Schweizer Vermögensverwalter verliert Kundendaten:Schlecht beraten

Seine Scheinfirmen trugen Namen wie "Real Cool Investments" oder "Fetter Löwe". Damit half ein Schweizer Vermögensberater seinen US-Kunden, ihr Geld vor dem Fiskus in Sicherheit zu bringen. Das hat prima funktioniert - bis er den falschen Brief verschickt hat.

Beda Singenberger hat sich wirklich sehr um seine Kunden bemüht. Der Schweizer Vermögensberater betrieb enormen Aufwand, um das Geld seiner US-Klienten vor dem amerikanischen Fiskus zu verstecken. Doch Menschen machen nun mal Fehler - und Singenberger ist ein besonders fataler Fauxpas unterlaufen, der seine Kunden nun ins Gefängnis bringen kann.

Eines Tages, so berichteten US-Ermittler der Nachrichtenagentur Bloomberg, hat er einen Brief verschickt, der irgendwie in die Hände der amerikanischen Behörden gelangt ist. Eigentlich kein Problem, hätte Singenberger nicht versehentlich eine Liste mit Namen und sensiblen Daten seiner Kunden in das Schreiben gepackt.

Nun picken sich die Behörden einen nach dem anderen von der Liste heraus. Erwischt hat es bislang unter anderen den pensionierten US-Militärarzt Michael Canale: Er hat seinem Land im Irak, Kuwait und im Kosovo gedient und den Bronze Star für besondere Pflichterfüllung bekommen - nur seiner Pflicht gegenüber dem Fiskus war er offenbar nicht nachgekommen.

"Singenberger hat einige Leute in die Pfanne gehauen"

Auch der 83-jährige Jacques Wajsfelner, der vor dem Nazi-Regime aus Deutschland in die USA geflohen war, steht auf der Liste. Er wurde bereits zu drei Monaten Hausarrest und einer Geldstrafe verurteilt, weil er fast sechs Millionen Dollar vor den Steuerbehörden versteckt hatte. Die zwei Angeklagten reagierten überrascht, als sie vor Gericht erfuhren, warum sie aufgeflogen waren. "Singenberger hat einige Leute in die Pfanne gehauen", sagte Wajsfelners Anwalt.

"Menschen, die Geld in der Schweiz verstecken, sind für die Gesetzesvollstrecker unglaublich schwer zu identifizieren", sagte ein Anwalt vor Gericht. Singenbergers Patzer sei "der einzige Grund" dafür gewesen, dass die Behörden seine Kunden verfolgen konnten.

Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren soll der in Zürich lebende Vermögensberater seinen amerikanischen Kunden geholfen haben, insgesamt 184 Millionen Dollar auf geheime Konten zu schaffen. Er sei häufig in die USA geflogen, berichteten Ermittler, um seinen Klienten Geld von ihrem Konto zu übergeben und wieder Cash mitzunehmen, die er dann in der Schweiz auf die Konten einzahlte.

Real Cool Investments

Die Strafverfolger werfen ihm vor, er habe unechte Stiftungen in Liechtenstein und Scheinfirmen in Hong Kong und auf den Britischen Jungferninseln gegründet, um die wahre Identität der Kontoinhaber zu verbergen. Bei der Namensgebung war er durchaus kreativ, so hießen die Firmen Real Cool Investments oder Ample Lion, zu deutsch in etwa: fetter Löwe.

Als 2008 die US-Ermittler die Schweizer Großbank UBS ins Visier nahmen, half Singenberger seinen Kunden, ihr Geld zu anderen Schweizer Banken zu schaffen - zum Beispiel zu Wegelin. Die älteste Schweizer Privatbank wurde von den USA inzwischen zu einer Millionenstrafe verurteilt und musste ihr Geschäft daraufhin nach 272 Jahren einstellen.

Jeffrey Neiman, ein ehemaliger Ermittler bei den US-Steuerbehörden, war an der UBS-Untersuchung beteiligt. Der Fall von Singenberger zeige, dass menschliche Fehler den Steuerbetrügern immer in die Quere kommen könnten - ganz gleich, wie viel Mühe sich die Kunden gäben, ihr Vermögen zu verstecken.

Singenberger selbst ist in den USA bisher nicht vor Gericht erschienen, Die Schweiz hat kein Auslieferungsabkommen mit Amerika.

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