Saisonarbeiter:Der Winter naht

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Am 31. August verloren in Spanien viele Saisonarbeiter ihre Jobs. Denn Ende August laufen die Verträge von Kellnern, Zimmermädchen und Küchenhilfen aus. Diesmal wurden mehr als 300 000 Menschen mit einem Schlag arbeitslos.

Von Thomas Urban, Madrid

Für die spanische Presse war der letzte Tag im August der "Schwarze Donnerstag". Noch nie haben an einem einzigen Tag so viele Menschen in Spanien ihre Arbeit verloren, nämlich nach Angaben des Ministeriums für Arbeit mindestens 313 141. Diese Welle hängt mit dem Ende der Sommerferien zusammen, die Saisonverträge von Kellnern, Zimmermädchen, Küchenhilfen und vielen anderen Jobs im Touristikgewerbe sind ausgelaufen.

Gleichzeitig aber wurden zum 1. September Zehntausende Arbeitskräfte mit Zeitverträgen in der Industrie und im Baugewerbe eingestellt. Die meisten Fabriken und Baufirmen arbeiten in den Ferienwochen traditionell nur mit halber Kraft oder haben ganz geschlossen. Doch werden nach Schätzungen der Experten im Ministerium die Neueinstellungen die Abgänge nicht ausgleichen, unter dem Strich dürfte es etwa 50 000 Arbeitslose mehr geben.

Mit dem - von den Experten durchaus erwarteten Einbruch - endet eine stabile Phase der Erholung des Arbeitsmarktes: Von Januar bis August hatte die Arbeitslosenzahl kontinuierlich abgenommen. Nun liegt sie wieder bei knapp 3,4 Millionen Registrierten, die Quote beträgt somit etwa 17,5 Prozent.

Doch im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen deutlich besser: Ende August 2016 waren rund 3,7 Millionen Menschen in Spanien auf Arbeitssuche.

Allerdings erfasst die Statistik nur die offiziell Gemeldeten. Nach Meinung von Experten liegt der Anteil des grauen Arbeitsmarktes bei mindestens einem Fünftel der Gesamtleistung, vor allem gilt dies für Familienbetriebe. Die Behörden gehen kaum gegen diese Art von Schwarzarbeit vor, weil sie zum einen die sozialen Folgen der Massenarbeitslosigkeit abfedert, zum anderen ein Großteil der Tätigkeiten unterhalb der Bemessungsgrenzen für die Sozialversicherung und auch die Finanzämter liegt. Im Krisenjahr 2012 hatte die Arbeitslosenquote mit mehr als fünf Millionen Betroffenen bei fast 27 Prozent gelegen.

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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