Rückrufaktion bei Toyota:"Die Situation ist ernst"

Toyota-Chef Akio Toyoda hat sich für den massiven Rückruf von Fahrzeugen entschuldigt. Der Konzern arbeitet mit Hochdruck an der Aufklärung des Debakels - doch der Schaden für den Weltmarktführer ist bereits immens.

Toyota-Präsident Akio Toyoda hat sich bei den Kunden seines Unternehmens für den Rückruf von Millionen fehlerhafter Autos weltweit entschuldigt. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, sagte Toyoda am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, dass man die Kundeninteressen durch die Rückrufaktion an erste Stelle setze und es ihm sehr leid tue, sie beunruhigt zu haben.

Toyota-Präsident Akio Toyoda, dpa

Will mit Hochdruck das Gaspedal-Debakel aufklären: Toyota-Chef Akio Toyoda

(Foto: Foto: dpa)

Toyota wolle jetzt alle Fakten ermitteln und sie den Kunden erklären, um ihnen so schnell wie möglich die Angst zu nehmen, sagte der Präsident des weltgrößten Automobilherstellers. Man werde alles unternehmen, um sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder passiere.

Am Freitag hatte die Rückrufwelle wegen Problemen mit klemmenden Gaspedalen Europa erreicht: Toyota muss bis zu 1,8 Millionen Autos zurückrufen.

Von der Aktion sind acht Modelle aus den Produktionsjahren 2005 bis 2009 betroffen: der Kleinwagen Yaris, der Corolla, der Sportgeländewagen RAV4, die Minis Aygo und iQ, die kompakten Auris und Verso sowie der große Avensis. Die Autos der Luxusmarke Lexus sind nicht betroffen.

Toyota-Europachef Tadashi Arashima sagte, das Problem könne nur sehr selten unter ganz bestimmten Bedingungen auftreten. Das Gaspedal kann nach einer Pressemitteilung des Unternehmens schwergängig werden oder nicht in die Ausgangsposition zurückkehren. Als Ursache wird eine erhöhte Reibung im Pedalmechanismus angegeben, deren Ursache im Verschleiß eines Bauteils in Verbindung mit verschiedenen äußeren Einflüssen liegt.

Die Toyota-Fahrer in Deutschland reagieren besorgt auf die Pannenserie: "Jede Stunde rufen etwa 75 Kunden an", sagte Sprecher Dirk Breuer. Völlig unklar ist, wie oft das Klemmpedal tatsächlich aufgetreten ist.

Der verantwortliche Zulieferer CTS aus den USA spricht von weniger als 12 Fällen. Die Verbraucherorganisation Safety Research and Strategies dagegen will 2.274 Fälle von unbeabsichtigter Beschleunigung bei Toyota-Autos gezählt haben. Bei 275 Unfällen soll es 18 Tote gegeben haben.

Die weltweite Pannenserie könnte Toyota 150 Millionen Euro oder mehr allein für Ersatzteile kosten. Experten nannten einen Preis von umgerechnet rund 21 Euro pro Stück für die Pedale. Insgesamt betreffen die Rückrufe bisher rund 6,8 Millionen Autos.

Die Kosten könnten aber noch weiter explodieren, weil die Arbeitskosten nicht eingerechnet sind und das verlorene Kundenvertrauen nicht erfasst werden kann. Toyota erklärte unterdessen in einer E-Mail an die US-Beschäftigten, eine Lösung für das Problem sei inzwischen gefunden.

Die Größenordnung der Probleme macht jetzt auch der Politik Sorgen: Die japanische Regierung rief Toyota auf, das angeschlagene Vertrauen der Käufer zurückzugewinnen. "Der Umfang der Rückrufe ist riesig. Die Situation ist ernst", sagte Handelsminister Masayuki Naoshima.

In den USA will sich das Repräsentantenhaus am 25. Februar mit den Vorwürfen beschäftigen, denn das schadhafte Gaspedal soll zu Unfällen geführt haben. Hersteller der Problem-Pedale ist der Zulieferer CTS im US-Staat Indiana.

Konkurrenten Ford und GM greifen Toyota an

Toyota hat wegen möglicher Probleme mit Gaspedalen und Fußmatten bereits 7,65 Millionen Fahrzeuge in den USA und 75.500 in China in die Werkstätten zurückgerufen. Dabei sind einige Autos von beiden Problemen betroffen, so dass es sich nur in den USA um rund 5 Millionen Fahrzeuge handelt.

Die Pannenserie wird Toyota nach Ansicht von Branchenexperten erhebliche Marktanteile kosten. Es wird erwartet, dass der Anteil des weltweit größten Autoherstellers bei den Verkäufen in den USA auf den niedrigsten Stand seit 2006 fällt. Der Auto-Analystendienst edmunds.com erklärte, Toyota werde im Januar nur noch 126.000 Autos in den USA absetzen, knapp die Hälfe des Dezember-Wertes. Der Branchendienst geht davon aus, dass Toyotas Marktanteil im Januar wahrscheinlich auf 14,7 Prozent sinken wird, den niedrigsten Stand seit März 2006.

Die Konkurrenten Ford und GM greifen Toyota in der Schwächephase an: Beide bieten Toyota-Fahrern 1000 US-Dollar, wenn sie jetzt zu Ford oder General Motors wechseln. Die Toyota-Aktie ist den sechsten Tag in Folge an der Börse gefallen und hat seit Beginn der Krise zehn Prozent an Wert verloren.

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