Risiken:Überschätzte Einspareffekte

Nihat Aktas

Nihat Aktas ist seit September 2013 Professor am Lehrstuhl für Mergers and Acquisitions an der privaten WHU Otto Beisheim School of Management in Koblenz-Vallendar.

Der Wirtschaftsprofessor Nihat Aktas erklärt, warum viele Fusionen an falschen Erwartungen scheitern.

Interview von K.-H. Büschemann

SZ: Wie riskant sind Fusionen von der Größe Bayer-Monsanto?

Aktas: Sie bergen natürlich Risiken. Die sind groß, weil der Umfang des Deals so groß ist. Die Größe spielt eine Rolle, wenn nach der Übernahme etwas schief läuft.

Die meisten Übernahmen vernichten Werte oder scheitern. Warum?

Das muss nicht immer so sein. Entscheidend bei einer Übernahme muss das Motiv sein. Es muss einen klaren Grund geben für die Übernahme. Wenn man sie nur macht, weil Konkurrenten es auch tun, wird sie zu nichts führen.

Aber wie es ausgehen wird, weiß man doch erst im Nachhinein, oder?

Das stimmt. Man kann sich vorher nur die Marktreaktionen bei Börsengesellschaften anschauen, und auch die geben nur eine Einschätzung zum jetzigen Zeitpunkt wieder. Man kann jetzt noch nicht sagen, ob die Übernahme von Monsanto durch Bayer gut wird. Aber es wird sicher keine schlechte Übernahme, da hier ein klares strategisches Motiv vorliegt.

Was sind die häufigsten Fehler bei Übernahmen?

Meist werden die Einsparpotenziale überschätzt, dann zahlen die Käufer zu viel, um die erhofften Vorteile zu erreichen. Diese Einschätzung ist oft davon beeinflusst, ob es auch noch andere Interessenten für ein Unternehmen gibt. Wettbewerb kann zur Überbezahlung führen. Ein weiterer Fehler besteht oft darin, dass die Integration zu langsam erfolgt. Sehr viele Fehler werden nach der Übernahme gemacht.

Welche?

Schlechtes Management kann eine gute Akquisition in eine schlechte verwandeln. Die Phase nach der Übernahme ist daher sehr wichtig. Das konnte man bei Daimler-Chrysler Ende der Neunzigerjahre sehen. Der Plan sah am Anfang sehr gut aus. Die Börsen waren begeistert. Aber in der Integrationsphase gab es Fehler und Probleme. Das war insbesondere auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen.

Warum sind kulturelle Fragen bei Fusionen so wichtig?

Differenzen in der Unternehmenskultur können eine zentrale Rolle in der Integrationsphase spielen. Sie entscheiden auch darüber, ob Schlüsselpersonen das Unternehmen verlassen. Wenn die beiden Unternehmen eine ähnliche Kultur haben, arbeiten die Menschen leichter zusammen. Die müssen ja die geplanten Kostenvorteile verwirklichen. Wenn die Unternehmenskulturen zu verschieden sind, kann man ein ernstes Problem haben.

Kann man das vorher erkennen?

Entscheidend sind inzwischen die eigenen Experten in den Unternehmen. Heute haben große Unternehmen starke eigene Teams für Übernahmen, die sich in der Vorbereitung von Übernahmen mit dem anderen Unternehmen auseinandersetzen. Das ist inzwischen sehr professionell geworden. Kulturunterschiede mögen ein Hindernis sein, aber mit guten M & A-Abteilungen lässt sich das in den Griff bekommen.

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