Rosenthal:300 Arbeitsplätze in Gefahr

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Rosenthal steht kurz vor dem Verkauf und putzt sich für den neuen Investor heraus. Dafür streicht der insolvente Porzellanhersteller offenbar noch einmal jede Menge Jobs.

Uwe Ritzer

Diese Betriebsversammlung könnte für den vorläufigen Insolvenzverwalter der Rosenthal AG, Volker Böhm, ungemütlich werden. Genau wie für Otmar Küsel, den Vorstandschef des insolventen Porzellanunternehmens. Denn entgegen bisherigen Bekundungen steht bei Rosenthal dem Vernehmen nach erneut ein massiver Stellenabbau an. Nach Angaben aus Mitarbeiterkreisen sollen angeblich bis zu 300 der insgesamt 1350 Beschäftigten abgebaut werden. Erst in den vergangenen Monaten waren mehr als 200 Stellen gestrichen worden. Böhm hat die Mitarbeiter zu der Versammlung für diesen Donnerstag in das Werk nach Speichersdorf bei Bayreuth eingeladen.

Rosenthal baut offenbar 300 Arbeitsplätze ab - hauptsächlich in der Zentrale in Selb. (Foto: Foto: ddp)

Sprecher von Rosenthal und Böhm wollten die Stellenabbau-Zahlen weder bestätigen noch dementieren. Auch zum Stand der Übernahmeverhandlungen mit dem italienischen Edelstahl-Besteck- und Geschirrhersteller Sambonet Paderno machten sie keine Angaben. Dem Vernehmen nach sollen die Gespräche unmittelbar vor dem Abschluss stehen, die Übernahme soll so gut wie perfekt sein. Es heißt, der neuerliche Personalabbau sei eine Bedingung der Käufer. Die Zeitung Frankenpost meldet, dass die Stellen hauptsächlich in der Rosenthal-Zentrale in Selb abgebaut werden sollen.

Das vorläufige Insolvenzverfahren für die mit mehr als 70 Millionen Euro verschuldete Rosenthal AG endet am 31. März. Allgemein wird in Selb damit gerechnet, dass sich unmittelbar daran das eigentliche Insolvenzverfahren anschließen wird und sämtliche Mitarbeiter in eine Auffanggesellschaft überführt werden. Der im Raum stehende Personalabbau könnte von der Belegschaft trotz der schwierigen Lage als Wortbruch insbesondere von Vorstandschef Küsel ausgelegt werden. Dieser hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, der Investor werde sämtliche Beschäftigten übernehmen.

Ärger um Abfindungen

Auch eine andere Zusage Küsels könnte sich in Luft auflösen. Dabei geht es um die Abfindungen von 89 Rosenthal-Mitarbeitern. Unabhängig vom Insolvenzantrag von Anfang Januar sollten sie das Unternehmen im Zuge eines Sanierungsprogramms Ende Dezember verlassen. Per Sozialplan hatte ihnen das Unternehmen unter Vorstandschef Küsel Abfindungen von insgesamt drei Millionen Euro zugestanden.

Dann aber hatte man die Betroffenen gebeten, noch bis in den Januar hinein zu bleiben, um Aufträge abzuarbeiten. Zwischenzeitlich stellte Rosenthal Insolvenzantrag; nun sind die Abfindungen passé, und die Mitarbeiter müssen sie als Insolvenzforderungen anmelden. Womöglich werden sie nun bestenfalls einen Bruchteil dessen erhalten, was man ihnen zugesichert hatte.

© SZ vom 19.03.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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