Schnäppchen:Deutsche Edelautos in USA erheblich billiger

Lesezeit: 3 min

Angesichts des schwachen Dollars und niedriger Autopreise in den USA machen sich Re-Importe aus Amerika derzeit gut bezahlt: Wer beispielsweise seinen Gelände-Mercedes in den USA kauft, muss statt 60.000 nur noch 36.600 Euro berappen.

Von Karl-Heinz Büschemann

(SZ vom 8.1.04) — Das sagt eine neue Studie. Der Verband der Autoindustrie äußert "Sorge über einen sich selbst verstärkenden Aufwertungsprozess". Die deutschen Automobilhersteller, die stark in die USA exportieren, sitzen in einer "Wechselkursfalle".

Das behauptet eine Studie des auf die Automobilwirtschaft spezialisierten Progonose-Institus B & D Forcecast, dessen Leiter der Gelsenkirchener Fachhochschulprofessor Ferdinand Dudenhöffer ist.

Autobauer unter Druck

Durch die starke Aufwertung des Euro, dessen Wert seit dem Juni 2001 gegenüber dem US-Dollar um 45 Prozent zugenommen hat, gerieten die Autobauer auf dem wichtigen US-Markt unter Druck, weil sie ihre Preise senken müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Damit verlören sie auf dem US-Markt ihre Gewinnmargen.

Doch es gebe eine zweite Bedrohung. Manche deutschen Autos seien in den USA inzwischen so billig geworden, dass sich ein Rückimport der Fahrzeuge nach Deutschland lohne. "Bleibt der Dollarkurs auf seinem hohen Niveau, müssen sich die deutschen Autohersteller auf eine große Rückimportwelle einstellen", so die Studie.

Große Ersparnis möglich

B & D hat ermittelt, dass Autos aus deutscher Fertigung inzwischen in Deutschland um 30 bis 50 Prozent teurer sind als auf dem US-Markt. In Einzelfällen lägen die Preisunterschiede bei 80 Prozent. Bei einem Porsche Carrera GT oder einen Rolls Royce ließen sich beim Kauf in den USA pro Fahrzeug rund 100.000 Euro sparen.

Ein VW-Touareg V8, der in Deutschland mit 58950 Euro in der Liste stehe, sei auf dem US-Markt nur mit 32560 Euro ausgezeichnet - 45 Prozent billiger. Der Mercedes Geländewagen ML 500, der in den USA für 36600 Euro zu haben ist, koste in Deutschland 60000 Euro.

Mögliche Schädigung

Bleibe der Dollarkurs in den nächsten zwölf Monaten auf seinem niedrigen Niveau, müssten die Exklusivhersteller durch Rückimporte mit der Schädigung ihrer Importeurs- und Vertriebsnetze in Europa rechnen. Die neuen Regelungen im EU-Autohandel hätten inzwischen die Möglichkeiten für europäische Händler erleichtert, sich in den USA mit Fahrzeugen einzudecken und in Europa zu verkaufen.

Für Hersteller von Massenfahrzeugen sei das Risiko geringer, sagt die Studie, weil die in Europa gängigen Klein- und Kompaktwagen kaum auf dem US-Markt vertreten seien und die Transportkosten einen Großteil der Einsparungen wieder aufzehrten.

BMW bleibt gelassen

BMW sagt zu der Studie, ein schwacher Dollar sei für die Autoindustrie nicht neu. "Der Euro ist im Moment überbewertet", sagt ein Sprecher. "Wir glauben nicht, dass das lange anhält." BMW hat im vergangenen Jahr den US-Absatz um acht Prozent gesteigert.

Ein Porsche-Sprecher sagte: "Die Berechnungen von B & D sind unseriös". Die Ersparnis sei wesentlich geringer als behauptet, weil die von dem Institut genannten Preise in Deutschland die Mehrwertsteuer enthielten, die Vergleichswerte aus USA seien seien aber ohne Steuern. "Diese Frage besorgt uns daher überhaupt nicht."

Bernd Gottschalk, der Präsident des Verbandes der deutschen Automobilindustrie räumt ein, dass der Dollarkurs für die Autobranche ein Problem ist. "Er trifft uns, doch wir werden damit fertig". Die deutschen Unternehmen lieferten die Hälfte ihrer Exporte in die EU-Länder. Der Branche bereite aber "der sich selbst verstärkende Prozess Sorge, der nicht durch wirtschaftlichen Fakten begründet ist."

Spuren bei VW

Die deutschen Automobilhersteller haben diese Entwicklung zu spüren bekommen. Die verringerten Euro-Erlöse für die Geschäfte im Dollarraum haben zum Beispiel dazu geführt, dass der VW-Konzern im vergangenen Jahr auf dem US-Markt in die Verlustzone rutschte. Ein Verfahren, sich von den Wechselkursen unabhängiger zu machen, sind sogenannte Kurssicherungsgeschäfte.

Über bestimmte Finanzinstrumente am Devisenmarkt können sich Exportunternehmen für ihre Dollars feste Euro-Wechselkurse sichern. Das allerdings funktioniert wie eine Versicherung und kostet Geld. Unternehmen vermeiden mit diesem sogenannten Hedging hohe Verluste, könnten aber auch keine hohen Währungsgewinne realisieren.

Risikominimierung

Unternehmen wie Porsche oder BMW haben die Dollar-Risiken weitgehend durch Termingeschäfte ausgeschlossen. Einige Autounternehmen haben große Teile der Produktion in den Dollar-Raum verlegt, um gegen die Schwankungen zwischen Dollar und Euro besser geschützt zu sein.

So baut BMW pro Jahr 167 000 Autos in seinem US-Werk in Spartanburg. Mercedes baut 85000 Autos mit dem Stern in den Vereinigten Staaten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: