Regulierung:Ein Mann besiegt das System

Regulierung: Vorort-Idylle Hounslow: In der Haushälfte rechts lebt Navinder Singh Sarao.

Vorort-Idylle Hounslow: In der Haushälfte rechts lebt Navinder Singh Sarao.

(Foto: Adrian Dennis/AFP)

Nach der Verhaftung des "Flash Crash"-Verdächtigen zweifeln Politiker am Regulierungssystem. Wie gut sind die Börsen gegen Betrüger gefeit? Die Politik in Washington ist alarmiert, es soll Untersuchungen geben.

Von Björn Finke, London

Das wirft einige Fragen auf: Ein heute 36-Jähriger soll aus einer Doppelhaushälfte heraus mit betrügerischen Spekulationsgeschäften den Flash Crash mitausgelöst haben. Jenen Börsenabsturz am 6. Mai 2010, als binnen weniger Minuten der US-Aktienindex Dow Jones fast zehn Prozent einbüßte. Aufseher waren bereits 2009 auf den Londoner aufmerksam geworden, stoppten ihn aber nicht. Und es dauerte nach dem Crash noch fünf Jahre, bis Navinder Singh Sarao schließlich Mitte dieser Woche verhaftet wurde.

Das alles lässt die Finanzkontrolleure in den USA nicht im besten Licht dastehen. Und es weckt Zweifel daran, wie robust die Systeme der Börsen sind, wie gut sie gegen Betrüger gefeit sind. Immerhin gelang es offenbar einem einzelnen Mann, von zu Hause aus mit einer manipulierten Handelssoftware die wichtigste Börse der Welt zu erschüttern. Beängstigend.

Die Politik in Washington ist alarmiert. Der Bankenausschuss im Senat kündigte Untersuchungen an. Die Abgeordneten werden dabei sicher einen Vorschlag des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker sehr genau studieren. Volcker hatte in dieser Woche - schon vor Saraos Verhaftung - gesagt, die Aufsichtsbehörden SEC und CFTC müssten zusammengelegt werden.

Die SEC kontrolliert die Aktienmärkte, die CFTC ist für Termingeschäfte zuständig. Sarao manipulierte den Markt für Termingeschäfte, also Wetten auf die zukünftige Entwicklung von Aktienkursen. Doch ein Kurssturz bei diesen sogenannten Futures löste in der Folge die Turbulenzen auf den Aktienmärkten aus. Die zwei Märkte sind eng verbunden - aber sie werden von verschiedenen Behörden überwacht.

Britische Medien verbreiteten neue Details über Saraos Leben. Er soll nach dem Studium an einer Londoner Universität bei einer Bank angefangen haben. Mit Mitte 20 begann er jedoch, auf eigene Rechnung mit Termingeschäften zu spekulieren. Die Londoner Filiale von Credit Suisse gewährte ihm Kredit. Sarao hatte Erfolg - aber offenbar auch dank betrügerischer Tricks. Mit schlimmen Folgen.

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