Siemens-Chef Löscher:"Das hatte ich bei meinem Antritt nicht vor Augen"

Laut einem Interview hat das Ausmaß der Schmiergeldaffäre den neuen Siemens-Chef Peter Löscher bei seinem Antritt überrascht. Löscher bekräftigte seinen Willen zur umfassenden Aufklärung der Vorfälle.

Siemens-Chef Peter Löscher hat zwei Wochen vor der Hauptversammlung des Technologiekonzerns seinen Willen zur vollständigen Aufklärung der Schmiergeldaffäre bekräftigt.

Siemens-Chef Löscher: "Das Ausmaß der Verfehlungen hat mich überrascht" - Siemens-Chef Löscher will die Schmiergeldaffäre vollständig aufklären.

"Das Ausmaß der Verfehlungen hat mich überrascht" - Siemens-Chef Löscher will die Schmiergeldaffäre vollständig aufklären.

(Foto: Foto: AP)

"Ich halte mich an die Devise, die ich verkünde, seit ich hier bin: Wir klären umfassend auf", sagte Löscher, der seit Sommer 2007 im Amt ist, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FASZ). "Das Ausmaß der Verfehlungen hat mich überrascht. Das hatte ich bei meinem Antritt nicht vor Augen."

Die Schadenshöhe sei derzeit noch nicht abzusehen, die Aufarbeitung des Themas werde Siemens noch Jahre beschäftigen. Er habe dem umstrittenen Vorschlag der Verwaltung, mit Ausnahme des ehemaligen Zentralvorstands Johannes Feldmayer allen Aufsichtsräten und Vorständen für das Geschäftsjahr 2006/2007 auf dem Aktionärstreffen am 24. Januar in München Entlastung zu erteilen, derzeit nichts hinzuzufügen, sagte Löscher der Zeitung.

Die Manager müssten sich aber zu jeder Zeit ihrer Verantwortung stellen, wenn neue Fakten ans Licht kämen. Das Magazin Spiegel hatte berichtet, der Aufsichtsrat plane einen neuen Vorschlag, nach dem drei früheren Vorständen die Entlastung zunächst verweigert werden soll.

Dabei handelt es sich laut Spiegel um Ex-Konzernchef Klaus Kleinfeld, den ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer sowie Ex-Personalvorstand Jürgen Radomski. Alle drei haben bestritten, von dubiosen Schmiergeldzahlungen bei Siemens gewusst oder solche Praktiken gar gebilligt zu haben.

Kleinfeld hatte sich jedoch selbst für eine Verschiebung der Abstimmung über seine Entlastung ausgesprochen. "Ich bin absolut damit einverstanden, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat so lange nicht entlastet werden, bis alle Sachverhalte aufgeklärt sind", sagte Kleinfeld der Süddeutschen Zeitung.

Verschiedene Aktionärsgruppen hatten angekündigt, auf der HV teilweise gegen eine Entlastung zu stimmen. Löscher hielt indes an den Prognosen für das laufende Geschäftsjahr fest.

"Es gibt keine Gewinnwarnung. Unsere Aussagen sind bekannt: Dazu gehört, der Umsatz wächst doppelt so so stark wie die Weltwirtschaft, der Gewinn doppelt so stark wie der Umsatz", sagte er der FASZ. "Das Geschäft brummt."

Der hohe Ölpreis wirke sich sogar positiv auf Siemens aus. Zum einen würde Technologie zur Steigerung der Energieeffizienz stärker nachgefragt.

"Erneuerbare Energien werden ein wesentlicher Treiber unseres Wachstums." Zum anderen hätten die arabischen Ölländer zusätzliche Kaufkraft, die zum Großteil in Infrastrukturprojekte investiert würde, sagte Löscher. Auch dabei hoffe Siemens auf neue Aufträge.

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