Rettung der Welt:Gröhes Generalprobe

Hermann Groehe CDU Bundesminister fuer Gesundheit steht in einem Krankenzimmer waehrend dem Besu

Gesundheitsminister Gröhe geht in den Krisenmodus.

(Foto: imago/photothek)

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) nutzt das G-20-Treffen mit seinen Amtskollegen für einen ungewöhnlichen Test: Ein unbekanntes Virus bricht aus - in einer Simulation. Wie gut ist die Zusammenarbeit?

Von Kristiana Ludwig

Es passiert nicht oft, dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in einen Ausnahmezustand gerät. Am vergangenen Wochenende musste er zumindest mit seinen Ausnahmegefühlen umgehen und am Wahlabend in Nordrhein-Westfalen mitten im Siegestaumel kluge Worte finden. Also klopfte er dem rosa glühenden CDU-Spitzenkandidaten Armin Laschet auf die Schulter und sagte zur SPD, "dass es jetzt 3:0 für uns steht". Nun gut.

Ab Freitag wird sich Hermann Gröhe allerdings in eine richtige Extremsituation begeben, und zwar ganz bewusst. Zwanzig Gesundheitsminister aus aller Welt reisen an diesem Tag für ein G-20-Spitzentreffen nach Berlin. Sie wollen über Themen von internationaler Bedeutung beraten, über Seuchen etwa und über Keime, gegen die kein Mittel mehr hilft. Es geht um nichts weniger als das Überleben der Menschheit.

Hermann Gröhe hat sich überlegt, die Staatsmänner hautnah auf eine Krise vorzubereiten. Der Minister wird eine Pandemie simulieren. In einem schicken Glasbau am Brandenburger Tor wird Gröhe in einem abgetrennten Raum ein "Lagezentrum" errichten. Dort hinein will er seine Amtskollegen führen und sie ihren Krisenmodus proben lassen. Genauer: "Die Gefahr einer globalen Gesundheitskrise." Es soll ein Rollenspiel werden. Jeder spielt sich selbst, in Panik.

Das Szenario, das in Gröhes Spiel-Entwurf steht, klingt ernst: In dem fernen Land "Anycountry", wo die Menschen wenig Geld verdienen und die ärztliche Versorgung schwierig ist, "verursacht ein unbekanntes Virus schwere Atemwegserkrankungen". Das Virus breite sich aus, bald entwickle sich eine Epidemie, die auf die Nachbarländer übergreife.

Während der Übung werden nur die zwanzig Minister das "Lagezentrum" betreten dürfen. Außerdem werden Vertreter des Robert Koch-Instituts, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltbank in den präparierten Nebenraum gehen. Jeder darf einen Berater mitbringen. Dann sollen sich alle an einen Tisch setzen und Gröhe lauschen. Es werden fiktive Nachrichtensendungen und Social-Media-Beiträge eingespielt, die Gesundheitsminister sollen schnell Entscheidungen treffen. Dies ist eine Generalprobe für die Rettung der Welt. Wenn das Brandenburger Tor nicht jetzt schon im Zentrum der Macht ist - spätestens am Freitag wird es sich Kongresszentrum nebenan so anfühlen.

Der Ebola-Ausbruch habe gezeigt, dass die Welt "noch nicht ausreichend auf den Ausbruch von gefährlichen Krankheiten vorbereitet" ist, sagt der Gesundheitsminister, um seinen Plan zu erklären: "Deshalb müssen wir jetzt für solche Fälle üben." Gröhes Ministerium habe das Planspiel gemeinsam mit Wissenschaftlern und Experten aus GIZ, WHO und der Weltbank entwickelt.

Da dann die Minister schon einmal zusammen in einer Kammer stehen, kann Gröhe mit ihnen auch gleich ein paar grundsätzliche Fragen klären. Nicht nur: Wie können die G-20-Staaten einem armen Land wie "Anycountry" bei der Ausbruchbekämpfung helfen? Im "Lagezentrum" soll auch die Weltgesundheitsorganisation erfahren, wer sie im Ernstfall unterstützt. Zwischen falschen Nachrichten und Spiel-Karten will Gröhe über Reise- und Handelsbeschränkungen diskutieren, über ungerechtfertigte Beschränkungen und wie man sie vermeiden kann. Er will klären, wie die zwanzig wichtigsten Staaten der Erde die Kosten einer globalen Krise untereinander aufteilen. Sollten die Minister am Ende der Übung für all dies eine Lösung haben - bei der nächsten Flüchtlingskrise wird Kanzlerin Merkel wohl gleich zu Anfang Kostüme verteilen.

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