Schwarzgeld aus China:Billionen Dollar - schnell in Sicherheit gebracht

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(Foto: Bloomberg)

Viele wohlhabende Chinesen sind illegal zu ihren Vermögen gekommen. Es geht dabei um gewaltige Summen. Beim Versuch, das Geld ins Ausland zu schaffen, zeigen sie sich ganz schön kreativ.

Von Christoph Giesen

Die Zahlen sind erschreckend: Knapp drei Billionen Dollar Schwarzgeld sind dem chinesischen Staat in den vergangenen zehn Jahren abhandengekommen. Jeder zweite Dollar Schwarzgeld weltweit stammt inzwischen aus der Volksrepublik. Alleine 2011 brachten nach Berechnungen des Washingtoner Forschungszentrums Global Financial Integrity Chinas Bürger mehr als 470 Milliarden Dollar über die Grenzen. Das entspricht fast dem gesamten jährlichen Wirtschaftswachstum des Landes.

Die Gründe für die Kapitalflucht sind verschieden. Manch einer will einfach nur sein Geld besser anlegen, denn wer in China sein Erspartes zur Bank bringt, bekommt bei den staatlichen Instituten zumeist nur einen schlechten Zinssatz. Andere Anlagemöglichkeiten gibt es kaum. Bis vor ein paar Jahren waren Aktien populär, doch nach einem Boom an den Börsen in Shanghai und Shenzhen brachen die Kurse und haben sich bislang nicht wieder erholt. Die meisten Chinesen investieren derzeit in Immobilien. In den großen Städten an der Küste liegen die Quadratmeterpreise inzwischen auf europäischem Niveau - längst gibt es auch hier eine Blase.

Schmiergeld-Millionäre

Eine zweite große Gruppe der Kapitalflüchtigen sind Chinas Beamte. Auf dem Papier haben sie nur einen kärglichen Sold, doch viele Staatsdiener sind längst Schmiergeld-Millionäre. Wann immer ein Bauvorhaben abgezeichnet werden muss oder eine Genehmigung aussteht, erhalten chinesische Beamten einen "hong bao": Die kleinen mit Geld gefüllten roten Umschläge werden sonst nur Kindern zum chinesischen Frühlingsfest geschenkt. Für Chinas Beamte ist aber jeden Tag Neujahr.

Wer sein Geld aus China ins Ausland verschieben möchte, geht ein großes Risiko ein, denn die Devisenregeln sind streng und die Strafen hart. Mehr als umgerechnet etwa 40.000 Euro darf kein Chinese pro Jahr ins Ausland bringen. Trotzdem versuchen es unzählige immer wieder, vor allem die, die zu Wohlstand gekommen sind. Und davon gibt es inzwischen eine Menge, mehr als eine Million Euro-Millionäre leben in China. Eine Umfrage des Hurun-Reports, der einmal im Jahr die chinesische Reichen-Liste erstellt, ergab, dass fast jeder zweite mit dem Gedanken spielt das Land zu verlassen. Viele reiche Chinesen haben Angst um ihre Schätze, trauen den Gerichten nicht und haben womöglich selbst jede Menge Beamten bestochen.

Staaten, in die Chinas Geldadel auswandert, müssen drei Kriterien erfüllen. Sie dürfen kein Auslieferungsabkommen mit der Volksrepublik unterhalten, sollten die Länder gute Hochschulen für den Nachwuchs bieten und sie müssen sogenannte Investorenvisa vergeben - wer mehrere hunderttausend Dollar investiert, der bekommt ein Visum ausgestellt. Chinesische Kapitalflüchtlinge ziehen deshalb gerne nach Kanada, in die USA, nach Australien und Neuseeland, nach Großbritannien oder Singapur. 2009 ergaben die Vereinigten Staaten beispielsweise 53 Prozent ihrer Investorenvisa an Chinesen, im Jahr zuvor klebten kanadische Beamte sogar 70 Prozent ihrer Einreiseerlaubnisse für Investoren in chinesische Pässe.

Warum Kanadas Zollfahnder Chinas Ermittler nur sehr selten informieren

Die Folgen beobachtet dann der Zoll an den großen Flughäfen des Landes: In Toronto und Vancouver, wurden zwischen April 2011 und Juni 2012 knapp 13 Millionen kanadische Dollar (etwa zehn Millionen Euro) an undeklarierten Geld beschlagnahmt, das berichtet das Wall Street Journal. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Dabei sind die Konsequenzen in Kanada fast lächerlich: Entdeckt der kanadische Zoll das Schwarzgeld muss man ein, zwei Prozent der Summe an Strafe zahlen und bekommt sein Geld wieder ausgehändigt. Vor den chinesischen Behörden muss sich auch niemand fürchten, Kanadas Zollfahnder unterrichten ihre chinesischen Kollegen nur sehr selten: "Das Dilemma für uns ist, dass das Teilen von Informationen die chinesischen Angehörigen in Probleme bringen kann", sagte ein ehemaliger Zollbeamter dem Wall Street Journal.

Weitaus größere Summen als mit dem Flugzeug werden jedoch mit Betrügereien bei Import- und Exportgeschäften verschoben. Bei Ausfuhren setzten chinesische Unternehmer, die ihr Geld ins Ausland schaffen wollen die Preise bewusst zu niedrig an, die Differenz lassen sie sich dann auf ein Konto außerhalb des Landes überweisen. Dasselbe Prinzip gilt auch für den Import: Diesmal zahlen chinesische Firmen überteuerte Preise. Den Rest lassen sie sich vom Zwischenhändler wieder auf ein nichtchinesisches Konto zahlen.

Besonders beliebt unter chinesischen Geschäftsleuten ist auch ein Trick, bei dem gar kein Geld über die Grenzen fließt. Wer seine Ersparnisse in China ins Ausland transferieren möchte, sucht sich einen zwielichtigen Bankberater. Gegen eine Gebühr eröffnet der dann ein Konto im Ausland. Meist in Hongkong, denn dort gibt es laxe Geldwäschegesetze. Auf das neu eröffnete Hongkonger Konto zahlt dann ein anderer Geschäftsmann, der Geld im Ausland geparkt hatte und es nun wieder unauffällig nach China zurückbringen möchte, eine vereinbarte Summe in Hongkong-Dollar ein. Auf einem chinesischen Konto geht derweil der gleiche Betrag von demjenigen ein, der sein Geld ins Ausland schaffen wollte. Das Geld hat China nie verlassen und doch haben beide Geschäftspartner ihr Geld transferiert.

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