Schuldenkrise:Hedgefonds wetten gegen Spanien

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Die Zinsen für den verschuldeten Staat steigen: Spekulanten greifen Spanien an. Nun droht auch der deutsche EZB-Mann Asmussen, dass die Zentralbank in den Markt eingreifen könnte - doch das ist ein Balanceakt.

Markus Zydra, Frankfurt

Gibt es so etwas wie erzwungenen Gehorsam an den Finanzmärkten? Nun hat mit EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen bereits der zweite hochrangige Notenbankrepräsentant den renitenten Spekulanten gedroht, die Zinsen für spanische Staatskredite notfalls per Stützungskauf zu senken.

Erst am Mittwoch hatte Asmussens Kollege Benoît Coeuré angedeutet, die EZB könne ihr umstrittenes Anleihekaufprogramm wieder hochfahren. Es ruht seit Wochen, 214 Milliarden Euro haben die Währungshüter bereits in Bonds schwacher Euro-Staaten investiert.

"Wir haben gesehen, was Spanien in den vergangenen Tagen geschehen ist", sagte Asmussen am Freitag: "Die EZB wird, wenn nötig, handeln."

Die Drohung der Männer aus dem Frankfurter Eurotower richtet sich an mächtige Gegner. Manche Hedgefonds wetten darauf, dass die Zinsen für Spanien steigen werden. So notierten zehnjährige spanische Staatsanleihen am Freitag bei 5,8 Prozent - deutlich höher als noch vor Ostern. Die Märkte müssen die Knute der EZB wohl in aller Härte spüren, bevor sie klein beigeben.

Als Alarmsignal gilt zudem, dass Versicherungen gegen einen Ausfall spanischer Staatsanleihen (CDS) so teuer gehandelt wurden wie nie zuvor. Damit ist das Misstrauen der Investoren noch höher als Mitte November, als die Angst vor einer Ausweitung der griechischen Probleme auf andere Schuldnerländer einen Höhepunkt erreicht hatte.

Ein Indiz für die Zuspitzung der Lage: Spaniens krisengeschüttelte Institute hängen immer stärker von der EZB ab. So borgten sich die Geldinstitute des Landes im März rund 316 Milliarden Euro von der EZB - fast doppelt soviel wie im Februar, wie die spanische Notenbank am Freitag mitteilte.

Spanische Reformen zeigen Wirkung

Einige Experten befürchten, dass Spanien demnächst beim Euro-Rettungsfonds EFSF um Unterstützung für seine maroden Banken bittet. Andere sind optimistischer, sie verweisen auf die Reformen. "Spanien hat den Arbeitsmarkt reformiert, die Banken gestützt und Sparprogramme aufgelegt, und wenn die EZB findet, dass die Lage in Spanien nicht so schlecht ist, wie die Märkte es empfinden, dann wird sie intervenieren", sagte ein die spanische Regierung beratender Investmentbanker der SZ.

Er meint: "Man muss gelassen bleiben, die Bondpreise bewegen sich ständig, und höhere Zinsen sind für Spanien nicht das größte Problem." Tatsächlich hat Spanien für 2012 den Refinanzierungsbedarf bereits zu 50 Prozent gedeckt, nun fehlen noch rund 40 Milliarden Euro, die an den Märkten aufgenommen werden müssen - fünf Prozent der Gesamtschulden. "Das ist machbar", so der Banker.

Aus einer aktuellen Analyse der Commerzbank geht hervor, dass die Reformen in Spanien Wirkung zeigen. "Beispielsweise ist es nicht mehr so aufwendig, in Spanien ein Unternehmen zu gründen. Die dazu notwendigen Kosten sanken um zwei Drittel, außerdem wurde die Abwicklung des Außenhandels etwas vereinfacht", sagte der Autor der Studie, Chefvolkswirt Jörg Krämer. Spaniens Standortqualität habe sich daher merklich verbessert. Zudem plane die Regierung, dass ein Unternehmer eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung künftig statt in 28 Tagen in fünf Tagen gründen kann, so Krämer.

Balanceakt für die EZB

Das Problem all dieser kleinen Reformschritte: Bis sie Wirkung entfalten, vergeht Zeit, und in dieser Zeit kann Spanien zum Spielball der Spekulanten werden. Ebenso Italien. Die Euro-Krise könnte sich in kurzer Zeit wieder verschärfen. Marktturbulenzen wirken gefährlich ansteckend. Deshalb droht die EZB mit den Stützungskäufen.

Doch es ist ein Balanceakt für die EZB. Vor allem die Bundesbank hält wenig von den Anleihekäufen, dadurch verringere sich der Reformdruck in den Euro-Staaten. Deshalb warnte Asmussen: "Die Regierungen sind in der Pflicht, über Reformen und eine Konsolidierung der Staatshaushalte ihren Teil zur Krisenbekämpfung beizutragen."

Die Lösung der Eurokrise liegt auch in den richtigen Worten zur rechten Zeit.

© SZ vom 14.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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