Seilbahn-Stadt in Georgien:Abenteuerlicher Alltag

Der Weg zur Arbeit, zur Schule und zum Arzt ist in der georgischen Stadt Tschiatura luftig und klapprig. Manche Strecken sind ausschließlich mit 60 Jahre alten Seilbahnen zu bewältigen, die damals Sowjets über die Stadt bauten. Fotograf David Mdzinarishvili ist für diese Fotos in einer Blechbüchse über Felsen und Schluchten gefahren.

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(Foto: REUTERS)

Der Weg zur Arbeit, zur Schule und zum Arzt ist in der georgischen Stadt Tschiatura luftig und klapprig. Manche Strecken sind ausschließlich mit 60 Jahre alten Seilbahnen zu bewältigen. Sie wurden gebaut, als in Tschiatura noch der Mangan-Abbau florierte. Der Fotograf David Mdzinarishvili ist für diese Fotos in einer Blechbüchse über Felsen und Schluchten gefahren. Die Stadt Tschiatura liegt 220 Kilometer nordwestlich der georgischen Hauptstadt Tiflis am Kaukasus. Wer in der Stadt herumkommen will, hat vielerorts nur zwei Möglichkeiten: Er kann steile Felswände hinaufklettern und Schluchten herunterschlittern oder mit einer der 60 Jahre alten Seilbahnen hoch über der Stadt an Drahtseilen entlang gleiten. Mut kostet auf jeden Fall beides. Denn Technik und Material wurden nie erneuert, seit die Bergbau-Industrie nicht mehr floriert. Die Seilbahnen sind ein Relikt aus der Sowjet-Ära. Sie wurden gebaut, um den Abbau von Mangan zu erleichtern. Mit diesem Metall kann zum Beispiel Stahl gehärtet werden.

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Die Seilbahnen gehören zwar den Bergbauunternehmen, werden aber als öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Mit 15 von 21 Seilbahnen für den Personenverkehr fahren Arbeiter und Bewohner bis heute. Sie überwinden teilweise Steigungen von 48 Grad. Manchmal muss dabei mit Muskelkraft nachgeholfen werden.

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Das Seilbahnnetz von Tschiatura wurde seit Jahrzehnten kaum baulich verändert und renoviert. Die ersten Kabinen fuhren 1954. Im Vergleich zu hochmodernen Seilbahnen sehen sie aus wie Blechbüchsen. Die Fotos machte David Mdzinarishvili im September 2013.

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(Foto: David Mdzinarishvili/Reuters)

Die Bahnen werden bis heute von Hand gesteuert. Zum Beispiel von dem 32-jährigen Georgier Lasha Ghughunishvili.

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Von dieser Talstation können die Bewohner von Tschiatura in drei verschiedene Richtungen fahren. Das Bild wurde während eines Stromausfalls aufgenommen - der Verkehr war vorübergehend lahmgelegt.

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Die Seilbahn-Routen für den Personenverkehr sind insgesamt sechs Kilometer lang. Bis heute sind sie die schnellsten und praktischsten Fortbewegungsmittel für die Bewohner. Für Gütercontainer gibt es spezielle Strecken.

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Bei den meisten Seilbahnen in Tschiatura sind zwei Kabinen an einem Seil befestigt. Sie halten und bremsen sich gegenseitig. Mit Motorkraft wird eine Kabine heruntergefahren, die andere wird von deren Gewicht zeitgleich hochgezogen.

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Selten sitzen die Bewohner von Tschiatura allein in einer Kabine. Meistens warten die Arbeiter an den Stationen, bis auf beiden Seiten drei oder vier Menschen mit der Seilbahn fahren wollen.

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Erst bei genauem Hinsehen erkennt man die beiden blauen Seilbahn-Kabinen hoch über Tschiatura. Die Landschaft ist geprägt von steilen Bergen und Schluchten.Vor fünf Jahren riss das Zugseil einer Seilbahn, das Bremssystem funktionierte nicht. Mehrere Stunden lang sollen die Passagiere über der Stadt gehangen haben, bis ein Rettungstrupp aus der Hauptstadt Tiflis anrückte. Für Besucher ist jede Fahrt eine Mutprobe.

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Nicht nur die Seilbahnen, auch viele Wohnhäuser in Tschiatura sind marode. Mehr als 16.000 Menschen leben in der Stadt. Einst sollen es doppelt so viele gewesen sein, die weitgehend vom Bergbau gelebt haben. Heute stehen viele Wohnungen leer. Gas- und Wasserleitungen sind teilweise verrottet.

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(Foto: David Mdzinarishvili/Reuters)

Vor der Abfahrt verschließt eine Bahnbegleiterin die Türen. Auf einigen Strecken ist die Fahrt kostenlos, auf anderen müssen die Fahrgäste ein paar Cent zahlen. Immerhin ist der Nervenkitzel mit einer Achterbahnfahrt vergleichbar.

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