Roland Berger und Co:In der Holzklasse

Beratung? Gerne - aber wenn, dann von den eigenen Mannen: Wie Siemens verfahren auch andere Unternehmen - Leidtragende sind Beratungshäuser wie Roland Berger.

Caspar Busse

Den radikalen Schnitt verkündete Peter Löscher Anfang diesen Jahres: Der Siemens-Chef will auf externe Unternehmensberatungen verzichten und stattdessen auf die konzerneigenen Berater zurückgreifen. Bestehende Projekte sollen auslaufen, neue können nur ausnahmsweise in Auftrag gegeben werden. Damit, so hieß es damals bei Siemens, soll ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag eingespart werden.

Unternehmensberatung, Roland Berger, Burkhard Schwenker, dpa

Die starken Männer des Münchener Beratungsunternehmens: Roland Berger (links) und Burkhard Schwenker.

(Foto: Foto: dpa)

So drastisch wie der Münchner Konzern gehen zwar nur wenige Firmen vor. Aber auch die Unternehmensberater spüren die Wirtschaftskrise. Ähnlich wie der Marketingetat kommen die Ausgaben für Beratungsprojekte oft als erstes auf den Prüfstand, wenn es mit der Wirtschaft bergab geht. Der Wettbewerb der Beratungsfirmen um die weniger werdenden Aufträge wird härter; die Honorare sind unter Druck.

Die Nummer zwei der Branche

"Viele große Unternehmen haben ihre Etats für Strategie-Beratung zurückgefahren, das spüren auch wir", sagt Burkhard Schwenker, Vorstandschef von Roland Berger Strategy Consultants, der Süddeutschen Zeitung. Die Münchner Beratungsfirma ist in Deutschland hinter McKinsey und vor Boston Consulting Group (BCG) die Nummer Zwei der Branche.

Roland Berger profitiert gerade davon, dass nicht nur Strategieberatung angeboten wird, sondern die Berger-Berater auch dann verpflichtet werden, wenn umgebaut oder saniert werden muss. Bei vielen schwierigen Fällen - vom Autobauer Opel über Hapag-Lloyd bis zum Handelskonzern Arcandor - waren die Münchner dabei. "Wir gehen davon aus, dass wir unseren Umsatz in diesem Jahr halten können. In einem zurückgehenden Markt gewinnen wir damit deutlich Marktanteile", sagt Schwenker deshalb.

Goldene Zeiten sind vorbei

Experten erwarten, dass 2009 der deutsche Beratungsmarkt um bis zu 15 Prozent zurückgehen wird. Bereits im letzten Quartal 2008 machte sich der Abschwung bemerkbar, im gesamten Jahr 2008 war die Branche aber noch um zehn Prozent auf 18,2 Milliarden Euro gewachsen.

Nach den Zahlen des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater arbeiteten Ende 2008 knapp 86.000 Berater in 13.600 Firmen. Von der Krise sind nach Ansicht von Experten besonders kleine und mittlere Beratungsfirmen betroffen. Die großen Strategieberatungen wie Roland Berger und Mc Kinsey können sich dagegen behaupten: Sie machen auch Geschäfte in der Krise. "Wenn jemand ein Strategieprojekt in diesen Zeiten für sinnvoll hält, dann bezahlt er auch dafür", heißt es bei einer großen Strategieberatung. Die goldenen Zeiten sind aber vorerst vorbei. Das Geschäftsjahr 2008 war nach eigenen Angaben für Roland Berger noch das beste der Geschichte gewesen: Der Umsatz lag bei 670 Millionen Euro. Doch auch die Beratungen müssen jetzt sparen.

"Wir betreiben aktives Kosten-Management. Beispielsweise fliegen wir in Deutschland und im angrenzenden Ausland nur noch Economy-Klasse. Das machen wir vor allem aus Solidarität mit den Kunden", berichtet Schwenker, fügt aber an: "Kosten spielen aber, klar, auch eine Rolle." Ähnlich gehen die Konkurrenten vor, die Mitarbeiter sind immer häufiger in der Holzklasse unterwegs. Dazu kommt: Die Berater, die gerade nicht mit Projekten befasst sind und plötzlich Zeit haben, können immer öfter Auszeiten oder ähnliches nehmen. Schwenker sagt dazu: "Wir stellen planmäßig ein, um für den Aufschwung vorbereitet zu sein. Zudem nutzen wir regional Möglichkeiten zur Flexibilisierung, etwa durch Sabbatical- oder Promotionsprogramme."

Sinkende Bonuszahlungen

Der Abschwung macht sich auch bei der Ertragslage bemerkbar. "Das Einkommen unserer 180 Partner wird 2009 unter dem unseres Rekordjahres 2008 liegen, das ist klar und auch in Ordnung, denn wir sind Unternehmer", sagt Schwenker. Genaue Zahlen nennt er nicht, aber sowohl die Bonuszahlungen als auch die Gewinnbeteiligung dürften sinken.

Für das kommende Jahr erwartet Schwenker, der die Führung der Firma vor gut fünf Jahren von Gründer Roland Berger übernommen hat, aber wieder einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung und ist auch für das eigene Geschäft zuversichtlich. "Ich gehe davon aus, dass 2010 das Geschäft wieder anziehen wird, und rechne für Roland Berger Strategy Consultants mit einem Wachstum im auskömmlichen einstelligen Prozentbereich", meint der Unternehmenschef. Von den oft zweistelligen jährlichen Wachstumsraten der Vergangenheit ist er damit aber noch entfernt.

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