Schwarzgeld-Vorwürfe:Parlamentspräsident verteidigt Zypern

Ist die Mittelmeerinsel ein Schwarzgeldparadies russischer Oligarchen? Der Parlamentspräsident Zyperns fordert in einem ungewöhnlichen Schritt mehr Fairness für sein Land - in einem Brief an Bundestagspräsident Lammert. Für Zypern ist Deutschlands Votum entscheidend.

Von Cerstin Gammelin, Brüssel

Die entscheidenden Worte des ungewöhnlichen Briefes stehen am Ende der zwei Seiten: "Deshalb bitte ich Sie, Herr Präsident und geschätzter Kollege, dringend, auf die Angelegenheit mit Ihrem wohlbekannten Sinn für Fairness, Gerechtigkeit und Solidarität zu blicken", hochachtungsvoll Yiannakis Omirou, Parlamentspräsident der Republik Zypern.

Omirou hat diesen Brief nicht nur an Norbert Lammert, sondern an alle Parlamentspräsidenten des Euro-Klubs geschickt. Gleichwohl ist der Brief an Lammert der wichtigste, wie zyprische Diplomaten am Dienstag in Brüssel bestätigten. In keinem anderen Euro-Land gibt es so starke Zweifel, ob die Gemeinschaft tatsächlich die von Zypern erbetenen Finanzhilfen zahlen sollte.

Vor allem liefert der Brief Fakten. Omirou widerspricht der Behauptung, dass Zypern von russischen Oligarchen dominiert werde. Dass die Direktinvestitionen aus Zypern in Russland so hoch sind, liege daran, dass etwa kanadische, israelische und andere Unternehmen aus steuerlichen Gründen über Zypern in Russland und der Ukraine investierten. Er verwies darauf, dass die Steuergesetze auf Zypern europäischem Recht entsprächen und ähnliche Regeln in Großbritannien, Luxemburg, auf Malta und in Irland existierten.

Der Zyprer erklärt, warum das Land so plötzlich von der Pleite bedroht ist: Weil es durch den Schuldenschnitt für Griechenland 4,5 Milliarden Euro verloren hat, was einem Viertel der Wirtschaftskraft entspricht. Es sei "bedauerlich", dass dies nie erwähnt und stattdessen Zypern als Schwarzgeldparadies betitelt werde, schreibt er.

Am Sonntag wird auf Zypern gewählt, im März will die Euro-Gruppe über ein Finanzpaket entscheiden. Im Gespräch sind 17 Milliarden Euro. Der Bundestag muss zustimmen.

Hier der Brief im Worlaut: Teil 1, Teil 2, Teil 3.

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