R.I.P. Schlecker, Kodak, Neckermann und Co.:Es war einmal eine Marke

Schwedische Autos, Billig-Drogerien, und Foto-Pioniere: Unternehmen, die einen festen Platz in der Gesellschaft hatten, machten pleite, ob wegen Managementfehlern, technischem Wandel oder der Krise. Welche Marken 2012 verschwunden sind.

Von Benjamin Romberg

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R.I.P. Schlecker, Kodak, Neckermann und Co.:Schlecker

Schlecker Filiale

Quelle: dpa

Schwedische Autos, Billig-Drogerien, und Foto-Pioniere: Unternehmen, die einen festen Platz in der Gessellschaft hatten, machten in diesem Jahr pleite - wegen Managementfehlern, technischem Wandel oder allgemein aufgrund der Krise. Welche Marken 2012 verschwunden sind.

"For You. For Ort." war der letzte Hilferuf. So lautete der Slogan von Deutschlands größter Drogeriemarktkette. Nur leider war "vor Ort" oft da, wo niemand einkaufen wollte. Mit einer aggressiven Expansionsstrategie hatte es Gründer Anton Schlecker zum Marktführer gebracht. So hatte Schlecker zwar die meisten Filialen - etwa 7200 in Deutschland - im Vergleich zur Konkurrenz waren die durchschnittlichen Umsätze der Läden aber oft miserabel. Wohlfühlen durften sich die Kunden in den Schlecker-Filialen auch nicht: Enge Gänge, voll gepackte Regale. Hauptsache billig war das Motto von Schlecker. Nach dreistelligen Millionenverlusten im Jahr 2010 und vermutlich kaum besseren Zahlen im Folgejahr (Schlecker veröffentlichte keine Ergebnisse) folgte zum Jahresbeginn 2012 das Unvermeidliche: Am 23. Januar stellte Anton Schlecker den Insolvenzantrag. Nach vergeblichen Rettungsbemühungen und gescheiterten Verkaufsgesprächen wurden die meisten Filialen geschlossen. Tausende Mitarbeiter verloren ihren Job.

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R.I.P. Schlecker, Kodak, Neckermann und Co.:Kodak

Kodak stellt Insolvenzantrag

Quelle: dpa

Einmal strahlte Kodak 2012 doch noch. Im Mai kam heraus, dass der Kamerahersteller jahrelang einen Atomreaktor im Keller seines Unternehmensstammsitzes in Rochester, New York, aufbewahrt hatte. Zu Forschungszwecken soll das kühlschrankgroße Gerät genutzt worden sein. So innovativ war der Fotopionier leider nicht immer: Mit dem Wechsel zu digitalen Bildern kam Kodak nicht zurecht. Seit 2007 machte der Konzern keinen Gewinn mehr, im Januar beantragte er Insolvenz. Das Unternehmen ist nicht ganz verschwunden, mit dem Verkauf von Druckmaschinen suchen die Verantwortlichen nun den Erfolg. Aus dem früheren Kerngeschäft mit Kameras und Fotos hat sich Kodak zurückgezogen.

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R.I.P. Schlecker, Kodak, Neckermann und Co.:Neckermann

Die wechselvolle Geschichte der Versandhauskataloge

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Ob Kühlschrank, Waschmaschine oder Fernseher - "Neckermann macht's möglich": Den Slogan hatten die Deutschen lange Jahre verinnerlicht. Gerade zu Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit waren die Kataloge des Versandhauses (im Bild einer der ersten Kataloge von 1950) in fast jedem deutschen Haushalt zu finden. Relativ früh, noch bevor das Kataloggeschäft endgültig einbrach, konzentrierte sich das Unternehmen auf den Onlinehandel: 1995 der erste Online-Shop, 2006 die Umbenennung in Neckermann.de. Als die Geschäfte aber immer schlechter liefen, verlor der US-Investor Sun Capital schließlich die Geduld. Was ursprünglich "nur" als radikaler Stellenabbau geplant war, endete im Juli 2012 mit einem Insolvenzantrag. Im Herbst wurde Neckermann mit seinen etwa 2000 Beschäftigten abgewickelt.

