Saab wird zur Belastung für Opel:Erster "Dominostein" der Autokrise

Der schwedische Autohersteller Saab ist insolvent. Dadurch spitzt sich nach Expertenmeinung auch die Lage bei Opel zu.

M. Beise und H. Schwartz

Der deutsche Autohersteller Opel gerät immer tiefer in die Krise. Die Tochter des taumelnden US-Autokonzern GM benötigt bereits 3,3 Milliarden Euro - deutlich mehr, als bisher bekannt.

Saab wird zur Belastung für Opel: Opel-Werkstor in Bochum: Akuter Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro.

Opel-Werkstor in Bochum: Akuter Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro.

(Foto: Foto: AP)

Das schwedische Schwesterunternehmen Saab musste am Freitag Insolvenz anmelden. Experten sehen darin einen "ersten Dominostein" in der weltweiten Autokrise.

Nach der Pleite des schwedischen Autoherstellers Saab spitzte sich auch die Krise beim deutschen Fahrzeughersteller Opel dramatisch zu. Das Rüsselsheimer Unternehmen musste einräumen, einen deutlich höheren Finanzbedarf zu haben als bisher erwartet.

Zahlen nannte die Firma zwar offiziell nicht. Zu Hinweisen aus Berliner Regierungskreisen, wonach Opel im März das Geld auszugehen drohe, wollte der Autobauer keine Stellungnahme abgeben. Opel soll aber bei der Bundesregierung seine Forderung nach einer Kreditbürgschaft von 1,8 auf 2,6 Milliarden Euro aufgestockt haben.

Länder grundsätzlich zur Hilfe bereit

Von den eigenen Arbeitnehmern fordert das Unternehmen Zugeständnisse im Wert von 700 Millionen Euro - was einen akuten Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro bedeutet.

Die Bundesregierung und die Bundesländer mit Opel-Standorten - Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Nordrhein-Westfalen signalisierten grundsätzlich die Bereitschaft zur Hilfe. Sie wollen bis spätestens Anfang April entscheiden, ob und wie sie dem deutschen Unternehmen helfen.

Zuvor aber muss Opel ein Zukunftskonzept mit erheblichen Kosteneinsparungen vorlegen. An diesem werde bereits mit Nachdruck gearbeitet, so ein Opel-Sprecher. Es solle "schnellstmöglich" vorgelegt werden, sagte ein Firmensprecher.

Nach Aussage von Betriebsräten ist die Belegschaft zu Zugeständnissen bereit. Eine wichtige Frage ist aber auch, inwieweit sich Opel von seiner amerikanischen Mutter General Motors lösen kann. In der Politik wird befürchtet, dass mögliche Hilfszahlungen an Opel nach Amerika weitergereicht würden. GM hatte in den vergangenen Jahren die Verflechtung seiner europäischen Töchter energisch vorangetrieben.

Die schwedische Opel-Tochter Saab hat sich mit ihrem Insolvenzantrag nun faktisch von der US-Mutter gelöst. Damit verliert Opel einen wichtigen Kooperationspartner. Die Deutschland-Zentrale von Saab ist am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim.

Viele Opel-Händler beiten auch Saab-Fahrzeuge an. Ohne Saab wird es für Opel deshalb nicht einfacher, sondern schwerer. "Das ist ein erster Dominostein", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer. "Das was bei Saab passiert, wirft zusätzliche dunkle Schatten auf Opel."

"Veränderungen" auf den europäischen Absatzmärkten

Grund für die Finanzkrise des deutschen Konzerns, dessen Fahrzeuge in der Fachpressde derzeit hochgelobt werden, sind die nach eigenen Angaben "Veränderungen" auf den europäischen Absatzmärkten.

So seien die Autoverkäufe etwa in Spanien "regelrecht zusammengebrochen". Hinzu kommen, und das sei für Opel besonders schmerzlich, die veränderten Wechselkurse von Pfund und Rubel auf den Märkten in England und Russland. Für Opel arbeiten in Deutschland 25 000 Menschen. Bei einer Pleite der Firma kämen auch zahlreiche Zulieferbetriebe in Schwierigkeiten.

Im Existenzkampf der beiden US-Konezrne GM und Chrysler kochen neue Fusionsgerüchte hoch. Chrysler bezeichnete in seinem der US-Regierung vorgelegten Sanierungsplan eine Ehe mit dem GM als die "beste Option" für ein Überleben. GM lehnt dies aber bisher ab.

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