Rolf Breuer:Zum Abschied hoher Wellengang

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Rolf Breuer war als Vorstandssprecher kein Mann der leisen Töne. Das wird er auch als Aufsichtsratschef nicht sein.

Rolf Breuer sorgt gezielt für Wirbel: "Ich werfe gerne Steine ins Wasser und sehe, was sie für Ringe bilden", sagte der scheidende Vorstandssprecher der Deutschen Bank einst.

Rolf E. Breuer, alias Mr. Finanzplatz. (Foto: N/A)

Für Furore hat der 64-Jährige erst in den vergangenen Wochen noch zuhauf gesorgt. Vor der Holzmann-Insolvenz brüskierte er die anderen Gläubigerbanken mit der Aussage, das Rettungspaket sei so gut wie unter Dach und Fach.

Auch äußerte er sich öffentlich über die Lage beim mittlerweile insolventen Medienimperium Kirch - was Leo Kirch zu juristischen Schritten veranlasste.

Dauerbaustelle

Seinem Nachfolger Josef Ackermann schließlich hinterlässt er nach vielen Strukturänderungen eine Dauer-Baustelle.

Mal galten Privatkunden als so unwichtig, dass sich die Mehrheit ausgegliedert in der Deutschen Bank 24 wiederfand. Jetzt dürfen sie in den Schoß der Mutter zurück. Sie seien ein ganz wesentlicher Teil des Geschäftsmodells, schmeichelte Breuer einst verprellten Kleinkunden.

"Nach außen hin hat er die ewigen Arbeiten an seinem Haus zwar immer verdeckt, aber international hat der Ruf der Deutschen Bank darunter sehr gelitten", meint ein Banker. Früher sei der Frankfurter Branchenprimus "Blaupause für die anderen deutschen Banken gewesen".

Jetzt fehle die klare Linie.

Auch dies schlug sich im Börsenwert nieder: Vor einigen Jahren noch unter den Top Ten, liegt das Geldhaus mittlerweile mit rund 49 Milliarden Euro weit abgeschlagen auf Platz 21.

Nicht in der Championsleague

Die Aufteilung in zwei Teilbanken für Investmentbanking sowie Privatkunden und Vermögensverwaltung im vergangenen Jahr sollte das Institut profitabler machen. Doch der Gewinn sackte von 6,9 auf 1,8 Milliarden Euro ab. Jetzt wird jeder zehnte Arbeitsplatz abgebaut.

Zwar ist unbestritten, dass der promovierte Jurist mit Zukäufen wie Bankers Trust oder dem Vermögensverwalter Scudder die unter seinem Vorgänger Hilmar Kopper begonnene Internationalisierung seines Hauses kräftig vorangetrieben hat.

Zumindest im Investmentbanking- Geschäft kann die Deutsche Bank auf dem Weltparkett mittanzen. Doch die Zukäufe seien zu teuer gewesen, monieren Kritiker. Zudem sei das Institut dadurch nicht wie beabsichtigt in die Champions League der Großbanken aufgestiegen.

Am heftigsten litt das Ansehen des gebürtigen Rheinländers, als die Fusion mit der Dresdner Bank platzte. Breuer blieb zwar auf dem Chefsessel. Doch seit der offiziellen Nominierung des Kronprinzen Josef Ackermann im September 2000 war er Chef auf Abruf.

"Mr. Finanzplatz"

Als Verdienst sprachgewandten Breuer gilt die Forcierung des Wertpapiergeschäfts in Deutschland und in seinem Haus. Nicht umsonst ist "Mr. Finanzplatz" auch der Aufsichtsratschef der Deutschen Börse, was er auch bis 2003 bleibt.

Selbst bei denjenigen, die ihn nicht mögen, gilt der silberhaarige Manager als "großer Mann mit viel Charisma". Viel Respekt wird ihm auch für sein Engagement in mehreren Aufsichtsräten sowie in vielen wirtschaftlichen und kulturellen Gremien gezollt - er gilt als "ungewöhnlich belastbar".

Auch verstehe Breuer es, auf jedes Publikum einzugehen und es für sich einzunehmen. Darüber hinaus gilt der Liebhaber klassischer Musik als meinungs- und entscheidungsfreudig sowie konsequent.

Allein schon daher ist kaum damit zu rechnen, dass sich Breuer nun auf dem Aufsichtsratschefsessel zurücklehnt, den er von seinem Vorgänger Hilmar Kopper übernehmen soll.

Er hat schon angekündigt, dass das Überwachungsgremium größeren Einfluss auf die Geschäfte der Bank bekommen soll. "Breuer hat etwas sehr Beherrschendes, so bald er in einen Raum hineinkommt", meint ein Bankenmanager.

(sueddeutsche.de/dpa)

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