Schuldenkrise in Europa:IWF fürchtet Kreditklemme in der Euro-Zone

Schwindendes Vertrauen bedroht aus Sicht des Internationalen Währungsfonds die Märkte in Europa. Wenn die Banken weniger Darlehen gewähren, könne schnell eine Kreditklemme entstehen. Deshalb erhöht der IWF den Druck auf die Regierungen der Euro-Zone.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert schnellgreifende Maßnahmen, um die Stabilität des Euro-Raums zu erhalten. Sonst drohe durch erhöhten Druck auf die Banken ein Guthaben-Rückgang von 2,8 bis 4,5 Billionen Dollar (2,2 bis 3,5 Billionen Euro). Eine Kreditklemme könnte entstehen, wenn die Banken daraufhin aus mangelndem Vertrauen weniger Darlehen gewährten. So heißt es in dem in Tokio vorgelegten "Bericht zur globalen Finanzstabilität".

Zwar habe die Euro-Zone wichtige Gegenmaßnahmen eingeleitet - wie etwa im September die Europäische Zentralbank mit der Ankündigung, unter bestimmten Bedingungen Staatsanleihen zu kaufen. Schwindendes Vertrauen der Märkte habe in Europa jedoch zu einer Kapitalflucht vom Rand in den Kern des Euro-Raums geführt. Dies bedeute höhere Kreditkosten und eine wachsende Kluft zwischen den "Reichen und Habenichtsen", stellte der IWF fest.

Von der Schuldenkrise im Euro-Raum geht nach Einschätzung des IWF eine große Gefahr für die globale Finanzstabilität aus. Neben der schnellen Umsetzung bereits beschlossener Maßnahmen seien weitere Schritte nötig, um die Krise dauerhaft zu überwinden und eine Rezession zu verhindern. Neben den Problemen in der Euro-Zone drückten auch die hohen Staatsdefizite der USA und Japans das Vertrauen der Märkte.

"Die Verpflichtung zu einer klaren Roadmap für eine Bankenunion und Fiskal-Integration werden zur Wiederherstellung von Vertrauen, Umkehr der Kapitalflucht und Reintegration des Euro-Raums benötigt", erklärte der Leiter der IWF-Geldmarktabteilung, José Vinals. Die einzelnen Staaten müssten ihren Teil dazu beitragen, indem sie eine wachstumsfördernde Politik machten und die Säuberung des Bankensektors abschlössen, sagte Vinals weiter. Er nannte drei Punkte:

[] Den Abbau der Staatsverschuldung und der Defizite auf eine Art und Weise, die Wachstum unterstützt.

[] Die Umsetzung von Strukturreformen, um externe Ungleichgewichte zu reduzieren und Wachstum zu fördern.

[] Die Säuberung des Bankensektors, einschließlich der Rekapitalisierung und Restrukturierung überlebensfähiger Banken und Auflösung nicht lebensfähiger Banken.

Diese Anstrengungen seien im Euro-Raum umzusetzen. Die EZB solle den Banken weiterhin ausreichend Geldmittel zur Verfügung stellen. Von fundamentaler Bedeutung sei eine Bankenunion, "um die schädliche Verbindung zwischen Staaten und inländischen Banken zu brechen".

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