Reiche in Griechenland:Juncker kritisiert Milliardentransfers ins Ausland

Eurogruppen-Chef Juncker hat reiche Griechen dafür kritisiert, dass sie ihr Geld ins Ausland retten. Zugleich mahnte er die Menschen in Europa, die Bevölkerung in dem hoch verschuldeten Land nicht für das zu beschimpfen, was Linke und Rechte in den vergangenen Jahrzehnten heraufbeschworen hätten. Auf dem EU-Gipfel nächste Woche will er das gemeinsame Wirtschaftswachstum in den Mittelpunkt stellen.

Der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, hat Geldtransfers reicher Griechen ins Ausland kritisiert. "Wir sollten überlegen, ob es normal ist, wenn wir tatenlos zusehen, wenn griechische Milliardäre in der gegenwärtigen Krise ihr Geld nach Luxemburg und auch nach Deutschland retten", sagte Luxemburgs Ministerpräsident am Freitag auf dem Jahresempfang von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Stralsund.

Juncker bezeichnete es zugleich als schlechten Stil, wenn Europäer die Griechen pauschal beschimpften. Die Kritik dürfe sich nicht an die Bevölkerung richten, sondern müsse an jene aus dem rechten und linken Lager in Griechenland gehen, die über Jahrzehnte hinweg diese Krise heraufbeschworen und nun zu verantworten hätten.

Zuvor hatten sich Merkel und Juncker in einem Vier-Augen-Gespräch darauf verständigt, nach der Verabschiedung des zweiten Rettungspakets für Griechenland jetzt die Voraussetzungen für ein deutliches Wirtschaftswachstum in der EU zu schaffen.

Juncker fordert Wachstumsimpulse für Griechenland

Auf dem nächsten EU-Gipfel kommende Woche müsse wieder die Frage im Mittelpunkt stehen, wie man Wachstum stimulieren könne, sagte Merkel. Juncker unterstrich, die Konsolidierung der Haushalte sei in erster Linie Aufgabe jedes einzelnen Staates. Wirtschaftswachstum müsse dagegen vor allem gemeinsam angegangen werden.

Die letzten beiden Wochen hätten gezeigt, dass die griechische Regierung unter Regierungschef Lukas Papadimos auf einem hoffnungsvollen Wege sei. Entscheidend sei aber auch, ob es gelinge, in Griechenland wieder zu positiven wirtschaftlichen Entwicklungen zu kommen. Sparen allein reiche nicht aus, stellte Juncker klar. Es müsse gelingen, die europäischen Wachstumsimpulse nach Griechenland zu übertragen. Es sei wichtig, dass die Menschen in Griechenland, und vor allem die jugendlichen Arbeitslosen, wieder eine Zukunftschance bekämen.

Schäuble schließt drittes Rettungspaket nicht aus

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat unterdessen weitere Finanzhilfen für Griechenland nach 2014 nicht ausgeschlossen. Es könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass nach Auslaufen des zweiten Griechenland-Pakets 2014 bis zum Jahr 2020 nicht "weitere Anforderungen" kommen, sagte Schäuble nach Beratungen mit dem Haushaltsausschuss des Bundestages. "Es ist aber zu früh, darüber zu spekulieren."

In einem zuvor bekanntgewordenen Schreiben an die Abgeordneten hatte Schäuble klargestellt: "Es gibt keine Garantien, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führt." Weiter hieß es: "Es ist möglicherweise auch nicht das letzte Mal, dass sich der Deutsche Bundestag mit Finanzhilfen für Griechenland befassen muss."

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