Säbelrasseln bei VW:"Wir können zur Not den Konzern lahm legen"

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Bei VW haben schwierige Sanierungsgespräche begonnen: Die Konzernspitze drängt auf längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich. Der Betriebsrat macht derweil mit markigen Worten klar, dass dies ohne Gegenleistung nicht zu haben sein wird.

Vor Beginn der Tarifgespräche bekräftigte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Bernd Osterloh, eine Reihe von Forderungen an die Konzernführung. "Wir werden uns bei der Arbeitszeit bewegen, wenn wir mindestens ein zusätzliches Produkt für Wolfsburg bekommen, wenn unsere Teilefertigung aufgewertet und die Arbeitsplätze langfristig gesichert werden", sagte Osterloh dem Tagesspiegel.

Produktion bei Volkswagen im Stammwerk Wolfsburg. (Foto: Foto: ddp)

Der Betriebsratschef warnte den VW-Vorstand: "Wir haben einen Organisationsgrad von 97 Prozent und können zur Not den Konzern lahm legen." Konzernleitung und IG Metall wollen ab 10.00 Uhr erneut über die Sanierung von Europas größtem Autobauer verhandeln.

20 Prozent über Tarifvertrag

VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder will die Rückkehr zur 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, da die VW-Arbeiter in den sechs westdeutschen Werken rund 20 Prozent über dem Tarifvertrag verdienen.

Die IG Metall hält dagegen, VW habe nicht einmal genug Arbeit für die derzeitige Vier-Tage-Woche. Mindestens 20.000 Stellen und damit jeder fünfte Job steht bei Volkswagen auf der Kippe, Branchenkenner sprechen sogar von deutlich mehr.

Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings bis Ende 2011 ausgeschlossen. Die Schwierigkeiten bei Volkswagen erklärte Betriebsratschef Osterloh vor allem mit Vorstandsentscheidungen und Fehlern in der Konstruktion der Autos.

Teure Tür

"Allein die so genannte Visionstür des Golf V kostet so viel wie die Einführung der 35-Stunden-Woche bringen würde", kritisierte er im Tagesspiegel.

Die Diskussion um die Personalkosten, die bei VW rund 15 Prozent der Gesamtkosten ausmachten, werde den Problemen nicht gerecht. Osterloh lobte den früheren VW-Chef Ferdinand Piech: "Als Dr. Piech 1993 VW-Chef wurde, ging er nach folgender Devise vor: ,Personalkosten sind wichtig, aber wir müssen uns um die anderen 85 Prozent kümmern'. Das hat das Management in den letzten Jahren aus den Augen verloren".

Der Verhandlungsführer der IG Metall, Hartmut Meine, sagte kurz vor Gesprächsbeginn in einem Hannoveraner Hotel, dass er sich keine Einigung am Freitag verspreche.

Arbeitsplätze sichern

Er bekräftigte die Forderung der IG Metall nach "konkreten Zusagen für alle Werke" zu den Themen Investitionen und Produkte. So sollen nach Vorstellungen der Gewerkschaft auch über das Jahr 2011 hinaus die Arbeitsplätze in den sechs westdeutschen VW-Werken gesichert werden.

Wie auch der Gesamtbetriebsrat erwartet die Gewerkschaft von VW konkrete Zusagen über zusätzliche Modelle und mehr Produktion für die schlecht ausgelasteten deutschen Werke des Herstellers. Erst dann seien Tarifverhandlungen über die von VW gefordert Verlängerung der Arbeitszeit von 28,8 auf 35 Stunden ohne Lohnausgleich möglich.

Die 28,8-Stunden-Woche bei VW wurde 1994 vom damaligen Personalvorstand Peter Hartz während einer Absatzkrise eingeführt, um die Entlassung von 30.000 Arbeitern zu verhindern.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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