Samsung:Der Chef schmeißt hin

Samsung: Kwon Oh Hyun gibt die Samsung-Führung zum Jahreswechsel ab, um einen Neustart zu ermöglichen.

Kwon Oh Hyun gibt die Samsung-Führung zum Jahreswechsel ab, um einen Neustart zu ermöglichen.

(Foto: AP)

Trotz Rekordgewinns kündigt Samsung-Chef Kwon Oh-hyun seinen Rücktritt an. Der 64-Jährige reagiert damit auf die "beispiellose" Konzernkrise.

Von Vivien Timmler

Es ist ein Rücktritt inmitten einer turbulenten Zeit: Einer der drei Chefs des südkoreanischen Technologie-Konzerns Samsung, Kwon Oh-hyun, hat am Freitagmorgen überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Angesichts der "beispiellosen" Krise bei Samsung sei es Zeit für einen Neustart mit einer jüngeren Führung, sagte er. Kwon, 64, meint damit den Korruptionsskandal, der das Unternehmen seit Monaten erschüttert.

Ende August war der langjährige De-facto-Chef und Erbe des Samsung-Imperiums, Lee Jae-yong, wegen Bestechung, Unterschlagung von Gesellschaftsvermögen und Meineids zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach Auffassung des Gerichts hat der Enkel des Samsung-Gründers versucht, sich mit Geld die politische Unterstützung der früheren Präsidentin Park Geun-hye zu sichern. Lee soll Bestechungsgelder an Parks frühere Vertraute Choi Soon-sil gezahlt haben, um die Zustimmung der Regierung zu einer wichtigen Fusion innerhalb der Samsung-Gruppe zu bekommen. Vor Gericht hat er jegliches Fehlverhalten stets bestritten. Er will Berufung gegen das Urteil einlegen.

Nach Lee verlässt Ende März 2018 nun jedenfalls auch Kwon Oh-hyun das Unternehmen. Nach der Haftstrafe gegen Lee hat er Samsung gemeinsam mit zwei weiteren Managern geführt und war für die derzeit boomende Chip-Sparte zuständig. Für Samsung ist sein Rücktritt ein herber Rückschlag, da dem Konzern nun gleich zwei wichtige Führungskräfte fehlen, doch auch für Südkorea ist sein Weggang unangenehm. Der Mischkonzern Samsung Electronics, unter anderem größter Smartphone-Hersteller der Welt, ist für ein Fünftel der südkoreanischen Wirtschaftsleistung verantwortlich. Geht es Samsung schlecht, geht es auch Südkorea schlecht.

Rein zahlenmäßig ist davon derzeit jedoch nichts zu spüren. Nahezu zeitgleich mit der Rücktrittsankündigung Kwons prognostizierte Samsung am Freitag für das dritte Quartal 2017 einen Rekordgewinn von umgerechnet 10,8 Milliarden Euro. Damit würde das Unternehmen den Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu verdreifachen. Der Gewinn geht wohl vor allem auf das boomende Geschäft mit Halbleitern zurück. Auch steigende Verkaufszahlen der Samsung-Smartphones Galaxy S8 und Galaxy Note 8 dürften Analysten zufolge zu dem Rekordergebnis beitragen haben.

Auch Kwon verwies in seiner Rücktrittsankündigung darauf, dass Samsung derzeit wirtschaftlich blendend dastehe. "Glücklicherweise fährt das Unternehmen jetzt seine besten Ergebnisse überhaupt ein, aber das ist vornehmlich das Ergebnis von Entscheidungen und Investitionen in der Vergangenheit", sagt Kwon. Auf die Entscheidungen und Investitionen der Zukunft wird er selbst nun keinen Einfluss mehr haben.

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