Rimowa:Die Riffel werden französisch

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Moderne Rimowa-Koffer gibt es auch in auffälligeren Farben. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Luxusgüter-Gruppe LMVH übernimmt den deutschen Kofferhersteller.

Von Valentin Dornis, München

Man erkennt sie am Flughafen sofort. Silbern, geriffelt, eckige Form: Die Koffer von Rimowa fallen auf am Gepäckband. Das deutsche Familienunternehmen hat sein Produkt über Jahrzehnte beharrlich weiterentwickelt - und steht nun vor einer der größten Veränderungen der Firmengeschichte.

Geschäftsführer Dieter Morszeck, Enkel des Firmengründers, wolle 80 Prozent der Unternehmensanteile für rund 640 Millionen Euro an die französische Gruppe LVMH verkaufen, hieß es in einer Mitteilung. Er bleibe aber Geschäftsführer von Rimowa. Das Geschäft diene der "langfristigen Sicherung des Unternehmens", sagte ein Sprecher. Mehr wollte er zu den Gründen nicht sagen. Das Geschäft solle bis Anfang 2017 abgewickelt werden. Dann kommt ein Co-Geschäftsführer dazu: Der 24-jährige Alexandre Arnault aus der Eigentümerfamilie von LVMH. "Während der vergangenen zwei Jahre hatte ich Gelegenheit, eine enge Beziehung zur Arnault-Familie aufzubauen", sagte Dieter Morszeck. Er wolle einen Teil des Erlöses an eine eigens gegründete gemeinnützige Stiftung spenden.

Die LVMH-Gruppe ist ein regelrechtes Luxus-Imperium. Marken wie Bulgari und Givenchy gehören dazu. Wie passt ein Kofferhersteller aus Köln in dieses Portfolio? Rimowa hat es geschafft, sein scheinbar profanes Produkt mit geschicktem Marketing zu einem Luxusartikel für den weltgewandten Jetsetter zu machen. 640 Euro für einen Handgepäck-Koffer ist ein stolzer Preis, Konkurrenten wie Samsonite oder Titan verlangen oft niedrigere Preise.

Doch wer etwas auf sich hält, reist mit Rimowa - das sagt zumindest das Unternehmen und präsentiert auf seiner Internetseite stolz eine lange Liste von mehr oder weniger berühmten Menschen, die schon mit Rimowa-Koffern gesichtet wurden. Das kantige Design ist so sehr aus der Zeit gefallen, dass es schon wieder einen neuen Chic verkörpert.

Dabei war der Aluminium-Koffer eher ein Zufallsprodukt. Nachdem die Kölner Fabrik im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden war, blieb nur noch Aluminium als Werkstoff übrig. Statt wie früher aus Sperrholz entwickelte Rimowa nun Koffer aus Leichtmetall und bot 1950 erstmals die Version mit dem geriffelten Design an. Denn wer viel reist, ist darauf angewiesen, dass das Gepäck alle Strapazen übersteht. Das geriffelte Design soll die Außenwände besonders stabil machen, außerdem sind viele Modelle spritzwassergeschützt.

Seit 2000 werden die Koffer auch aus Polycarbonat gefertigt, einem Kunststoff, der noch leichter als Aluminium ist und ähnlich widerstandsfähig. "Dieses Polycarbonat hat unsere Firma verändert", sagte Geschäftsführer Dieter Morszeck einige Jahre nach der Einführung. Mit dem Polycarbonat bekamen Rimowa-Koffer auch bunte Farben. Seit März dieses Jahres gibt es außerdem Rimowa-Koffer mit einem Display, das in Kooperation mit verschiedenen Fluggesellschaften den Papieranhänger beim Einchecken des Gepäcks ersetzen soll und über das Smartphone ansteuerbar ist.

Geschäftsführer Dieter Morszeck war immer stolz darauf, dass sein Familienbetrieb den Koffer über Jahrzehnte stetig weiterentwickelte und damit erfolgreich war. Für ihn sei Rimowa ein "urkölsches Unternehmen", betonte er. Dass die Traditionsfirma nun mit LVMH an eine ausländische Luxus-Gruppe geht, steht für ihn nicht im Widerspruch dazu. "Wir garantieren damit allen Rimowa-Mitarbeitern eine vielversprechende Zukunft", kündigte er an.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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