Schiesser: Auferstehung einer Pleite-Firma:In Feinripp an die Börse

Die Gläubiger des Wäscheherstellers Schiesser genehmigen den vorgeschlagenen Börsengang. Nach der Insolvenz 2009 sieht das Unternehmen gute Chancen - mit Stardesigner Wolfgang Joop an der Seite.

Dagmar Deckstein

Der direkte Weg des Unterwäscheherstellers Schiesser aus der Insolvenz an die Börse ist frei. Am Donnerstag stimmte nun auch die Gläubigerversammlung den Plänen von Insolvenzverwalter Volker Grub zu.

Schiesser verdient wieder Geld

Verpackungen mit Unterhemden des Wäscheherstellers Schiesser. Nach der Insolvenz schreibt das Textilunternehmen Schiesser wieder Geld.

(Foto: ddp)

Von den rund 500 Gläubigern waren 248 anwesend, und nur einer stimmte mit Nein. "Wir alle - Belegschaft, Betriebsrat, leitende Mitarbeiter und Vorstand der Schiesser AG - sind mit dieser Entscheidung heute sehr zufrieden und danken den Gläubigern für ihr Vertrauen", sagte Grub.

Durch einen Börsengang würden alle gewinnen. Geplant ist dieser Schritt für das zweite Quartal 2011. Er soll den Gläubigern mit ihren Forderungen von insgesamt 66 Millionen Euro ihre gesamten Außenstände einbringen, mindestens aber 70 Prozent davon.

Die Forderungen der Gläubiger würden "auch durch die gute Geschäftsentwicklung in einem höheren Maße erfüllt werden können, als dies noch vor einem Jahr überhaupt denkbar war", so Grub. Immerhin hatte auch der Gläubigerausschuss - das Gremium der wichtigsten Forderungsvertreter - bereits vor vier Wochen Grubs Plänen zugestimmt.

Ruinöse Lizenzfertigung

Die 1875 von Jacques Schiesser gegründete Schiesser AG hatte im Februar 2009 Insolvenz angemeldet, nachdem durch die ruinöse Lizenzfertigung für andere Marken wie Tommy Hilfiger, Puma oder Levi's mehr als 80 Millionen Euro Schulden aufgelaufen waren.

Die meisten dieser Verträge sind aufgelöst, die Belegschaft wurde verkleinert. Heute arbeiten am Stammsitz Radolfzell noch 510 Mitarbeiter, in der gesamten Gruppe weniger als 2000.

Der Unterwäscheproduzent mit dem traditionellen Feinripp-Image schreibt wieder schwarze Zahlen, und Rudolf Bündgen, Schiesser-Vorstandssprecher, blickt optimistisch in die Zukunft. Die bereits begonnene Erweiterung und Modernisierung der Kollektionen würde vom Markt gut aufgenommen.

Joop ante portas

Außerdem steht auch der Berliner Modedesigner Wolfgang Joop ante portas, der - in welcher Form auch immer - Schiesser in Sachen Design, Produkt- und Markenentwicklung weiter auf die Beine helfen und zu einer gelungenen Börsenstory beitragen will. Auch mit einem Anteilserwerb von 15 Prozent bei Schiesser liebäugelte Joop bereits. Er komme sich jedenfalls derzeit vor "wie ein Rennpferd, das noch im Stall warten muss, aber endlich loslaufen will", hatte Joop noch Mitte November gesagt.

Zuvor muss das Amtsgericht Konstanz nach einer zweiwöchigen Einspruchsfrist nach dem Plazet des Gläubigerausschusses bis Jahresende das Insolvenzverfahren beenden, in dem Schiesser formal immer noch steckt. Ungewöhnlich ist so ein Schritt aus der Pleite an die Börse allemal, aber Grub hat das 1986 mit dem Welzeimer Antriebsspezialisten ATB schon einmal erfolgreich exerziert.

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