Schmiergeld-Affäre:Neue Anklage im Siemens-Skandal

Die Strafverfolger knöpfen sich erneut diverse Ex-Siemens-Manager vor. Die Vorwürfe sind massiv. Nur Klaus Kleinfeld darf aufatmen.

H. Leyendecker und K. Ott

Im Schmiergeldskandal bei Siemens geht die Justiz massiv gegen frühere Mitglieder der Konzernspitze vor: Thomas Ganswindt, ehemaliges Mitglied des Zentralvorstands, soll wegen Korruption vor Gericht gestellt werden. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Anklage erhoben. Außerdem erhielt Jürgen Radomski, der als Personalchef ebenfalls dem Zentralvorstand angehört hatte, einen Bußgeldbescheid.

Die Staatsanwaltschaft will wegen der weltweiten Schmiergeldzahlungen von Siemens gegen weitere einstige Top-Manager vorgehen. Nach SZ-Informationen soll auch der langjährige Konzernchef Heinrich von Pierer einen Bußgeldbescheid erhalten, weil er wie Radomski seine internen Aufsichtspflichten vernachlässigt habe. Pierer bestreitet das. Das Bußgeldverfahren gegen Pierers Nachfolger, Klaus Kleinfeld, wird dagegen eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft wirft Radomski vor, 2003 fahrlässig gehandelt zu haben. "Radomski hätte damals erkennen müssen, dass Gelder, die von Siemens und der Tochterfirma Lincas auf dubiose Weise nach Dubai verlagert wurden, zu illegalen Zwecken verwendet wurden", sagte Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.

Radomski droht hohes Bußgeld

Insgesamt sollen über Lincas mehr als 50 Millionen Euro in dunkle Kanäle geflossen sein. Ein früherer Siemens-Kaufmann sagte aus, mit dem Geld seien etwa bei Großprojekten im Energiesektor in Asien Leute an "entscheidender Stelle" bestochen worden, um Aufträge zu erhalten. Radomski war Aufsichtsratsmitglied bei Lincas.

Die Staatsanwaltschaft hat berücksichtigt, dass Radomski drei Millionen Euro Schadenersatz an Siemens zahlt. Insofern dürfte das Bußgeld gegen ihn unter der Höchstgrenze von 500.000 Euro liegen. Der Bescheid ist bereits rechtskräftig.

© SZ vom 20.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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