Rückabwicklung Schaeffler/Conti:Milliardärin in der Sackgasse

Die als Geniestreich gedachte Conti-Übernahme zwingt Schaeffler in die Knie. Die Banken erhöhen den Druck und spielen die Rückabwicklung des Deals durch.

Martin Hesse

Ach, wäre die Wirtschaftswelt doch so einfach wie im Film. Zum Beispiel "Lola rennt". Die Protagonistin hat 20 Minuten, um ihren finanziell in der Patsche sitzenden Freund rauszuhauen. Lola rennt, beschafft das Geld, doch am Ende wird sie erschossen. Im Film beginnt die Handlung dann noch einmal und noch einmal, bis es zum Happy End kommt.

Rückabwicklung Schaeffler/Conti: Maria-Elisabeth Schaeffler in großer Not: Der Konzern braucht dringend mehrere Milliarden, die Banken erhöhen den Druck.

Maria-Elisabeth Schaeffler in großer Not: Der Konzern braucht dringend mehrere Milliarden, die Banken erhöhen den Druck.

(Foto: Foto: ddp/AP)

Zurück auf Los, so hätten es wohl auch gerne Maria-Elisabeth Schaeffler und ihre Banken. Man entwickelt tollkühne Übernahmepläne, holt risikoblinde Kreditgeber an Bord, und wenn das ganze schiefgeht, spult man einfach zurück an den Anfang. Aber so geht es eben in der Wirtschaft nicht.

Die Übernahme von Conti kann Schaeffler nicht ungeschehen machen. Richtig ist aber, dass die Familie de facto die Kontrolle über Conti wieder verlieren wird.

Juristisch dürfte es sehr schwierig sein, den Conti-Kauf rückgängig zu machen. Tatsache ist aber, dass die sechs Gläubigerbanken von Schaeffler sich Conti- und Schaeffler-Anteile als Sicherheiten für ihre Kredite haben gewähren lassen.

Weil Schaeffler die Kredite wohl schon bald nicht mehr bedienen können wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Banken auf ihre Sicherheiten zugreifen.

Aber was dann?

Die Banken wollen auf Dauer nicht Eigentümer des Dax-Konzerns sein und schon gar nicht bei Schaeffler. An die alten Conti-Aktionäre aber können sie die Aktien nicht zurückgeben - die haben schließlich von Schaeffler den aus heutiger Sicht absurden Preis von 75 Euro dafür kassiert. Neue Eigentümer für Conti werden dort nur sehr viel billiger einsteigen.

Den Verlust müssen sich Schaeffler und die Banken teilen, Schaeffler aber ist zu schwach, um diese Last zu schultern. Deshalb wird auch die Familie wohl die Kontrolle über die eigene Firmengruppe verlieren.

Neue Eigentümer für Conti und Schaeffler stehen angesichts der dramatischen Situation der Auto- und Zulieferbranche aber nicht gerade Schlange. Und auch die meisten der sechs Banken, die vermutlich bald (Mit-)Eigentümer in den beiden Konzernen werden, können schon jetzt ohne Staatshilfe nicht überleben.

Allein die Commerzbank ist bei Schaeffler mit vier bis fünf Milliarden Euro im Risiko. Am Ende wird der Staat also für Schulden von Schaeffler bürgen müssen, bis sich neue Eigentümer gefunden haben und die Rezession die Zulieferer aus ihrem Würgegriff entlässt.

Oder die Regierung überlässt Schaeffler und Conti den Banken, läuft dann aber Gefahr, die Commerzbank mit weiterem Steuergeld stützen zu müssen.

So schnell und wohin Schaeffler auch rennt - ein Happy End wie im Film wird es nicht geben.

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