Schließungspläne:Siemens-Aufsichtsratschef verteidigt Sanierungskurs

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"Wenn wir jetzt nicht reagieren, wird man uns hinterher Managementfehler vorwerfen."

(Foto: Johannes Simon)

Gerhard Cromme stellt sich demonstrativ hinter die umstrittenen Pläne von Konzernchef Joe Kaeser.

Von Caspar Busse und Thomas Fromm

"Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was Siemens und Vorstandschef Joe Kaeser jetzt machen, richtig ist", sagt Gerhard Cromme der Süddeutschen Zeitung. Der Abbau von knapp 7000 Jobs in der Kraftwerkstechnik und die geplante Schließung von Standorten seien unausweichlich. "Die Nachfrage ist dramatisch eingebrochen und wird nicht wieder das alte Niveau erreichen", sagt er.

Da die allgemeine Lage gut sei und die Konjunktur laufe, könne ein Abbau derzeit umgesetzt werden. "Wenn wir jetzt nicht reagieren, wird man uns hinterher Managementfehler vorwerfen", sagt Cromme der SZ. Der Manager tritt Ende Januar nach 15 Jahren als Aufsichtsrat bei Siemens ab. Sein Nachfolger an der Spitze des Gremium wird der Ex-SAP-Chef Jim Hagemann Snabe.

"Wir werden versuchen, ihnen zu helfen"

Cromme kündigt zudem an, Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter finden zu wollen, die "unverdientermaßen in diese Situation" geraten seien. "Wir werden versuchen, ihnen zu helfen. Dafür werden wir konstruktive Gespräche mit den Betriebsräten aufnehmen. Und wir werden alles daran setzen, um sozial verträgliche Lösungen zu finden", sagt er.

Hinter Konzernchef Kaesers Strategie, Geschäftseinheiten abzuspalten und eigenständig zu führen, steht Gerhard Cromme ebenso wie hinter den Abbauplänen: "In jedem Fall wollen wir immer die Mehrheit an Zukunftsgeschäften. Sonst ist es besser, wir steigen aus."

Wenig optimistisch äußert er sich jedoch hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung Deutschlands. "Deutschlands Wirtschaft läuft derzeit, aber wir sind am Ende eines Zyklus, der künstlich günstig ist für uns. Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass das immer so weitergehen wird", sagt Cromme.

Der Euro helfe zwar, die Zinspolitik von Mario Draghi ebenfalls, und die deutschen Produkte seien weltweit durchaus gefragt. Die Frage sei aber, ob die deutsche Wirtschaft auch in naher Zukunft noch die richtigen Produkte für die Zukunftsmärkte habe - vor allem in der Autoindustrie.

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