Rohstoffkonzerne:Abspalten und verdrängen

Wie die größten Unternehmen der Welt auf die fallenden Preise für Öl und Metalle reagieren.

Von Helga Einecke, Frankfurt

Die chinesische Wirtschaft wächst nicht mehr so schnell, ihr Hunger nach Energie und Rohstoffen normalisiert sich. Das trifft die großen Rohstoffkonzerne, die sich über Jahre auf eine stetig steigende Nachfrage aus China verlassen und zu groß geplant haben. Inzwischen sind die Preise für Öl, Metalle und andere Grundstoffe auf den niedrigsten Stand seit 1999 gefallen. Die Angst vor dem Überangebot grassiert seit langem, sie ist trotz schwindender Reserven Realität. Die großen Rohstoffkonzerne reagieren mit Stellenabbau, Fusionen, Abspaltungen und massiver Verdrängung.

Kali liegt auch in deutschen Böden, aber sein Abbau ist hier teurer als anderswo

Beispiel BHP Billiton, Rohstoffladen Nummer eins mit australisch-britischer Nationalität und einem letzten Jahresumsatz von mehr als 80 Milliarden Euro. In diesem Sommer musste man niedrigsten Gewinn seit zwölf Jahren offenbaren, eine Blamage für einen Konzern, der keine Grenzen im Wachstum zu kennen schien. Seit 2013 aber stutzt ein neuer Manager, der Schotte Andrew Mackenzie, den Konzern zurück, will ihn schneller, schlichter, profitabler machen. Dazu spaltet er ganze Teile wie Aluminium und Silber in das neue Unternehmen South32 ab. Das bedeutet eine Rolle rückwärts, denn diese Rohstoffe hatte BHP bei der Fusion mit der britisch-südafrikanischen Billiton im Jahr 2001 erst zugekauft. Mackenzies Vorgänger wollte noch viel höhere hinaus, nämlich den Konkurrenten Rio Tinto zum Preis von 140 Milliarden Dollar übernehmen. Das war vor der Krise. Nun konzentriert man sich auf Erz, Kupfer und Öl, aber das mit voller Kraft.

Wie auch Rio Tinto, mit einem letzten Jahresumsatz von 57,7 Milliarden Euro die Nummer 2. In diesem Jahr will das australisch-britische Unternehmen so viel Erz fördern wie noch nie. Man hat, wie BHP Billiton, in neue Abbaustätten in Australien investiert. Auch der brasilianische Marktführer für Erz, der Vale-Konzern, dreht trotz sinkender Preise voll auf. Alle drei zielen auf einen brutalen Verdrängungswettbewerb. Sie verfügen über die größten und rentabelsten Vorkommen, beherrschen drei Viertel des weltweiten Erzgeschäfts und versuchen die kleineren Wettbewerber so lange abhängen, bis diese aufgeben müssen. Gehen die Preise wieder nach oben, dann wird die Welt des Erzes unter noch weniger Anbietern aufgeteilt sein.

Ähnlich könnte das auch bei Kali laufen, einem Rohstoff, den deutsche Böden hergeben, aber dessen Abbau in Deutschland teurer ist als anderswo. Der kanadische Kali-Konzern Potash will das deutsche Unternehmen K+S übernehmen, mit dem Ziel einer Konsolidierung. Umgekehrt will sich K+S Vorkommen in Kanada erschließen, weil die Förderung dort nicht nur billiger sondern flexibler ist. Das hilft, wenn die Absatzmengen stark schwanken, und Kali mal mehr in China und mal mehr in Brasilien gebraucht wird.

Im weltweiten Rohstoff-Gewerbe teilen sich, gemessen am Umsatz, Glencore mit seinem Chef Ivan Glasenberg und die russische MMC Norilski Nikel den dritten Platz. Die Abkürzung MMC steht für Mining and Metallurgical Company. Ein weiteres Rohstoffunternehmen, Anglo American, kündigte in diesem Sommer einen massiven Stellenabbau an. Alle Geschäftsbereiche, die weniger als 15 Prozent Rendite bringen, sollen dabei abgestoßen werden. Auch der Platinförderer Lonmin schließt zwei Bergwerke und kündigte Massenentlassungen an.

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