Schuldenkrise:Was jetzt auf die Griechen zukommt

Weniger Staat, mehr Sparen: Am Sonntag haben die Kontrolleure der internationalen Geldgeber und die griechische Regierung die Verhandlungen über das neue Sparprogramm beendet. Die Griechen berichten von guter Stimmung, doch jetzt müssen sie schnell Ergebnisse liefern.

Nach knapp zwei Wochen hat die Troika ihre Inspektion in Griechenland beendet - vorerst. Schon im September wollen die Kontrolleure wiederkommen, einstweilen ist der Chef der Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) aber zufrieden: "Die Gespräche sind gut gelaufen, und wir sind gut vorangekommen", sagte Poul Thomsen nach den Gesprächen in Athen. Aus dem Finanzministerium in Athen verlautete, dass die Stimmung bei den Gesprächen "gut" gewesen sei.

Dabei ging es für die Griechen bei den Gesprächen mit Vertretern aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF. um gewaltige Zumutungen - um die zugesagten Haushaltskürzungen von 11,5 Milliarden Euro. Durch die Wahlen im Mai und Juni hatte sich die Zusage der geforderten Kürzungen wiederholt verzögert und das klamme Land noch weiter in die finanzielle Enge getrieben.

Die neuen Einsparungen sind nun Voraussetzung für die Freigabe einer weiteren Hilfstranche von 31,5 Milliarden Euro im September. Ohne dieses Geld aus dem zweiten Hilfsprogramm wäre Griechenland wohl pleite.

Den Großteil der Kürzungen wird Arbeitsminister Giannis Vroutsis in seinem Ressort stemmen müssen. Die griechischen Sonntagszeitung To Vima listete geplante Kürzungen auf:

[] Kürzungen bei Staatsbediensteten: 1 Milliarde Euro

[] Kürzungen bei Angestellten von Unternehmen, die vom Staat kontrolliert werden: 1 Milliarde Euro

[] Abschaffung aller Zuschüsse für Angestellte, vor allem des staatlichen Bereichs. Nur das Kindergeld und Hilfen für Schwerbehinderte sollen bleiben: 1 Milliarde Euro

[] Kürzungen bei Renten: 2,6 Milliarden Euro

[] Streichungen bei Zuschüssen für Kliniken und staatliche Versicherungen: 2 Milliarden Euro

[] Kürzungen in der Verwaltung: 1,5 Milliarden Euro

[] Einsparungen bei Städten und Gemeinden: 1 Milliarde Euro

[] Kürzungen beim Verteidigungsetat: 1 Milliarde Euro

[] Einsparungen im Bildungsbereich: 500 Millionen Euro

Die griechische Regierung muss nun in den kommenden Tagen Details zu den von der Troika geforderten Maßnahmen erarbeiten und den Vertretern bis Ende kommender Woche einen entsprechenden Bericht schicken.

Die erneuten Kürzungen sind in der Bevölkerung heftig umstritten. Das Land leidet das fünfte Jahr in Folge unter einer Rezession und unter einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit.

Finanzminister Giannis Stournaras sagte der Zeitung Ethnos, die kommenden Wochen seien "entscheidend für das Überleben des Landes". Zwar hätten die Griechen schon "große Opfer" gebracht. Wenn die zugesagten neuen Kürzungen nicht umgesetzt würden, drohten dem Land aber der Bankrott und der Austritt aus der Eurozone.

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