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R.I.P. Schlecker, Kodak, Neckermann und Co.:Financial Times Deutschland

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Quelle: imago stock&people

Am Ende blieben nur noch ein paar Heuschrecken übrig. Nach dem Aus der Financial Times Deutschland versteigerte die Redaktion ihre "schönsten Erinnerungsstücke" für einen guten Zweck auf Ebay, darunter auch sechs aufgespießte Insekten, ausgestellt in einem hölzernen Schaukasten. 40.000 Euro brachte die Auktion ein - nicht viel im Vergleich zu den Summen, die die FTD ihre Gesellschafter im Laufe der Jahre gekostet hat. Die Wirtschaftszeitung aus dem Hause Gruner + Jahr hatte in ihrer Geschichte - die erste Ausgabe war am 21. Februar 2000 erschienen - nie schwarze Zahlen geschrieben. Zuletzt war der FTD auch ein großer Teil ihres Anzeigenumsatzes weggebrochen, 2012 soll sich der Verlust auf 15 Millionen Euro belaufen haben. Den Verlegern fehlte die Perspektive. 300 Mitarbeiter mussten gehen - am 7. Dezember erschien die letzte Ausgabe der lachsfarbenen Zeitung. Der Titel: "Endlich schwarz."

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R.I.P. Schlecker, Kodak, Neckermann und Co.:Q-Cells

Solarkonzern Q-Cells

Quelle: dpa

Die Krise der Solarbranche hat die Journalisten zu Höchstleistungen in der Disziplin Wortspiele getrieben: Von "Sonnenuntergang" war natürlich zu lesen und auch vom "Sonnenbrand", sogar der "Sonnenkrieg" tauchte in einigen Überschriften auf. Mit dem einstigen Weltmarktführer Q-Cells hat es 2012 einen weiteren ganz Großen der Branche erwischt: Im April beantragte das Unternehmen mit Sitz in Bitterfeld Insolvenz. Besonders die günstige Konkurrenz aus China macht den deutschen Konzernen zu schaffen. Den chinesischen Firmen wird vorgeworfen, die Konkurrenz mit unfairen Preisen zu bekämpfen. Die Politik hat deshalb reagiert: Die EU-Kommission hat das größte Anti-Dumping-Verfahren ihrer Geschichte eingeleitet - gegen Chinas Solarwirtschaft. Für Q-Cells kommt das zu spät. Das Unternehmen wurde im Sommer an den südkoreanischen Konzern Hanwha verkauft - unter dem neuen Namen Global PVQ SE sollen möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben.

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Saab beantragt Gläubigerschutz

Quelle: dpa

Genau genommen hätte Saab auch schon im vergangenen Jahresrückblick auftauchen können. In der zweiten Dezemberhälfte 2011 beantragte der schwedische Autobauer bereits Insolvenz. Doch erst 2012 wurde allen Beteiligten bewusst, was die Pleite eigentlich bedeutet: Seit April stehen die Bänder der Fabrik in Trollhättan still, Gerichtsvollzieher haben selbst die Oldtimer im firmeneigenen Museum beschlagnahmt. Bei manchem Opelaner dürfte die Skepsis gegenüber dem Mutterkonzern General Motors noch gewachsen sein. GM hatte als ehemaliger Eigentümer den Rettungsplan für Saab blockiert. Für die Arbeiter in Trollhättan gibt es aber Hoffnung: Das neugegründete Unternehmen National Electric Vehicle Sweden (NEVS) will 2013 in der Fabrik mit der Produktion von Elektroautos für den asiatischen Markt beginnen.

© Süddeutsche.de/bero/jab/lala
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