Selbstversuch in den USA:Chef einer Imbisskette auf Diät

Panera Bread Ron Shaich

Mit kleinem Budget wird Einkaufen schwieriger (Symbolbild)

(Foto: Bloomberg)

Umgerechnet 23 Euro pro Woche bekommen Bedürftige von der amerikanischen Lebensmittelhilfe. Während der US-Kongress darüber berät, diesen Betrag noch weiter zu senken, macht der Geschäftsführer einer Imbisskette ein Experiment - und probiert aus, was er für den Betrag zu essen bekommt.

Von Larissa Holzki

Ron Shaich muss keinen Hunger leiden. Als Geschäftsführer der Kette Panera Bread verkauft er in mehr als 1700 Läden Brot, Salate, Nudeln und Suppen. Trotzdem ist er jetzt auf Diät. Er will eine Woche lang ausprobieren, wie es sich anfühlt, mit dem Budget des amerikanischen Lebensmittelhilfe-Programms auszukommen.

Normalerweise geht Shaich nicht selbst in den Supermarkt, sondern lässt andere für sich einkaufen. Schon als er einen Schnäppchen-Laden für Lebensmittel betritt, ist er nervös, schreibt er in sein Blog. Doch richtig mulmig wird ihm erst, als er die Regalreihen abklappert. 31,50 US-Dollar hat er in der Tasche, umgerechnet etwa 23,60 Euro. Das Geld soll für die ganze Woche reichen. Kaffee und Knuspermüsli sind schon mal nicht drin im Budget. Früchte und Joghurt kommen ihm plötzlich vor wie Luxusgüter.

Der Imbissketten-Chef will keinen repräsentativen Test machen. Er will von dem knappen Budget so nahrhaft wie möglich essen und ein Bewusstsein für die Ernährungsunsicherheit in den USA schaffen. Auf die Idee brachte ihn eine Titelgeschichte der New York Times. Darin heißt es, dass Millionen Amerikaner an der Armutsgrenze leben, Mahlzeiten auslassen und Lebensmittel rationieren. Trotzdem streiten Republikaner und Demokraten in diesen Tagen im Kongress über die Lebensmittelhilfe. Die Republikaner wollen die Kosten für das sogenannte SNAP-Programm (Supplemental Nutrition Assistance Program) senken.

Die ersten Erfahrungen des Unternehmers im Supermarkt: Er muss Prioritäten setzen, seine Mahlzeiten vorausschauend planen und nur Lebensmittel kaufen, die richtig satt machen. Vieles, was für eine ausgewogene Ernährung nötig wäre, kann er sich nicht leisten. Auf seinem Kassenbon stehen schließlich vor allem Nudeln, Kichererbsen und Linsen. Das teuerste Produkt ist ein Stück Käse. 3,50 Dollar gibt er dafür aus - mehr als ein Zehntel seines Budgets.

Der Büroalltag birgt ungeahnte Herausforderungen. Shaich hat Mitarbeiter um sich, die essen können, wann und wie viel sie wollen. Wenn ein Kollege laut in einen frischen Apfel beißt, zerrt das an seinen Nerven. Die Stunden bis zur nächsten Mahlzeit ziehen sich hin. Nie sei ihm so stark aufgefallen, wenn jemand mit vollem Mund rede, schreibt Shaich. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und kauft einem Kollegen eine kleine Hand voll Erdnüsse ab.

Am dritten Tag seines Versuchs will der Unternehmer schon gar nicht mehr über Essen schreiben. Stattdessen bloggt er über den Hunger. Knapp 20 Prozent der Amerikaner müssen am Essen sparen. Er postet eine Landkarte der Nichtregierungsorganisation Feeding America von 2011. Nach dieser Karte kostet eine Mahlzeit im Bundesstaat Missouri, wo Ron Shaich sein Experiment durchführt, durchschnittlich 2,51 US-Dollar. Das Wochenbudget des Panera-Bread-Chefs reicht also nicht mal für zwei Mahlzeiten pro Tag. Ob er das durchhält, ist bis Ende der Woche in seinem Blog nachzulesen.

Linktipp: Ron Shaich veröffentlicht seine Berichte auf seiner Linkedin-Seite. Bisher erschienen sind sein Auftaktartikel sowieso Erfahrungsberichte zu Tag 1, Tag 2, Tag 3 und Tag 4.

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