Rohstoffmärkte:Edles Metall

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Zink ist innerhalb eines Jahres um 80 Prozent teurer geworden. Schuld sind nicht nur Spekulationen. Als die Preise noch niedrig waren, haben Bergbaufirmen ihre Minen geschlossen. Dann zog plötzlich die Nachfrage an. Auch Trump spielt dabei eine Rolle.

Von Christian Endt

Zink gehört zu den seltsamen Rohstoffen, von denen manchmal megatonnenweise die Rede ist, manchmal in Milligramm-Portiönchen. Zwölf Milligramm Zink pro Tag zählt die Weltgesundheitsorganisation zur ausgewogenen Ernährung für eine Frau. 13,3 Millionen Tonnen des Metalls wurden voriges Jahr aus den Zinkminen rund um den Globus geholt. In Drogerien gibt es Kapseln mit Zinksulfat für unspektakuläre 1,75 Euro. Auf den Weltmärkten sorgt Zink dagegen für Aufregung.

"Die Preise sind geradezu explodiert", sagt Achim Wittmann, Rohstoff-Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Um 80 Prozent ist Zink innerhalb eines Jahres teurer geworden. Die Tonne kostet nun 2772 Dollar, so viel wie seit 2008 nicht mehr. Zwar gingen auch bei anderen Industriemetallen die Kurse nach oben, etwa die für Aluminium (17 Prozent teurer als vor einem Jahr), Kupfer (+30 Prozent) und Zinn (+46 Prozent). Aber nirgendwo ist der Anstieg so deutlich wie beim Zink. Teilweise liegt das an vermehrten Rohstoffspekulationen, insbesondere an den chinesischen Börsen. Aber es gibt auch andere Gründe.

Erst wurden Minen geschlossen, dann stieg die Nachfrage plötzlich wieder an

2015 war der Zinkpreis so niedrig, dass die Bergbau-Unternehmen ihre Förderung deutlich zurückfuhren. Der Weltmarktführer Glencore machte in Australien eine Mine komplett dicht und senkte bei anderen die Fördermenge. In Irland schloss der britische Bergbaukonzern Vedanta Resources ebenfalls eine Mine. Dort wurden vorher 300 000 Tonnen Zink im Jahr gefördert. Seit 2012 wurden weltweit Minen mit einer Gesamtfördermenge von mehr als einer Million Tonnen stillgelegt, berichtet das Branchenportal Mining.com.

Doch dann stieg die Nachfrage wieder an. Zink wird vor allem zur Veredelung von Stahl verwendet, der dadurch beständiger gegen Rost wird. Und vor allem chinesische Hersteller produzieren derzeit jede Menge Stahl. Wer in China einen Klein- oder Mittelwagen kauft, dem erlässt die Regierung derzeit einen Teil der Mehrwertsteuer. Und gebaut wird in China sowieso ständig. Auto- und Bauindustrie sind die größten Abnehmer von verzinktem Stahl.

Nach der Präsidentenwahl in den USA ist der Zinkpreis nochmals ordentlich nach oben gegangen. Der künftige Präsident Donald Trump will mit einem groß angelegten Infrastruktur-Programm die Konjunktur ankurbeln, will Straßen, Brücken und Eisenbahnstrecken erneuern. Wenn er das tatsächlich umsetzt, werden die Amerikaner jede Menge Stahl brauchen. Und Zink.

Steckt in den steigenden Preisen also eine Chance für Anleger? Achim Wittmann rät eher ab. "Ich sage das zwar schon seit einem halben Jahr. Aber langsam sollte tatsächlich ein Ende erreicht sein und der Preis wieder nach unten gehen." Auch Analysten der Investmentbank Goldman Sachs sehen bei etwa 2500 Dollar pro Tonne eine Grenze erreicht, wie die Agentur Bloomberg berichtet.

Durch die hohen Preise steigt der Anreiz für die Bergbaukonzerne, ihre Förderung hochzufahren. Da sich ein stillgelegtes Bergwerk nicht von heute auf morgen wieder in Betrieb nehmen lässt, kommt es zu den starken Preisschwankungen. Somit ist der Zinkpreis ein klassisches Beispiel für den Schweinezyklus-Effekt, bei dem Angebot und Nachfrage verzögert aufeinander reagieren. Zunächst einmal hat Glencore Ende Oktober ohnehin die Schließung einer weiteren Förderstätte bekannt gegeben: Die "Black Star"-Mine im australischen Queensland müsse dringend gewartet werden. Vielleicht dauert es also doch noch eine Weile, bis sich die Zinkpreise wieder normalisieren.

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