Saudi-Arabien:Dieser Mann hat die Zukunft des Öls in der Hand

Saudi Aramco Chief Executive Officer Khalid al-Falih speaks to the media at the company's booth during Petrotech 2014 in Manama

"Das Niveau der Nachfrage nach saudischem Öl ist noch immer hoch und sehr gesund", sagt Khalid al-Falih, der Energieminister von Saudi-Arabien.

(Foto: REUTERS)
  • Der Energieminister Saudi-Arabiens, Khalid al-Falih, soll das Land unabhängiger vom Öl machen.
  • Am Mittwoch trifft er sich mit den anderen Ministern der Opec-Staaten in Wien, um über eine Begrenzung der Ölfördermenge zu beraten.
  • Falih ließ zuletzt jedoch ausrichten, dass er über das Thema nicht zwingend sprechen wolle - zum Ärgernis der anderen Teilnehmer.

Von Silvia Liebrich

Khalid al-Falih hat einen der wichtigsten, aber auch undankbarsten Jobs in Saudi-Arabien. Wichtig, weil er mit Aramco den größten Ölkonzern der Welt an die Börse bringen soll. Undankbar, weil dabei einiges schiefgehen kann. Der Golf-Staat hat große Pläne für die Zeit nach dem Öl. Deshalb muss die Teilprivatisierung unbedingt ein Erfolg werden.

Der Wahlsieg von Donald Trump in den USA macht dieses Vorhaben für Falih nicht einfacher. Denn der hat angekündigt, dass er die heimische Öl- und Fracking-Industrie fördern will. Für den Aramco-Vorsitzenden und Energieminister von Saudi-Arabien sind das eher schlechte Nachrichten, bedeutet dies doch, dass die Preisschlacht am Ölmarkt erst einmal weitergehen wird.

Auch Falih hat daran am Wochenende wenig Zweifel gelassen. "Wir erwarten, dass die Nachfrage 2017 ermutigend sein wird", sagte er und fügte noch hinzu, "das Niveau der Nachfrage nach saudischem Öl ist noch immer hoch und sehr gesund". Das klingt zunächst harmlos. Interessant wird seine Aussage durch einen Nachsatz, in dem er fast nebenbei ankündigt, dass Angebot und Nachfrage auch ohne Interventionen des Ölkartells Opec ein Gleichgewicht finden könnten. Das bedeutet im Klartext, dass aus der geplanten Drosselung der Produktion, auf die sich Opec-Mitgliedsländer im September mühsam geeinigt haben, vermutlich nichts wird. Überzeugend ist Falihs Begründung freilich nicht. Denn derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Weltwirtschaft anzieht und die Nachfrage nach Öl wieder steigt.

Falih ist einer der mächtigsten Männer der gesamten Ölbranche

Was also treibt den Mann an? Falih, der unter anderem in den USA Maschinenbau studiert hat, arbeitet seit 1979 für Saudi Aramco, den Konzern, dem Saudi-Arabien seinen Reichtum verdankt. Er stieg rasch auf und ist seit 2009 Vorsitzender. Seit Mai diesen Jahres ist er außerdem Energieminister. Diese Kombination macht ihn zu einem der mächtigsten Männer in Saudi-Arabien und in der gesamten Ölbranche.

Wie viel von dem Rohstoff das Land tatsächlich besitzt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Schenkt man Falihs Worten Glauben, dann reichen die Vorräte noch für 70 Jahre. In ein paar Monaten wird man es genauer wissen. Im Zuge des für 2018 geplanten Börsengangs will das Land erstmals Zahlen von unabhängigen Prüfern vorlegen.

Mit dem Geld aus dem Börsengang will Saudi-Arabien seine Zukunft finanzieren, eine Zukunft ohne Rohöl. Falih will dafür so viel wie möglich herausschlagen. Bis 2030, so lautet das Ziel, soll der Staatshaushalt vom Ölmarkt entkoppelt sein. "Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, ein hoch entwickeltes Industrieland zu werden", betonte er im Sommer in einem Interview mit dem Handelsblatt. "Unser Vorbilder sind Länder wie Deutschland, Japan oder Südkorea." Dazu gehört nach seinen Angaben auch, dass das Land Steuern und Abgaben einführen will.

Minister der Opec-Länder werden nicht zwingend über Kürzungen beraten

Bis dahin ist Saudi-Arabien jedoch auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft angewiesen, und der Aramco-Chef wird alles daransetzen, die führend Rolle Saudi-Arabiens am Ölmarkt zu behaupten, auch wenn die Konkurrenz Druck macht. Erzrivale Iran will seine Produktion trotz stagnierender Nachfrage ausweiten. Russland und die USA halten ebenfalls an hohen Förderzahlen fest.

Falih weiß, dass Saudi-Arabien in diesem ruinösen Wettbewerb die besseren Karten hat. Die Minister der Opec-Länder, die sich diesen Mittwoch in Wien treffen, werden das zu spüren bekommen. Eigentlich wollten sie gemeinsam beschließen, die Produktionsmenge zu senken. Doch Falih könnte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Bei dem Treffen müsse nicht zwingend über Förderkürzungen diskutiert werden, ließ er ausrichten.

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