Rupert Murdoch und John Malone:Hai gegen Kabel-Cowboy

News Corporation CEO Rupert Murdoch is driven away from his flat in central London

Medienunternehmer Rupert Murdoch wird im Juli 2011 durch London kutschiert. 

(Foto: REUTERS)

Es ist ein Kampf der alten Männer, eine Schlacht um die Vorherrschaft in der Medienbranche. Nicht nur auf dem deutschen Markt konkurrieren Rupert Murdoch und John Malone. Jetzt gehen sie in Großbritannien in eine neue Runde.

Von Caspar Busse

Es ist der Kampf zwischen zwei der Mächtigsten der weltweiten Medienbranche, zwischen zwei großen alten Männern. Beide sind Milliardäre, stehen in der Forbes-Liste der reichsten Amerikaner weit oben. Beide sind auch wegen ihrer rabiaten Geschäftspraktiken bekannt, wollen weltweit expandieren. Sie sind sich dabei schon oft in die Quere gekommen.

John Malone, 71, gegen Rupert Murdoch, 81. Der eine wird "Kabel-Cowboy" genannt, Malones Konzern heißt Liberty Global, sitzt in Englewood im US-Bundesstaat Colorado und macht zehn Milliarden Dollar Umsatz. In 13 Ländern werden 20 Millionen Kunden mit Kabelfernsehen und Inhalten bedient, darunter die TV-Gruppe Discovery oder der Homeshoppingkanal QVC.

Der andere trägt den Spitznamen "Der Hai", regiert die Medienwelt von New York aus. Murdochs Imperium News Corporation setzte zuletzt 34 Milliarden Dollar um, mit vielen Zeitungen rund um die Welt, darunter das Wall Street Journal oder The Times, mit Fernsehsendern wie Fox und mit den Kinohits aus dem Hollywood-Studio 20th Century Fox ("Avatar").

Malone geht in die Offensive

Jetzt geht Malone in die Offensive - mal wieder - und das auch noch in Großbritannien, einer der wichtigsten Märkte für Murdoch. Liberty Global übernimmt für knapp 16 Milliarden Dollar den zweitgrößten britischen Kabelfernsehanbieter Virgin Media. Mit den Schulden von Virgin, die ebenfalls an Liberty gehen, ist der Deal sogar mehr als 23 Milliarden Dollar schwer. Großbritannien ist nicht nur der größte Markt für Abofernsehen in Europa, sondern auch hart umkämpft. Malone, der auch einer der größten Landbesitzer der USA ist, fährt damit einen Frontalangriff auf seinen Erzrivalen. Murdoch ist auf der Insel im Bezahlfernsehen mit BSkyB schon lange im Geschäft.

Murdochs News Corp. hält an BSkyB knapp 40 Prozent, die Pay-TV-Firma wurde lange von Murdochs Sohn James geführt, ist einer der großen Gewinnbringer für die Firma und gilt als "Juwel in Murdochs Imperium". BSkyB hatte zuletzt 10,7 Millionen Abonnenten, Virgin Media zählt 4,9 Millionen Kunden. Beide Unternehmen bieten nicht nur Fernsehen, sondern auch schnelle Internetzugänge und Telefonie an. Liberty Global, nach Comcast der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber der Welt, setzt große Hoffnung auf das Engagement in Großbritannien und will nach Abschluss des Deals sogar auf die Insel umziehen.

Die Unruhe ist groß. "Es ist ein bisschen wie in der Schlacht", sagte Malone vor ein paar Monaten der SZ. Man sei "in einer Art Krieg" gegen all die großen Konzerne in diesem Geschäft. Das klingt martialisch. Malone und Murdoch waren bereits vor rund zehn Jahren heftig aneinandergeraten, als sie sich einen offenen Schlagabtausch um die Kontrolle des amerikanischen Anbieters von Satellitenfernsehen Direc-TV lieferten. Später wollte Malone dann die Kontrolle bei News Corp. übernehmen, doch Murdoch konnte den Angriff mit Mühe abwehren und expandierte ins Internetgeschäft.

