei der Industrie- und Handelskammer in Nürnberg kurzfristig abgesagt.

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