Schienenkartell:Auf der Anklagebank

Aktuelles Lexikon: Schienenkartell

Sie sollen sich an geheimen Orten getroffen und zum Telefonieren Prepaid-Handys genutzt haben; um nicht aufzufliegen, sprachen sie sich dabei nur mit Decknamen an. Einer nannte sich "Hannibal Lecter", ein anderer "Brüderchen", selbst eine "Domina" war dabei. Insgesamt 14 Stahlmanager, zusammen bildeten sie das Schienenkartell - einen spektakulären Fall von Preisabsprache. Mindestens von 2006 bis 2011 sollen die Manager sich im Verborgenen über Preise und Mengen auf dem deutschen Schienenmarkt geeinigt und damit den Wettbewerb ausgeschaltet haben. In der Folge konnten Kunden des Schienenkartells wie etwa die Deutsche Bahn oder Nahverkehrsbetriebe nur zu überhöhten Preisen einkaufen. Allein die Bahn soll durch das Kartell einen dreistelligen Millionenbetrag verloren haben. Das Kartellamt hatte gegen die beteiligten Firmen insgesamt fast 200 Millionen Euro an Bußgeldern verhängt. Nun geht die strafrechtliche Aufarbeitung in die zweite Runde. Vier Manager von Thyssen-Krupp und drei von Stahlberg Roensch müssen sich wegen wettbewerbsbeschränkender Absprachen vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Es handelt sich um jene Manager, die bisher keine Geständnisse ablegten. Die Höchststrafe liegt bei bis zu fünf Jahren Haft. Der Prozess gegen sieben weitere Beteiligte war gegen Zahlung einer Geldauflage von 290 000 Euro eingestellt worden. Kirsten Bialdiga

In Bochum stehen sieben frühere Stahl-Manager wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung am sogenannten Schienenkartell vor Gericht. Ihnen drohen hohe Haftstrafen. Einige von ihnen könnten bald Geständnisse ablegen.

Von Kirsten Bialdiga, Bochum

Der Scheitel sitzt perfekt, die Krawatte gerade. Regungslos und mit hochrotem Gesicht folgt jener Manager, der einst als "Mr. Eisenbahn" bekannt war, den Ausführungen des Gerichts. Es geht um viel für den 72-Jährigen, der einst bei Thyssen-Krupp für den Verkauf von Schienen zuständig war. Für ihn und auch für die anderen sechs Angeklagten, die jetzt wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung am so genannten Schienenkartell vor Gericht stehen.

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