Europas Verbraucher haben ihre neue mobile Freiheit im Urlaub ausgiebig genutzt. Nach dem Wegfall der Roaminggebühren in der EU ist der Verbrauch mobiler Daten den Sommer über sprunghaft angestiegen. Das legen Informationen aus mehreren europäischen Ländern nahe. Dem größten belgischen Betreiber Proximus zufolge hat sich der Datenverbrauch seiner Kunden im Ausland in den Monaten Juli und August versechsfacht im Vergleich zur selben Periode des vergangenen Jahres. Bei den Telefonaten sei ein Anstieg von 30 Prozent zu verzeichnen, bei SMS eine Verdoppelung, teilte der frühere Monopolist mit. Beim Anbieter Orange vervierfachte sich die mobile Datennutzung.
Proximus sieht einen klaren Bezug zur Abschaffung der Roaming-Gebühren in der EU. Viele Verbraucher hätten die Hemmungen verloren und keine Angst mehr vor überhöhten Gebühren. Sie würden surfen und Apps benutzen wie zu Hause. Die Roaming-Gebühren waren in der EU sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein am 15. Juni gefallen. Verbraucher können seitdem zum Inlandstarif im Ausland telefonieren, Kurznachrichten schreiben und das mobile Internet nutzen. Auch wenn man im EU-Ausland angerufen wird, kostet das keine Zusatzgebühren mehr. Diese dürfen nur bei Missbrauch erhoben werden, also etwa wenn jemand einen Mobilfunkvertrag günstiger im EU-Ausland abschließt, die Sim-Karte aber dauerhaft in Deutschland benutzt, um Geld zu sparen.
Ähnliche Zahlen meldet der Betreiber Tele2 aus Lettland und Estland. In Kroatien benutzten Letten 43 mal so viele Daten wie im Vorjahr. Von einem "dramatischen Anstieg" spricht auch die schwedische Telia. Die deutsche Telekom erklärte, sie könne den Effekt nicht ermitteln, weil sie schon vor längerer Zeit Tarife eingeführt habe, die die Gebührenabschaffung vorwegnahmen.