Schadenersatz für Kirch-Erben:Breuer wehrt sich gegen Ackermann

Alter Chef gegen neuen Chef: Der geplante Vergleich mit den Erben Leo Kirchs bringt die Deutsche Bank durcheinander. Ex-Vorstandssprecher Rolf Breuer wird keinen Kompromiss auf seine Kosten zulassen - damit wird der Deal für Josef Ackermann umso gefährlicher.

Klaus Ott

Kein öffentlicher Auftritt, kein Interview, nichts. Rolf Breuer will kein Öl ins Feuer gießen. Die Lage ist sowieso schon brenzlig genug, wenn nicht sogar explosiv. Ein allzu offenes Wort des früheren Vorstandssprechers der Deutschen Bank, und der ganze Deal wäre womöglich hinfällig, den sein Nachfolger Josef Ackermann so hübsch eingefädelt hat.

Former Deutsche Bank CEO Breuer stands in a Munich courtroom

Streitet mit Deutsche-Bank-Chef Ackermann um die Zahlungen an Leo Kirchs Erben: Rolf Breuer.

(Foto: REUTERS)

Der Deal mit Leo Kirchs Witwe und Sohn sowie weiteren Erben des Medienhändlers, die 800 Millionen Euro von der Bank bekommen sollen. Als Schadenersatz für jenes TV-Interview, in dem Breuer Anfang 2002 als Chef der Deutschen Bank kurz vor der Pleite von Kirchs Film- und Fernsehimperium dessen Kreditfähigkeit angezweifelt hatte.

Ackermann wolle bei seinem Ausscheiden im Mai ein "besenreines Haus" hinterlassen und deshalb den lästigen Streit mit dem im Juli 2011 verstorbenen Kirch und dessen Nachfolgern beenden, heißt es in Finanzkreisen. Das ginge wohl zu Lasten von Breuer - der dann mit hohen Schadenersatzforderungen der Bank für sein TV-Interview bei Bloomberg in New York rechnen müsste.

Breuer sieht aber gar keinen Schaden, den die Bank den Kirch-Erben ersetzen müsste, weil der Münchner schon vor dem Interview pleite gewesen sei. Das ist die Sichtweise des früheren Chefs des größten deutschen Geldinstituts bei den vielen Verfahren in dieser Sache vor Gericht, und das macht den geplanten Kirch-Deal für Ackermann so gefährlich.

Sollte sich Breuer mit seiner Auffassung erfolgreich gegen Ansprüche der Bank wehren, dann säße plötzlich Ackermann in der Patsche. Denn dann hätte Ackermann der Kirch-Seite einen Schaden ersetzt, der zuvor gar nicht entstanden wäre. Dann müsste das Geldinstitut wohl Ackermann anstelle von Breuer in Regress nehmen. Der alte Bankchef werde sich wehren, sollte es zu seinen Lasten einen Kirch-Deal geben, sagen Leute, die mit der Causa vertraut sind. Ackermann sei darüber im Bilde. "Die Deutsche Bank weiß das."

Ackermann gegen Breuer, oder Breuer gegen Ackermann - das sieht nach einem Streit unter langjährigen Top-Bankern aus. Nach einem Streit zweier Männer, die meist erfolgreich an der Spitze der Deutschen Bank wirkten; die zu den führenden Männern der deutschen Wirtschaft und in der internationalen Finanzbranche gehörten oder gehören.

Eiszeit zwischen zwei Schwergewichten?

Und es erinnert an den Schmiergeldskandal bei Siemens, als zwei andere Schwergewichte über Kreuz gerieten: Der langjährige Konzernchef Heinrich von Pierer musste fünf Millionen Euro Schadenersatz zahlen, auf Betreiben von Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens und früher Boss bei Thyssen-Krupp. Seitdem ist Eiszeit zwischen den beiden.

So könnte es auch zwischen Breuer und Ackermann kommen; je nachdem, was geschieht. Rechtsabteilung und Vorstand der Deutschen Bank prüfen, was der Chef vergangenen Sonntag mit Leo Kirchs Witwe ausgehandelt hat. Ist der Deal für die Aktionäre zumutbar, lautet eine der Fragen. Das müsse sauber geklärt werden, sonst sei am Ende der Bankvorstand wegen Untreue dran, heißt es in Finanzkreisen. Das gehe alles nicht so schnell. Der Stand der Dinge in den Chefetagen ist von außen nicht zu durchschauen. Das Institut schweigt.

Nur eines scheint derzeit gewiss: Dass es nicht die Deutsche Bank war, die am Montag die Meldung über das sonntägliche Treffen und den Handschlag-Deal über die 800 Millionen Euro in den Medien lancierte. Das komme "todsicher" nicht aus der Bank, die wäre ja sonst "bescheuert" gewesen, sagen Insider. War es also die Kirch-Seite, um auf diese Weise Ackermann öffentlich "festnageln"? Aus Leo Kirchs alter Firma KF15, wo dessen langjähriger Vertrauter Dieter Hahn die Geschäfte führt, kommt ein heftiges Dementi. "Definitiv nein", lautet die Antwort.

Ansonsten äußert man sich auch dort nicht zu dem Deal, den angeblich ein alter Freund des Medienhändlers aus der Politik mit eingefädelt haben soll. Dieser Freund und der Investor Clemens Vedder sollen das Treffen von Kirchs Witwe mit Ackermann vermittelt haben.

Nun hängt viel davon ab, wie sich Breuer verhält. Streitet er alles aus, mit Hilfe der fünf Anwaltskanzleien, deren Beistand er sich versichert hat? Oder gibt er am Ende klein bei, um Ruhe zu haben? So wie Pierer bei Siemens.

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