Sanierungsbedarf bei VW:Pischetsrieder bleibt Details schuldig

Einen Tag nach seiner Vertragsverlängerung hat VW-Chef Bernd Pischetsrieder auf der Hauptversammlung des Konzerns die Notwendigkeit eines Sanierungsprogrammes unterstrichen. Was das genau heißt, sagte er allerdings nicht.

Man müsse mit unverminderter Energie an der Optimierung von Kosten und Prozessen arbeiten, sagte der VW-Lenker am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Autobauers in Hamburg.

Sanierungsbedarf bei VW: Bernd Pischtetsrieder auf der Hauptversammlung in Hamburg.

Bernd Pischtetsrieder auf der Hauptversammlung in Hamburg.

(Foto: Foto: ddp)

Details zum geplanten Umbau, über den das Management derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt, blieb Pischetsrieder allerdings weiterhin schuldig. "Wir werden erst darüber sprechen, wenn Ergebnisse vorliegen."

VW wisse aber genau, "worüber und mit welchen Zielen wir verhandeln." Den bisherigen Ausblick bekräftigte der VW-Chef. VW-Aktien verteuerten sich bis zum Mittag um 2,11 Prozent auf 62,46 Euro, während der DAX leicht nachgab.

Herausforderndes Ziel

So soll dank des Sparprogramms "ForMotion plus" das Vorsteuerergebnis bis zum Jahr 2008 um vier Milliarden Euro auf 5,1 Milliarden Euro verbessert werden. "Diese Ziel ist sehr herausfordernd", räumte der VW-Chef ein, könne aber dank der Kostensenkungen und neuer Modelle erreicht werden.

Im laufenden Jahr peilt VW weiterhin ein Absatz- und Umsatzplus sowie eine Verbesserung des operativen Ergebnisses vor Sondereinflüssen an. Die Höhe der Sondereinflüsse bezifferte Pischetsrieder erneut nicht.

VW rechnet in diesem Jahr mit Belastungen aus dem laufenden Sanierungsprogramm, dem positive Sondereinflüsse aus den jüngsten Verkäufen unter anderem der IT-Tochter gedas oder dem Autovermieter Europcar entgegen stehen.

"Existenz nicht gefährdet"

Der Konzern sei in seiner heutigen Existenz nicht gefährdert, betonte Pischetsrieder weiterhin. Bereits im ersten Quartal habe das Unternehmen Fortschritte erzielt und sein Ergebnis verbessert. "Aber trotzdem müssen wir heute handeln, damit wir morgen den verschärften Angriffen unserer Wettbewerber erfolgreich begegnen können."

Das Management müsse nun die unternehmerischen Weichen stellen, um langfristig die notwendige Ertragskraft von VW gewährleisten zu können. Der Konzern werde zudem nicht ohne den Erfolg der Marke VW nachhaltig erfolgreich sein können.

VW fährt derzeit einen harten Sparkurs und hatte im März ein tief greifendes Restrukturierungsprogramm angekündigt, von dem bis zu 20.000 Mitarbeiter betroffen sein könnten.

Zukunft der Komponentenwerke

Zur Zukunft der Komponentenwerke, die VW auf den Prüfstand gestellt hat, sagte der VW-Chef: "Nur wenn entweder die Wettbewerbsfähigkeit nicht erreichbar ist, oder (...) der Bereich und damit auch die Mitarbeiter unter einer anderen Firmenzugehörigkeit bessere Chancen haben, prüfen wir alle anderen Möglichkeiten."

Pischetsrieder bleibt Details schuldig

Hierzu gehörten auch Kooperationsmöglichkeiten. Einem Bericht der "FTD" (Mittwochausgabe) zufolge redet der Konzern hierzu bereits mit Zulieferern.

Pischetsrieder bekräftigte erneut, dass die Produktion von Motoren und Getrieben bei VW nicht in Frage stehe.

Der Aufsichtsrat hatte am Dienstagabend nach einer mehrstündigen Sitzung Pischetsrieders Vertrag vorzeitig um weitere fünf Jahre bis zum 16. April 2012 verlängert.

Einstimmig zugestimmt

Die Arbeitnehmerseite, die dem Vernehmen nach der Verlängerung im Vorfeld der Hauptversammlung zunächst hartnäckig Widerstand geleistet hatte, hatte dem einstimmig zugestimmt. Im Gegenzug hatte sich das Arbeitnehmerlager eine erneute schriftliche Bestätigung des Managements für die bestehenden Verträge zur Standort- und Beschäftigungssicherung gesichert.

Der aktuelle Tarifvertrag für die westdeutschen Werke schließt betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2011 aus.

Auf der diesjährigen Hauptversammlung sollen die Aktionäre unter anderem über eine neue Zusammensetzung im Aufsichtsrat befinden.

Neue Gesichter im Aufsichtsrat

So sollen Porsche-Finanzchef Holger Härter und der Unternehmer Jürgen Großmann neu in das Gremium einziehen. Auch die Bestellung von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der bereits seit Februar im Aufsichtsrat sowie im Präsidium des Kontrollgremiums sitzt, wartet auf die Bestätigung durch die Aktionäre.

Im Vorfeld des Aktionärstreffens hatten Investmentfonds und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) Kritik am Führungsstil von Aufsichtsratschef Ferdinand Piech geübt.

Die Deka und die SdK beantragten, Piech nicht zu entlasten. Auch die Fondsgesellschaft DWS beantragte eine Einzelabstimmung. Piech habe durch "bedachte oder unbedachte Äußerungen in der Öffentlichkeit" die Autorität des VW-Chefs untergraben und seine Vertragsverlängerung "in unerklärlicher Weise" verzögert, hatte die SdK ihren Antrag begründet.

Piech hatte Anfang März in einem Interview die Verlängerung des Vertrages von Pischetsrieder als "offene Frage" bezeichnet und reichlich für Spekulationen um die Zukunft des VW-Chefs gesorgt.

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