Der Kampf geht weiter

Auch in Deutschland rangeln die beiden seit längerem. Sowohl Malone als auch Murdoch wollten einst bei Leo Kirchs Mediengruppe einsteigen, beide kamen aber nicht zum Zug. Inzwischen sind die Zwei aber auf dem deutschen Medienmarkt präsent. Murdoch hat gerade bekannt gegeben, dass er die Mehrheit am Münchner Bezahlsender Sky Deutschland übernimmt. 2008 war er bei der börsennotierten Firma, die früher Premiere hieß und einer der größten Geldgeber der Fußball-Bundesliga ist, eingestiegen. Er musste zunächst sanieren. Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan, der übrigens von BSkyB in London nach München kam, meldet inzwischen gute Zahlen und verzeichnet einen Anstieg der Abonnenten.

Malone wiederum investierte in den vergangenen Jahren sieben Milliarden Euro in den deutschen Kabelnetzmarkt. Er kaufte zuerst Unity Media und dann Kabel Baden-Württemberg, das Bundeskartellamt gab die Transaktion nach langer Prüfung frei. Heute ist Liberty nach Kabel Deutschland der zweitgrößte Kabelanbieter in Deutschland. Und Malone hat Lust auf mehr. Über seine Kabelnetze werden unter anderem auch die Programme von Sky verbreitet. Droht demnächst auch in Deutschland eine Auseinandersetzung?

Malone jedenfalls will weiter expandieren. Ähnlich wie viele Finanzinvestoren finanziert er seine Zukäufe häufig über Kredite, die dann dem gekauften Unternehmen aufgeladen werden. Diese Strategie funktioniert bei Kabelfirmen gut, da deren Geschäft hochprofitabel ist, konstante und auf Jahre berechenbare Einnahmen bringt.

Riskante Übernahmen

Auch Murdoch wuchs lange vor allem durch riskante Übernahmen. Vor fünf Jahren kaufte er beispielsweise den Dow-Jones-Konzern mit dem Wall Street Journal, er bezahlte den Eigentümern fünf Milliarden Dollar. Zuletzt geriet er in arge Schwierigkeiten: Nach einem Abhörskandal in Großbritannien musste er die Sonntagszeitung News of the World schließen und die geplante vollständige Übernahme von BSkyB abblasen. Nun wird der Konzern in zwei eigenständige Gesellschaften getrennt: Das Unterhaltungsgeschäft und das Verlagsgeschäft werden eigene börsennotierte Firmen.

In Großbritannien jedenfalls hat Murdoch nun unangenehme Konkurrenz: Virgin Media ging 2006 aus dem Zusammenschluss von Telewest, NTL und dem Mobilfunker Virgin Mobile hervor. Milliardär Richard Branson, der die Öffentlichkeit so liebt und sein Firmenimperium auf den Namen Virgin getauft hat, lieh dem Kabel-Unternehmen die Markenrechte, hält aber nur einen kleinen Anteil. Nach der Fusion folgte eine lange Phase großer Verluste. Virgin baute für viel Geld das Netz aus. Trotz der Investitionen deckt Virgin derzeit erst die Hälfte Großbritanniens ab. Erstmals schwarze Zahlen schrieb die Firma 2011. Die größten Anteilseigner waren bislang die Beteiligungsfirmen Capital World Investors mit 14,6 Prozent und Capital Research Global Investors mit 10,9 Prozent. Das Übernahmeangebot von Malone ist attraktiv, es bietet einen Aufschlag von 24 Prozent.

Der Kampf dürfte weiter gehen. Von Malone ist zumindest dieses Zitat überliefert: Er sei lieber "ein reicher schlechter Kerl als ein armer guter Kerl".

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