Rohstoffe:Zinkpreis steigt um 75 Prozent

Anleger wetten darauf, dass der Rohstoff noch teurer wird. Eine Tonne kostet jetzt schon 2800 Dollar. Die Lagerbestände gehen zurück. Die Gründe des Anstiegs: Mehrere große Minen wurden geschlossen, in Kanada gibt es einen großen Streik.

Der Kurs ist stark gestiegen: Zink ist der Liebling der Rohstoff-Anleger. "Jeder Investor, der sich in Industriemetallen engagiert, wettet auf weiter steigende Preise", sagt Ivan Szpakowski, Chef-Anleger des Hedgefonds Academia Capital. Gleichzeitig drängten immer mehr Anleger, die ihr Geld sonst eher in Aktien oder Anleihen anlegten, in den Markt. Wegen Angebotsengpässen hat sich Zink, das vor allem zum Korrosionsschutz benötigt wird, seit Anfang 2016 um 75 Prozent auf aktuell gut 2800 Dollar je Tonne verteuert. Damit nähert sich der Preis bis auf etwa 200 Dollar dem höchsten Stand seit fast zehn Jahren an. Kupfer kam im selben Zeitraum nur auf ein Plus von 25 Prozent. Getrieben wird der Preisanstieg von der Schließung mehrerer großer Zink-Minen im vergangenen Jahr. Außerdem schrumpfen die weltweiten Reserven. In den Lagern der Londoner Metallbörse LME fanden sich Mitte Februar nur noch 381 300 Tonnen Zink. Das ist der niedrigste Stand seit etwa einem Dreiviertel Jahr. Die Menge der frei verfügbaren Zinkbestände der LME, die nicht über Terminkontrakte bereits verkauft sind, rutschte vergangene Woche sogar erstmals seit 2008 unter die Marke von 200 000 Tonnen. Das ist weniger als in einer Woche weltweit benötigt wird.

Alle suchten händeringend Nachschub, sagt der UBS-Analyst Daniel Morgan. "Die Gewinner sind die Minenbetreiber, und die Verlierer sind die Verarbeiter, die um Erz kämpfen müssen." Der fehlende Nachschub hat die Preise für die Zink-Verhüttung auf historische Tiefs von rund 30 Dollar je Tonne gedrückt. Nur weil sie für ihre Produkte höhere Preis verlangen könne, sei die Branche bisher von einer Pleitewelle verschont geblieben, betonen Börsianer. Einige Firmen wie Branchenprimus Korea Zinc drosseln allerdings ihre Produktion. Verschärft wird die Zink-Knappheit vom Streik in der zweitgrößten Zink-Hütte Nordamerikas im kanadischen Quebec.

Der Wettbewerb der Kunden um kurzfristig verfügbares Zink schlägt sich auch am sogenannten Spotmarkt nieder. Derzeit kostet ein Kontrakt zur sofortigen Lieferung nur etwa fünf Dollar weniger als die an der Börse richtungsweisenden Papiere, die eine Lieferung in drei Monaten vorsehen.

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