Rüstungsindustrie:Das US-Militär in Erklärungszwang

EADS hat Boeing im Prestigeduell um einen Milliarden-Auftrag der US-Luftwaffe einen Auftrag weggeschnappt. Die Aufregung in den Vereinigten Staaten ist groß.

Im Prestigeduell um einen Milliarden-Auftrag der US-Luftwaffe hat der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS den Zuschlag vor seinem Hauptkonkurrenten Boeing bekommen. Zusammen mit seinem amerikanischen Partner Northrop Grumman wird der Konzern 179 Tankflugzeuge an die Luftwaffe liefern.

Rüstungsindustrie: Das Betankungsflugzeug KC-30 basiert auf dem A330-Passierflugzeug von Airbus.

Das Betankungsflugzeug KC-30 basiert auf dem A330-Passierflugzeug von Airbus.

(Foto: Foto: dpa)

Auf Drängen des überraschend unterlegenen Rivalen Boeing stimmte die Luftwaffe einer vorgezogenen Unterrichtung über die Gründe der Vergabe zu. Ihre Chefeinkäuferin Sue Payton soll noch heute vor Mitgliedern des Bewilligungsausschuss im Repräsentantenhaus Rede und Antwort stehen.

Der Kampf um die Arbeitsplätze

Die Auftragsvergabe hat in den USA hohe Wellen geschlagen. Nancy Pelosi, Präsidentin des Repräsentantenhauses, forderte eine Kongress-Untersuchung. Mehrere Abgeordnete fürchten, dass die Entscheidung gegen Boeing zum Verlust von Arbeitsplätzen in den USA führen wird. Deshalb schloss sich am Dienstag auch die Gewerkschaft United Steelworkers den Kritikern an.

Das Verteidigungsministerium warnte vor wirtschaftlichen Folgen, die ein Verbot von Rüstungseinkäufen im Ausland mit sich bringen könnte. Ein solcher Schritt des Kongresses könne ausländische Regierungen zu ähnlichen Maßnahmen veranlassen und US-Rüstungsunternehmen schaden. Bei einem Rüstungsprogramm müsse es dem Angebot mit dem höchsten Nutzen den Vorrang geben. "Ich denke nicht, dass irgend jemand das Ministerium als Programm zur Beschaffung von Arbeitsplätzen ansieht", sagte Young. Auf ihm lastet der Druck der Abgeordneten, die Rüstungskosten zu senken und nicht Stellen zu schaffen.

Das Betankungsflugzeug KC-30 des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS basiert auf dem A330-Passagierflugzeug von Airbus. Die Endmontage der "fliegenden Tankstelle" soll in einem neuen Flugzeugwerk im US-Staat Alabama erfolgen, wo auch zivile Frachtmaschinen des A330 montiert werden sollen.

Doch auch Europa soll nach Worten von EADS-Chef Louis Gallois eine wichtige Rolle bei der KC-30-Produktion spielen: Die Nase soll in Frankreich, der Rumpf in Deutschland und die Tragflächen in Großbritannien gefertigt werden. Das europäische Tankflugzeug gilt zwar als teurer als das Konkurrenzmodell von Boeing, hat nach Angaben der US-Luftwaffe dafür aber auch eine Reihe von Vorteilen: "Mehr Passagiere, mehr Fracht, mehr Treibstoff zum Umtanken."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: