Schraubenkönig Würth:Der vorbestrafte Multimilliardär

Das Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung gegen Reinhold Würth ist eingestellt worden. Der Schraubenkönig akzeptierte einen Strafbefehl - und zahlte eine hohe Geldstrafe.

Seit Monaten wurde gegen den Kunstmäzen aus dem hohenlohischen Künzelsau ermittelt. Reinhold Würth und weitere Verantwortliche in der Würth-Gruppe sollen im Zeitraum von 1999 bis 2001 Steuern in Millionenhöhe hinterzogen oder Beihilfe dazu geleistet haben.

Schraubenkönig Würth: Der Schraubenkönig Reinhold Würth hat einen Strafbefehl akzeptiert.

Der Schraubenkönig Reinhold Würth hat einen Strafbefehl akzeptiert.

(Foto: Foto: dpa)

Würths Anwälte wollten von Anfang an verhindern, dass es zu einer öffentlichen Hauptverhandlung kommt. Sie strebten einen Strafbefehl an, der maximal eine Strafe von einem Jahr auf Bewährung sowie eine Geldstrafe zulässt, sofern ein Richter sowie der Beschuldigte ihm zustimmen.

Geldstrafe in unbekannter Höhe

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart teilte am Mittwoch mit, dass gegen den Unternehmer ein Strafbefehl in Höhe von 700 Tagessätzen verhängt worden sei. Ab 91 Tagessätzen ist man vorbestraft.

Die Höhe der Tagessätze, die sich nach dem Einkommen richtet, wollte die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Mittwoch nicht nennen. Bei der Bemessung der Strafen sei die vollständige Wiedergutmachung des Schadens berücksichtigt worden.

Gegen zwei weitere Verantwortliche der Würth-Gruppe im Alter von 63 und 47 Jahren wurden Geldstrafen von 700 und 600 Tagessätzen festgesetzt.

Nach Unternehmensangaben haben die Betroffenen die Strafbefehle akzeptiert. Damit gilt das Steuerverfahren als beendet.

Kosten nicht sachgerecht verbucht

Der mehrfache Millionär Würth hatte sich nach einer ersten Durchsuchung der Steuerfahndung im September 2006 gegen die Anschuldigungen gewehrt. Es gehe allenfalls um Nachlässigkeiten bei Abrechnungen, betonte er damals.

Die Strafverfolger hatten nach mehreren Durchsuchungen des Firmensitzes im württembergischen Künzelsau vor zwei Jahren Anklage wegen mehrfacher Steuerverkürzung in den Jahren von 1999 bis 2001 erhoben.

Den Ermittlungen zufolge wurden Kosten nicht sachgerecht verbucht, sondern nur bei einer Tochtergesellschaft gewinnmindernd angesetzt.

Mit den Finanzbehörden sei nun Einigkeit über die steuerlichen Sachverhalte der Jahre 1998 bis 2004 erzielt worden, teilte der 73-Jährige mit.

"Ich habe mich nach sehr reiflicher Überlegung bereit erklärt, die Verantwortung für offensichtlich strittige und komplexe Fragen der Besteuerung der Würth-Gruppe zu übernehmen", erklärte er. Mit den Geldstrafen blieben seinem Unternehmen langjährige Prozesse und Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit erspart.

Die Verfahren gegen drei weitere Manager des Unternehmens seien gegen Zahlung von zusammen 1,5 Millionen Euro Geldauflagen an gemeinnützige Einrichtungen eingestellt worden, teilten die Ermittler mit. Die Betroffenen sind nicht vorbestraft.

Deutschland wird zur "Edel-DDR"

In einem Interview hatte sich Würth über zu hohe Steuerzahlungen in Deutschland beklagt und sprach sich gegen die Erbschaftssteuer aus. "Die Gewinne, die ich in diesen jetzt 58 Jahren gemacht habe, sind schon mal im Durchschnitt zu 50 Prozent versteuert worden. Wenn die Erbschaftssteuer kommt, dann sind noch mal mindestens 15 Prozent weg. Dann blieben also gerade mal 35 Prozent übrig", sagte er.

Der schwäbische Selfmade-Milliardär machte sich Anfang des Jahres auch Sorgen über die politische Entwicklung: "Wir werden spätestens 2013 eine rot-rot-grüne Koalition haben. Dann kommt das ganze Folterwerkzeug wieder heraus", sagte der Unternehmer der Schwäbischen Zeitung. "Die Erbschaftssteuer wird erhöht, die Vermögenssteuer und neue Reichensteuern eingeführt. "Wir müssen aufpassen, dass sich die Regierung nicht in Richtung eines DDR-Zentralkommitees bewegt. Wir befinden uns auf einem geradlinigen Weg in eine DDR-ähnliche Zeit, in eine Edel-DDR."

Schwerreicher Motorradfahrer

Würth liegt auf der Forbes-Liste der reichsten Deutschen mit einem Vermögen von 7,7 Milliarden Dollar auf Platz neun. Im internationalen Vergleich steht er auf Platz 120. Sein Konzern ist weltweit führend auf dem Gebiet der Befestigungs- und Montagetechnik.

Reinhold Würth, der das von seinem Vater gegründete Zwei-Mann-Unternehmen zu einer Gruppe mit 64.000 Mitarbeitern ausgebaut hat, verfolgt viele weitere Interessen: Der 73-Jährige verfügt über eine Pilotenlizenz, fährt eine Harley-Davidson und gilt als ausgemachter Kunstliebhaber. Seine Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall verfügt über Werke der Maler Emil Nolde, Max Ernst, Fernand Léger, Alfred Hrdlicka, Edvard Munch and Pablo Picasso.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: