Rettung von Opel:GM und die "freudige Mitteilung"

Verwirrspiel um Opel: Erst bekräftigt General Motors den Wunsch auf deutsche Staatshilfe - kurz darauf behauptet Wirtschaftsminister Brüderle, GM wolle kein Geld haben.

Thomas Öchsner

Am Anfang glaubte man, dass sich da vielleicht jemand verhört hatte. Als Wirtschaftsminister Rainer Brüderle erklärte, General Motors (GM) würde auf deutsche Staatshilfen für die Tochter Opel verzichten und dies als "freudige Mitteilung" bezeichnete, berief er sich auf GM-Verwaltungsratschef Ed Whitacre.

Opel, dpa

Ein GM-Sprecher hat keinen Zweifel daran gelassen, dass der US-Konzern weiterhin fest mit deutscher Staatshilfe für Opel rechnet.

(Foto: Foto: dpa)

Auf einen also, der es eigentlich wissen müsste. Kurze Zeit später dann teilte GM mit, dass bei dem milliardenschweren Opel-Umbau selbstverständlich auch die finanzielle Unterstützung von Regierungen und Arbeitnehmern gefragt sei. GM werde bei den europäischen Opel-Ländern Kredite und Bürgschaften anfragen. Man könnte sagen, dass dies ein Dementi war von dem, was der Verwaltungsrat kurz zuvor in deutschen Medien verkündet hatte.

Für Brüderle ("Insofern ist das Thema Opel entschärft für mich") mag das, was er zuvor aus dem Verwaltungsrat gehört hat, die bessere Nachricht gewesen sein. Schließlich hatten Vertreter der Bundesregierung zuletzt immer wieder erklärt, dass es aus ihrer Sicht besser wäre, wenn sich GM selbst um die Sanierung der Rüsselsheimer kümmern würde.

Eine Aktion immerhin, die nach Angaben des Konzerns mehr als drei Milliarden Euro kosten dürfte; nach Berechnungen der Ratingagentur Moody's sogar weit über fünf Milliarden Euro. Gelder, die der US-Konzern, der selbst erst seit einigen Monaten aus der Insolvenz entlassen wurde, wahrscheinlich gar nicht hat. Dennoch sagen Gegner staatlicher Hilfen, dass die Finanzierung durch GM vor allem deshalb folgerichtig sei, weil der Konzern in der vorigen Woche überraschend den Verkauf Opels an den Kfz-Zulieferer Magna gestoppt hatte und das Unternehmen stattdessen behalten will.

Wahrscheinlich aber wird es doch anders kommen - und GM-Chef Fritz Henderson in Europa um finanzielle Unterstützung buhlen. Die diametral entgegengesetzten Positionen innerhalb der GM-Führung seien ein Beleg dafür, dass innerhalb der Konzernspitze längst ein Machtkampf zwischen Management und Verwaltungsrat tobe. "Henderson wird von Whitacre blamiert", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz und sprach von "Chaostagen bei GM". Es gebe "keine abgestimmte Kommunikationsstrategie und keine abgestimmte Unternehmenspolitik". Es sei ein Unterschied, "ob Romeo unter dem Balkon steht und säuselt, oder ob er nachher ins Schlafzimmer hochkommt".

Der Streit in der GM-Führung ist nicht neu: So hatte sich Henderson bereits für einen Opel-Verkauf an Magna ausgesprochen, wurde aber vom Verwaltungsrat unter der Führung Whitacres ausgebremst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte von GM daher nun klare Ansagen darüber, ob der US-Autokonzern Staatshilfen für Opel haben will oder nicht. Ihr Sprecher Ulrich Wilhelm erklärte, die jüngsten Aussagen entsprächen "leider dem monatelangen Hin und Her von General Motors in der Vergangenheit". Unterdessen hat GM eine weitere Tranche des Brückenkredits für Opel in Höhe von 200 Millionen Euro überwiesen.

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