Siemens-Affäre:IG Metall vermutet schwarze Schafe in eigenen Reihen

In die Affäre um gekaufte AUB-Betriebsräte bei Siemens sind möglicherweise auch Betriebsräte der IG Metall verwickelt. Nach den Worten des Betriebsratschefs Ralf Heckmann sei es wahrscheinlich, dass "auch in unseren Reihen Fälle hochkommen werden."

In der Schmiergeldaffäre bei Siemens hält der Gesamtbetriebsrat auch eine Verwicklung von einzelnen IG-Metall-Betriebsräten für wahrscheinlich. "Wir gehen davon aus, dass auch in unseren Reihen Fälle hochkommen werden", sagte Gesamtbetriebsratschef Ralf Heckmann laut Vorabmeldung der Zeitung Euro am Sonntag.

Er wolle nicht für alle der mehr als hundert IG-Metall-Betriebsratsvorsitzenden bei Siemens die Hand ins Feuer legen. Heckmann ist Mitglied der IG Metall und stellvertretender Siemens-Aufsichtsratschef.

Im Mittelpunkt der Affäre stehen dubiose Zahlungen von Siemens an den Gründer der Arbeitnehmervereinigung AUB. Die IG Metall wirft Siemens vor, die AUB gesetzeswidrig als Alternative zur Gewerkschaft gefördert zu haben.

Nicht für alle die Hand ins Feuer legen

Heckmann sagte, er rechne damit, dass die Staatsanwaltschaft nach einer Strafanzeige der IG Metall rasch aktiv werden und dabei auch das Büro des Gesamtbetriebsrats durchsucht werden könnte.

"Wir vertreten mehr als 160 000 Mitarbeiter der Siemens AG. Wir wollen Transparenz, und wir wollen ein Signal geben", sagte Heckmann. Wenn es schwarze Schafe gebe, dann würden sie bei der AUB und bei der IG Metall auffliegen.

Der Siemens-Gesamtbetriebsratschef schlüsselte seine eigene Einkommenssituation auf. Demnach erhält Heckmann als außertariflich bezahlter Mitarbeiter monatlich 8000 bis 9000 Euro Grundgehalt.

Hinzu komme eine erfolgsabhängige Sonderzahlung von bis zu 50 Prozent des jährlichen Grundgehalts, hieß es in dem Bericht. Als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender erhalte Heckmann außerdem jährliche Bezüge von 169 000 Euro, die er fast vollständig an die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung abführen müsse.

Wegen der Zahlungen an AUB-Gründer Wilhelm Schelsky war in der vergangenen Woche Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer verhaftet worden. Am Mittwoch wurde er gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft sieht ihn aber weiter unter dringendem Tatverdacht.

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