SAP:Aufholjagd

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Der Softwarekonzern will die US-Rivalen im Wettbewerb bald überrunden. Das vergangene Jahr half ihm dabei.

Von Max Hägler und Stefan Mayr, Walldorf

Wenn Bill McDermott seine Firma und ihre Produkte preist, dann erinnert er ein wenig an Michael Buffer, diesen legendären Boxring-Sprecher, der die Vokale immer so dehnt: "Let's get reeeady to rumble", brüllt der US-Amerikaner vor jedem Kampf. Wie Buffer kommt SAP-Vorstandschef McDermott aus den USA, ist braun gebrannt und hat graues Haar. Auch er moduliert seine Stimme wie ein Entertainer, um seine Gesprächspartner mitzureißen. Auch er hat einen Ruf: "Run Simple!" - Alles soll einfach und schnell laufen.

Und das Motto funktioniert. Es zielt vor allem auf die Kunden, die so oft über komplizierte Computeranwendungen klagten. SAP aus der nordbadischen Provinz ist das größte Softwareunternehmen Europas und ist mit 101 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auch der wertvollste Dax-Konzern. "Sehr stolz" sei er auf diese Position, sagt McDermott und er will wie Finanzvorstand Luka Mucic den Kurs nach oben treiben: Die Unternehmensleitung erwägt einen Aktienrückkauf. Im Jahr 2016 stieg der Gesamtumsatz von SAP um sechs Prozent auf 22 Milliarden Euro. Nach Steuern verdiente SAP 3,6 Milliarden Euro.

Und es dürfte so weitergehen; der Vorstand korrigierte die Gewinnaussichten sogar leicht nach oben.

Wachstumstreiber ist dabei weiter die Hochgeschwindigkeits-Datenbank Hana. Komplizierte Bilanzen lassen sich damit in Sekundenschnelle berechnen, aber auch Krankheiten analysieren oder die Spielweise der deutschen Fußball-Elf. Dieser Technik folgt ein zweiter Trend: Mietsoftware im Internet. Immer öfter gehen Kunden "in die Cloud", wie sie das in dieser Branche nennen. Sie arbeiten also nicht mehr mit eigenen Servern in ihren Büros, sondern schicken ihre Daten über das Internet zu entfernten Großrechnern. Das vierte Jahr in Folge stieg der Umsatz mit Cloud-Produkten. Doch SAP setzte erst vor wenigen Jahren auf das Internet und ist auf Aufholjagd. Trotz des Wachstums liegt SAP bei den Marktanteilen hinter IBM, Microsoft, Amazon oder Salesforce. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung betont McDermott, dass sich das bald ändern solle, spätestens zu Beginn des kommenden Jahrzehnts: "Ein Rennen entscheidet sich nicht am Start, sondern an der Ziellinie", sagt er. "Wir werden die Nummer eins sein."

Das vergangene Jahr half ihm dabei: Unter anderem Firmen wie Nike, Coca-Cola, Apple und Mercedes AMG sind unter den neuen Kunden. Es heißt auch, so mancher Geheimdienst greife gerne auf Hana und ihre Fähigkeit zurück, große Datenmengen sehr schnell auf Auffälligkeiten zu überprüfen und die Ergebnisse dann in einer möglichst hübschen Grafik an die Wand zu projizieren.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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